Die Meraner Softwareschmiede ReGuest hat den Anfang gemacht, mit der Gallmetzer Holding soll 2025 bereits das nächste Südtiroler Unternehmen, das über eine Quotierung Investoren von außen ins Boot holen will, folgen.<BR /><BR />Kann man bei 2 Firmen schon von einem Phänomen sprechen? Nachdem sich in Südtirol in Sachen Private-Equity-Geschäfte und Börsengänge über viele Jahre hinweg wenig bzw. gar nix getan hat, ist die plötzliche Häufung sicherlich spannend. <BR /><BR /><embed id="dtext86-67779490_quote" /><BR /><BR />Etwas schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob es sich bei diesen Börsengängen um einen Ritterschlag handelt: „In gewissem Sinne ist es das sicherlich. Ganz allgemein ist ein Listing keinesfalls geringzuschätzen. Es ist gut, dass auch Südtiroler Unternehmen verstärkt den Kapitalmarkt in Betracht ziehen und sich einem breiteren Kreis von Investoren präsentieren wollen“, meint Jürgen Huber, Professor am Institut für Banken und Finanzen an der Uni Innsbruck gegenüber diesem Medium.<BR /><BR />Fairerweise müssen bei der Bewertung der aktuellen Börsenambitionen die Feinheiten des Kapitalmarkts berücksichtigt werden. So werden die Aktien der ReGuest AG über ein „Direct Listing“ am Handelsplatz Vienna MTF (Multilateral Trading Facility) gehandelt. Dieser Handelsplatz, früher als „Dritter Markt“ bekannt, ist ein weniger regulierter Markt, der vor allem kleinen Unternehmen und Start-ups offensteht.<h3> 28 Titel, unter einer Milliarde Euro</h3>Der Vienna MTF umfasst aktuell 28 Titel mit einer gesamten Marktkapitalisierung von knapp unter einer Milliarde Euro, was einem Durchschnitt von etwa 35 Millionen Euro je Listing entspricht.<BR /><BR />„Der Handelsplatz Vienna MTF bietet kleinen Unternehmen die Möglichkeit, erste Erfahrungen am Kapitalmarkt zu sammeln und die längerfristige Unternehmensentwicklung zu unterstützen“, erklärt Huber. „Es ist ein idealer Einstieg für Firmen, die die Hürden des regulierten Prime Markets noch nicht überwinden können oder wollen – etwa weil sie sich in einer frühen Phase befinden.“<BR /><BR />Unternehmen im Vienna MTF müssen weniger strenge Vorschriften in Bezug auf Liquidität, Transparenz und Berichtspflichten erfüllen. Die Zulassungskriterien sind nicht so strikt, und die Kosten bleiben überschaubar. Gleichzeitig sind jedoch die Sichtbarkeit und das potenzielle Interesse von institutionellen Investoren geringer.<h3> „Aufstiege in der Praxis selten“</h3>Ist ein Unternehmen im Vienna MTF besonders erfolgreich, kann es nach Jahren in größere Märkte aufsteigen. „In der Praxis ist das jedoch selten“, so Huber. „Der österreichische Kapitalmarkt ist relativ statisch. In den USA hingegen sind solche Aufstiege viel häufiger. Man denke an Google oder Tesla, die es am Kapitalmarkt von ganz unten bis in die erste Reihe geschafft haben.“ Der Unterschied liege vor allem in der höheren Dynamik und dem breiteren Investorenumfeld in den USA.<h3> Sonderfall Alerion</h3>Fasst man „Südtiroler Börsengang“ etwas weiter, fällt auch Alerion darunter, jenes Mailänder Energieunternehmen, das seit 2003 börsennotiert ist und seit 2017 mehrheitlich von der Bozner Unternehmerfamilie Gostner (Fri-el) kontrolliert wird. Die Papiere werden im Hauptsegment der Börse Euronext Milan gehandelt, einem großen, streng regulierten Markt mit einem weltweiten Investorenkreis.