Ob als traditioneller Pullover, als Dämmmaterial oder Wellnessanwendung: Schafwolle ist ein vielseitig einsetzbarer Rohstoff und in Südtirol reichlich vorhanden. Leider wird dieses Potential – Südtirols Schafe liefern jährlich etwa 150 Tonnen Wolle – nicht voll ausgeschöpft und jährlich landen 60 Tonnen Schafwolle im Müll.Die insgesamt 46.300 Schafe in Südtirol liefern jährlich 150 Tonnen Wolle. Davon werden 30 Tonnen in Südtirol verarbeitet, 60 Tonnen exportiert und ganze 60 Tonnen landen im Müll. „Es kann nicht sein, dass eine so große Menge dieses wertvollen regionalen Rohstoffs nicht genutzt wird, Wolle ist viel zu schade für den Müll“, sagt Traudl Schwienbacher, die Präsidentin der Ultner Wollmanufaktur „bergauf“. In dieser Sozialgenossenschaft verarbeiten – vorwiegend Frauen aus dem Tal – die gewaschene Schafwolle und fertigen daraus verschiedenste Produkte, von Matratzen über Heimaccessoires bis hin zu Kleidungsstücken.Arbeitsplätze im Tal schaffen„Die Genossenschaft möchte Arbeitsplätze im Tal schaffen und somit der Abwanderung entgegenwirken“, betont Schwienbacher. „Zudem arbeiten wir im Einklang mit der Natur, indem wir ausschließlich Pflanzenfarben verwenden, weite Transportwege meiden und regionale Kreisläufe schaffen“.Schafwolle punktet mit einzigartigen Eigenschaften: Sie ist nicht nur ein guter Wärmeisolator, indem sie die eigene Körperwärme nur wenig entweichen lässt, sondern wirkt auch temperaturausgleichend und hält im Sommer kühl.Zudem kann sie eine ganze Menge an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen, und ihre Oberfläche ist gleichzeitig – Dank des Wollfettes Lanolin – wasserabweisend.Lanolin ist sehr hautverträglich und wirkt entzündungshemmend. Wolle nimmt Schmutz und Gerüche schlecht an, lässt sich gut waschen und riecht nach kurzem Lüften wieder frisch. Zudem soll sie sogar Luftschadstoffe dauerhaft aus der Raumluft entziehen. Wolle brennt schlecht und ist als einzige Tierfaser von Natur aus filzfähig.Vielseitig einsetzbar„Dank ihrer guten Eigenschaften ist Wolle vielseitig einsetzbar“, erklärt Stefan Kaserbacher von Ultental Marketing. „Wolle gilt wegen ihrer guten Dämmeigenschaften als ausgezeichneter Dämmstoff. In Südtirol kommt sie aber als solcher noch viel zu wenig zum Einsatz.“Daneben könnte Wolle in Luftreinigungssystemen Anwendung finden, da sie stark entgiftend wirkt. Da Wolle aber auch ein guter Wärmeisolator, wasserabstoßend und leicht waschbar ist, eignet sie sich auch bestens für verschiedenste Funktions- und Outdoorbekleidung.“Gemeinsam mit „bergauf“ und mit Unterstützung des Cluster Alpine Wellbeing im TIS suche man deshalb aktiv nach Kooperationspartnern und neuen Verwendungsmöglichkeiten für die Wolle.Schafwolle für Wellness„Neben der traditionelleren Verwendung wie Bekleidung oder Filz kann Wolle auch im Wellnesssektor eingesetzt werden“, sagt Sabine Schnarf des TIS Cluster Alpine Wellbeing.Das erste konkrete Anwendungsbeispiel ist das innovative Ultner Schafwollbad, das aus der Kooperation der Sozialgenossenschaft mit der Pfitscher Unternehmerin Conny Schwitzer, der Ideatorin der Silberquarzit Ursteinmassage, entstanden ist.„Kennengelernt habe ich Traudl Schwienbacher im Rahmen einer Veranstaltung im TIS“, erzählt Conny Schwitzer. „Als sie mir von den tollen Eigenschaften der Wolle erzählte, habe ich sofort an einen Einsatz im Wellnessbereich gedacht, wo Wolle helfen kann, Stress abzubauen.“ Heute ist das Ultner Schafwollbad als eine einzigartige regionale Wellnessanwendung bereits im Wellnessangebot von vier Südtiroler Hotels.Stärkung regionaler Kreisläufe„Wolle ist ein hochwertiger regionaler Rohstoff mit viel Potential“, sagt Sabine Schnarf. Authentische, lokale Produkte und Wellnessanwendungen lägen im Trend und würden Regionen einzigartig machen.„Im TIS möchten wir deshalb dabei unterstützen, eine neue Wertschöpfungskette aufzubauen“, so Schnarf. Das Ultner Schafwollbad sei nur das erste konkrete Ergebnis, weitere sollen bald folgen.„Durch die Stärkung regionaler Kreisläufe können auch im strukturschwachen Ultental Arbeitsplätze entstehen und erhalten bleiben“, bestätigt Andrea Zeppa, Ressortdirektor für Innovation. „Und vielleicht können wir dadurch auch einen kleinen Beitrag leisten, um der Landflucht entgegenzuwirken“, betont Zeppa.