Im Interview erklärt der 32-Jährige, wie die Arbeit als Wiesn-Kellner abläuft, und verrät auch, wie es um das Gehalt steht.<BR /><BR /><b>Wie sind Sie Wiesn-Kellner geworden?</b><BR />Rocco Palermo: Nach Corona habe ich meine vorherige Arbeit gekündigt. Mein Onkel ist daraufhin auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich auf dem Oktoberfest ein wenig Geld verdienen will. Er kannte Stephanie Spendler, die Chefin vom Löwenbräuzelt.<BR /><BR /><b>Beschreiben Sie uns Ihren Arbeitsalltag</b><BR />Palermo: Ich arbeite in einem Reservierungsbereich. Dort gibt es 2 Turnusse, die ich abwickeln muss: Mittags- und abends. Am Morgen komme ich hin, wische zunächst einmal über die Tische drüber und klebe auf jeden Tisch den Reservierungszettel. Dann wird gemeinsam mit allen anderen Kellnern gefrühstückt. Kurz vor Mittag geht es mit den Mittagsreservierungen los. Diese bleiben bis 16.30 Uhr. Dann hat man eine halbe Stunde Zeit, die Tische zu reinigen, die alten Reservierungszettel zu entnehmen und die neuen raufzukleben. Dann kommen die Abendreservierungen und man spielt den gleichen Ablauf nochmal durch.<BR /><BR /><b>Wie viel Maß Bier können Sie gleichzeitig tragen?</b><BR />Palermo: 14 Maß. Das heißt, 6 Bier in der einen Hand, 6 Bier in der anderen. Auf die 6 Maß wird jeweils die Siebte raufgestellt.<BR /><BR /><b>Da braucht es schon Kraft…</b><BR />Palermo: Es ist physisch wirklich anstrengend. Zum Glück bin ich aber sportlich. Ich bin viel am Klettern und bin selbstständiger Klettertrainer. Das ist für die Handgelenke und die Griffkraft, um die schweren Krüge zusammenzuhalten, sehr von Vorteil, im Vergleich zu anderen. Viele helfen sich auch mit Schienen weiter oder müssen sich tapen.<BR /><BR /><b>Und wie hält es sich mit der Müdigkeit, schließlich wird 16 Tage durchgearbeitet?</b><BR />Palermo: Genau von Montag bis Freitag von 10 bis 23 Uhr. Am Wochenende sogar länger, da das Zelt schon um 9 Uhr aufmacht. Hinzu kommt, dass man mit den Kolleginnen und Kollegen auch nach der Arbeit feiert. Aber man versucht, das nicht in die Länge zu ziehen, weil jede Minute Schlaf wichtig ist. Mein Geheimrezept: Viel Magnesium und Zink, um fit zu bleiben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-66804221_quote" /><BR /><BR /><b>Wie viel verdient nun ein Wiesn-Kellner?</b><BR />Palermo: Die Regel Nummer Eins bei den ganzen Wiesn-Bedienungen auf dem Oktoberfest ist, dass man über das genaue Gehalt schweigt. Aber es ist schon ein sehr gutes Geldpolster, das man anlegen kann. Der Grundlohn – genannt Bedienungsgeld – sind 9 Prozent pro verkaufte Maß. Hinzu kommt das Trinkgeld. Das heißt, wie viel man verdient, hängt stark davon ab, in welchem Bereich man arbeitet, wie das Wetter ist und wie gut man als Kellner ist.<BR /><b><BR />Wie ist es bei Ihnen mit dem Trinkgeld?</b><BR />Palermo: Hin und wieder muss man die Leute darauf hinweisen, dass wir vom Trinkgeld auch ein bisschen leben. Gewisse Nationen haben die Trinkgeldkultur eben nicht. In Summe läuft es aber recht gut, auch wenn die Preise ein bisschen hoch sind. Doch dahinter steckt eine lange Kette an Mitarbeitern, die davon finanziert werden. Von der Reinigungskraft über die Servicekraft bis hin zum Koch. Das ist nicht allen Gästen bewusst.<BR /><BR /><b>Wie sind eigentlich die Gäste?</b><BR />Palermo: 96 Prozent der Gäste, die ich bewirte, sind wirklich sehr gesittet und respektieren unseren Job. Uns werden auch die Wege frei gemacht. Die restlichen 4 Prozent sind Gäste, mit denen man auch aneinandergerät, weil sie oft einen gewissen Alkoholpegel bereits intus haben. Aber ich behalte trotzdem meine Ruhe und reagiere rechtzeitig. Im schlimmsten Fall hole ich die Security.<BR /><BR /><b>Was gefällt Ihnen an dieser Arbeit?</b><BR />Palermo: Es sind viele schöne Freundschaften mit den ganzen Gästen entstanden. Eine schöne Begegnung war mit Gästen aus London. Einer war Tourguide in England, der auch in der Arktis unterwegs ist. Dieser hat mir das Angebot gemacht, ihn zu besuchen. Besonders ältere Damen und Herren, die jedes Jahr kommen, behandeln einen wie ein Enkelkind – auch das ist lustig. Mit den schönen Begegnungen habe ich nicht gerechnet. Ich habe erwartet, dass man die ganze Zeit durcharbeitet, doch im Vergleich zu anderen Gastro-Jobs hat man hier mit den Gästen eine Riesengaudi.