Italien falle im Standortwettbewerb immer weiter zurück. Auch für Südtirol habe dies gravierende Folgen, so Oberrauch. „Wir müssen deshalb alles Menschenmögliche tun, die volle Finanzautonomie ins Land zu holen.“„Hinter uns liegt die gravierendste Finanzkrise seit vielen Jahrzehnten und nun droht uns eine Schuldenkrise von epischen Ausmaßen“, so Oberrauch. Dies bedeute, dass ein paar Jahre „nachgespart“ werden müsse, was „vorgefressen“ worden war. Finanzkrise hin oder her, die Innovationskraft der Unternehmen aller Branchen sei ungebrochen, so der SWR-Präsident. „Noch nie zuvor hatten wir so viele tüchtige und gut ausgebildete Menschen und so viele gute Ideen – auch in Südtirol.“ Dies zähle langfristig mehr als jede Finanzkrise. Südtirol - keine Insel der Seligen „Wenn man den Wirtschaftsprognosen Glauben schenken kann“, sagte Oberrauch, so sei Südtirol ganz bestimmt nicht – oder zumindest nicht mehr – eine Insel der Seligen. Laut Handelskammer werde das Wirtschaftswachstum 2011 nur mehr 1,3 Prozent betragen, "also nur etwas mehr als der hochverschuldete und unregierbare Staat Italien", für den 1,0 Prozent Wachstum prognostiziert werde. Selbst hinter den angrenzenden Regionen des italienischen Nordostens (Prognose 1,9 Prozent) falle Südtirol zurück. „Handeln ist angesagt.“"Die Politik in Rom hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt"Denn Italien falle im Standortwettbewerb immer weiter zurück. Die Staatsschulden würden den gesamten Spielraum für Zukunftsinvestitionen auffressen. „Die Politik in Rom hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt und lässt den Mut zu Maßnahmen vermissen.“Der Druck gehe heute soweit, sagte Oberrauch, dass die Rechtsstaatlichkeit verlassen werde. „Betrachten wir nur die Handlungen von Equitalia bei der Steuereintreibung in Südtirol. Derzeit werden nur gutgehende Firmen aufs Korn genommen, die jede Steuer bis zum letzten Euro bezahlen und die Gesetze einhalten. Equitalia setzt sich über die eigenen Vorschriften hinweg, missachtet sogar das Bürgerliche Gesetzbuch und schreibt Steuernachforderungen vor, gegen die der Betroffene dann in jahrelangen Gerichtsverfahren klagen kann“, polterte ein erzürnter SWR-Präsident. „Wer so vorgeht, betreibt Raubrittertum.“Oberrauch fordert volle Finanzautonomie Was geht dies Südtirol an, wo die Kompetenz dafür ja Rom zufällt und nicht Bozen, fragte Oberrauch in den Saal. „Viel, sehr viel sogar“, gab er selbst die Antwort: Denn Betriebe, Arbeitsplätze und Steueraufkommen würden unwiderruflich verloren gehen. „Daher meine klare Forderung heute: Verstecken wir uns nicht mehr länger hinter Rom und tun alles Menschenmögliche, die volle Finanzautonomie ins Land zu holen.“ Man erwarte sich dabei weder ein Steuerparadies noch kurzfristige Steuersenkungen. „Aber mehr Rechtsstaatlichkeit.“, so Oberrauch. Die Wirtschaftstreibenden im SWR wollen sich nicht beklagen, sagte der Präsident. Neue Steuern und Abgaben für Bürger und Unternehmer lehne man aber dezidiert ab. „Wir wollen unser Land durch Strukturreformen zukunftsfit sehen und setzen uns mit Nachdruck dafür ein, das große Sparpotential im Verwaltungs- und Gesundheitsbereich zu nutzen.“Ein Thema überstrahle jedoch alle anderen Forderungen: Bürokratieabbau. „Viele Unternehmer können einfach nicht mehr“, sagte Oberrauch. Kein Wunder, wenn die nachfolgenden Generationen immer weniger Lust zeigten, die Betriebe der Eltern zu übernehmen. Danach zählte Oberrauch weitere, für die Wirtschaft wichtige Anliegen an die Politik auf: Die Verbesserung der Erreichbarkeit, die Investition in Innovation, Forschung und Entwicklung, die stärkere Unterstützung der Berglandwirtschaft und der „Small Business act“, der die Rolle der Klein- und Mittelbetriebe für Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen besser berücksichtigen sollte.„Allen gemeinsam ist uns“, so Oberrauch abschließend, „die strategische Ausrichtung des Landeshaushaltes 2012 und für die Zukunft. Damit soll der Südtiroler Wirtschaft zu erneutem Wachstum verholfen werden“. Durnwalder: Unternehmen müssen Einsparungen hinnehmen Südtirol habe die Möglichkeit, eine Politik für die eigenen Bedürfnisse zu machen, die nicht an der Realität vorbeizielt, sagte Landeshauptmann Luis Durnwalder. Deshalb verstehe er auch, dass sich die Wirtschaft Steuerreduzierungen wünsche. „Die Unternehmer dürfen aber nicht gleichzeitig mehr Geldmittel verlangen, sondern müssten Einsparungen hinnehmen“, so der Landeshauptmann. Mit großen Steuerreduzierungen könne man in nächster Zeit aber nicht rechnen.Ebner: Südtirol geht es im Vergleich zu anderen Regionen gut „Südtirol geht es im Vergleich zu anderen, umliegenden Regionen gut“, sagte Handeskammer-Präsident Michl Ebner in seiner Ansprache. Trotzdem brauche es ein Umdenken: „Es muss so sein, dass man dem Menschen all das überlässt, was man kann, sei es den Unternehmern als auch den Arbeitnehmern“, forderte Ebner indirekt Erleichterungen.sor