Ein Tablet für 37 Euro, ein Saugroboter für neun Euro oder ein T-Shirt für unter drei Euro: Mit solchen Dumping-Preisen gewinnen chinesische Verkaufsplattformen wie Temu und Shein täglich Tausende neuer Kunden.<BR /><BR />Seit einiger Zeit gehen die Unternehmen verstärkt in Europa auf Kundenfang, weil die USA ihre Zollbestimmungen für Kleinsendungen verschärft haben. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) haben Temu und Shein ihre Werbeausgaben in Europa seit April um mehr als 40 Prozent erhöht – mit Erfolg. <h3> Abgabe für Billig-Pakete</h3>Die Nutzerzahlen steigen und mit ihr auch die Zahl der Paketzusendungen, was wiederum den Zoll belastet. Nach Angaben der EU-Kommission trafen 2024 täglich rund zwölf Millionen Pakete in der EU ein – der Großteil davon aus China.<BR /><BR />Die EU plant deshalb, eine Pauschalabgabe für alle Päckchen aus Drittstaaten einzuführen. Waren würden dadurch teurer werden. Bisher bleiben Sendungen mit einem Warenwert von bis zu 150 Euro von Zollgebühren verschont. Wie hoch die Abgabe genau sein wird, steht noch nicht fest. Einem Kommissionspapier zufolge könnten die Gebühren jedoch bis zu zwei Euro betragen. Ein ähnliches Gesetzesvorhaben wird gerade auch in Frankreich diskutiert. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70483073_quote" /><BR /><BR />Die europäischen Handelsverbände begrüßen diesen Schritt. Für sie führen Plattformen wie Temu und Shein zu einem verzerrten Wettbewerb. Während europäische Händler Steuern zahlen, Umweltauflagen erfüllen und faire Arbeitsbedingungen gewährleisten müssen, halten sich diese Anbieter häufig nicht an solche Vorschriften, lautet die Kritik. <BR /><BR />Dies bestätigt auch der Wirtschaftsverband hds: „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass europäische Textil- und Schuhunternehmen strengen Umwelt-, Sozial- und Transparenzauflagen unterliegen, während internationale Onlineanbieter unter Umgehung dieser Standards massive Wettbewerbsvorteile erzielen“, kritisiert Markus Rabanser, Präsident der Fachgruppe Fashion im hds. Auch die Qualität der Produkte wird von Verbraucherschützern oft kritisiert. <h3> Kunden gewinnen und binden mit Spottpreisen</h3>Temu und Shein haben ihre Präsenz im Online-Shopping aufgrund aggressiver Werbung stark ausgebaut. „Sie sind eigentlich riesige Marketingmaschinen, die einen Großteil ihres Budgets in Werbung investieren, um neue Kunden zu gewinnen“, sagt Thomas Aichner, Markenexperte und Leiter der Südtirol Business School. Gerade die sozialen Medien werden für Marketingzwecke genutzt. <BR /><BR />Um Nutzer langfristig zu binden, setzen die Plattformen zusätzlich auf zeitlich begrenzte Rabatte, spielerische Elemente und Bonusprogramme, die zu wiederholten Käufen animieren sollen. <h3>Warum kann Temu so günstig sein?</h3>Der niedrige Preis ist ein zentraler Erfolgsfaktor. „Teilweise sind dort identische Produkte wie auf der Konkurrenzplattform Amazon erhältlich, jedoch zu deutlich günstigeren Preisen“, so Aichner.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70486791_quote" /><BR /><BR />Das liegt an einem radikal anderen Geschäftsmodell: „Temu und Shein umgehen klassische Zwischenhändler und liefern direkt vom Hersteller in China an die Endkunden“, erklärt Aichner. So entfallen mehrere Logistikstufen, Margenaufschläge und Lagerkosten.<BR /><BR />Ein Beispiel: Ein T-Shirt für 2,80 Euro wird mit einem Klick über Temu direkt bei einer Fabrik in China bestellt und verschickt – ohne EU-Zwischenlager, ohne lokalen Händler, ohne zusätzliche Lagerkosten.<BR /><BR /> Dieses Modell spart zwar Kosten, bringt aber auch Nachteile mit sich. „Vor allem die Lieferzeit ist bei Temu und Co. deutlich länger, während bei Konkurrenten wie Amazon viele Waren bereits auf Abruf in europäischen Lagern bereitliegen“, erklärt Aichner.