SALE als Standortfrage<BR /><BR /><BR /><BR />Nach der Begrüßung der Gäste durch Dieter Unterberger von der Wirtschaftskammer Tirol und Prof. Günther Botschen vom Retail Lab der Universität Innsbruck gab Hannes Linder vom Beratungsunternehmen Standort und Markt aus Baden bei Wien einen Überblick zum Status Quo und zu den Entwicklungspotentialen der Tiroler Handelslandschaft. Die Shopfläche in Österreich beträgt aktuell 16 Millionen Quadratmeter, in Tirol sind es 1,42 Millionen, was knapp 9% des gesamten Shopflächenvolumens von Österreich ausmacht. Die Verkaufsflächendichte liegt in Tirol etwas über dem österreichischen Durchschnitt. Die entscheidende Frage lässt sich mit dem passenden Begriff SALE ausdrücken, abgekürzt für Sind alle Lagen erfolgreich? . Hierzu präsentierte Hannes Linder viel Datenmaterial, differenziert nach Einkaufszentren, Fachmarktagglomerationen und Cities. In den Einkaufszentren wachse der Diskont und der Modebereich stagniere. Am Ende gilt: Lage, Lage, Lage. Was die Fachmarktagglomerationen betrifft, so wird der Kreisverkehr zum modernen Nahversorgungszentrum , so Hannes Lindner, wobei es auch dort Stagnation gebe und sich die Lage zuspitzt. In den Cities zeigt sich ein Verkaufsflächenrückgang in den Innenstädten, der beispielweise in Innsbruck knapp 4.800 Quadratmeter in den letzten vier Jahren ausmacht. Die Mode sei immer noch der Hautbesuchsgrund in Städten und die City kämpfe nicht gegen Einkaufszentren, sondern alle kämpften gegen E-Commerce. Insgesamt habe sich das Konsumklima nach Corona verschlechtert, da in Tirol vor allem die Gastronomie die Preise hinauftreibe, was für einheimische Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend problematisch ist. Als Handlungsempfehlungen nannte Hannes Lindner u.a. neue Multifunktionszentren, eine Flurbereinigung bei den Fachmarktagglomerationen und die Suche nach alten und neuen Besuchsgründen für Innenstädte. Die Idealvorstellung einer City sei ein Funktionsverbund von Wohnen, Arbeiten, Kultur und Gesundheitsangeboten .<BR /><BR /><BR /><BR />Modestraße zum Erfolg<BR /><BR /><BR /><BR />Wie es möglich ist, trotz widriger Umstände immer noch erfolgreich zu sein, zeigte Karl Mayr auf, Mitinhaber der FUSSL Modestraße. Wie das geht? Mit Sicherheit und Vertrauen, das man sich jeden Tag erwerben müsse und getreu dem Motto von Konsumpsychologin Simonetta Carbonaro, dass Kundenorientierung nicht bedeutet, sich am Kunden zu orientieren, sondern dem Kunden Orientierung zu geben. Mit 144 Filialen in Österreich und 50 Filialen in Deutschland kommt Fussl ganz ohne den Internetverkauf aus und hat mit 240 Millionen Euro Umsatz im vergangen Jahr das beste Geschäftsergebnis der Firmengeschichte eingefahren. Das Internet sei gut für Bedarfsartikel, aber es fehle dort die Entwicklung der Begehrlichkeit.<BR /><BR /><BR /><BR />Multifunktionalität, Shopping Destinations und neue Besuchsmotive<BR /><BR /><BR /><BR />In der von ORF-Moderator Günter Schimatzek moderierten Podiumsdiskussion zeigten fünf ExpertInnen auf, wie regionale Handelslandschaften zukunftsgerecht gestaltet werden können. Stadtplanerin Daniela Allmeier aus Wien meinte, dass die Bundeshauptstadt ähnliche Probleme habe wie anders Städte und dass es auf Multifunktionalität ankomme, denn der Handel alleine könne es kaum richten. Christoph Andexlinger von ESD Spar European Shopping Centers aus Salzburg plädierte in diesem Sinne für Shopping Destinations anstelle herkömmlicher Einkaufszentren . Wolfgang Feucht von Feucht Mode betonte die Wichtigkeit der Erreichbarkeit für den stationären Handel, Thomas Ebner vom Stadtmarketing Kufstein zeigte sich optimistisch zur Zukunft der Innenstädte, wenn man veränderte Besuchsmotive berücksichtigt und Lisa Kittner von der Initiative starke Innenstadt Münster , einem privaten Verein mit derzeit 220 Mitgliedern empfahl, Stadtentwicklung nicht nur der Verwaltung zu überlassen.<BR /><BR /><BR /><BR />Damit war am Ende klar: die Zeichen der Zeit zu erkennen, richtig zu deuten und entsprechende Schlüsse für den regionalen Handel zu ziehen, sichert nicht nur dessen Zukunft, sondern die Zukunftsfähigkeit der ganzen Gesellschaft. Den Austausch und die Diskussion verfolgten aus Südtirol auch jene Kooperationspartner, die in Projekten strategischer Gemeindeentwicklung und Nachhaltigkeit mit der Universität Innsbruck kooperieren, namentlich der Eurac Research, des Handels- und Dienstleistungsverbandes hds sowie der Gemeinde Schluderns im Vinschgau.