Als Unternehmer ist es wichtig, die zentralen Megatrends unserer Zeit zu kennen, zu verstehen und darauf zu reagieren. „Der drohende Fachkräftemangel gehört sicherlich zu den bedeutendsten Themen, mit dem sich das Südtiroler Handwerk mittel- und langfristig auseinandersetzen muss“, erklärte der Obmann der Tischler im lvh Michael Gruber im Rahmen der diesjährigen Jahresversammlung.Nur wenn man sich frühzeitig und offensiv mit dieser Entwicklung auseinandersetze, könne das komplette Aussterben von Fachkräften verhindert werden. „Wir Unternehmer sind für die Fachkräftesicherung verantwortlich. Wir sind es, die den Jugendlichen das betriebliche Know-how, soziale Kompetenzen und persönlichkeitsbildende Eigenschaften mit auf den Weg geben können. Die Ausbildung sollte nicht als Kosten-, sondern als Wertschöpfungsfaktor gesehen werden. Nur eine hochwertige Ausbildung wird den Fachkräftebedarf der Wirtschaft in Zukunft sichern“, ist Gruber überzeugt. Einen Denkanstoß, die Megatrends der Zukunft neugierig zu hinterfragen sowie aus einer neutralen Einschätzung des Wandels heraus in Möglichkeiten für das eigene Unternehmen zu denken, gab auch der Gastreferent Mathias Brugger von rcm solutions: „Besonders im Tischlersektor gibt es Entwicklungstendenzen, die sich die Branche zunutze machen kann. Denken wir zum Beispiel an das Thema Sicherheit und die einstmaligen Geheimfächer in den Möbeln oder an die Konnektivität und die Entwicklung von intelligenten Möbeln, bei denen Crowdfunding-Plattformen genutzt werden können.“ Näher diskutiert wurden die zukünftigen Chancen und Herausforderungen im Tischlerhandwerk im Rahmen einer Diskussionsrunde, an der neben Obmann Michael Gruber und Referent Mathias Brugger auch lvh-Präsident Gert Lanz, lvh-Berufsgruppenobmann Kurt Egger, WIFO-Vertreter Urban Perkmann und der Landesinnungsmeister der Tischler in Tirol Klaus Buchauer teilnahmenGegen internen PreiskampfSeit Sommer 2015 konnte im Südtiroler Tischlersektor ein leichter Aufwärtstrend verzeichnet werden. Gestört wird der daraus entstandene Optimismus allerdings häufig durch einen „hausgemachten“ Preiskampf, auf den Gruber hinwies. „Das Südtiroler Tischlerhandwerk steht für einen sehr hohen Qualitätsstandard, mit der auch eine entsprechende Preisgestaltung einhergeht. Wir arbeiten mittlerweile mit höchstmodernen Maschinen, um Hochtechnologie in die handwerkliche Produktionstechnik zu integrieren. Natürlich müssen diese hohen Kosten - in vernünftiger Form wohlgemerkt - in den Angebotspreis einfließen. Es sollte aber nicht so sein, dass ein realistisches Angebot von einem Kollegen zu einem Preis unterboten wird, der nicht kostendeckend sein kann“, so Gruber. Mit einem solchen Preiskampf laufen die Betriebe Gefahr, sich in wirtschaftlich schwierige Situationen zu manövrieren. Vielmehr solle die positive Stimmung und der Aufwärtstrend genutzt werden, um weitere Aufträge an Land zu ziehen, konstruktiv zu arbeiten und vielleicht sogar neue innovative Wege zu gehen.