Die Treibstoffpreise in Südtirol sind nach wie vor sehr hoch. Normalerweise sinken die Preise im September nach der Urlaubszeit. „Doch dem war heuer nicht so“, betont Walter Soppera. Warum im letzten Jahr deutlich mehr getankt wurde, erklärt der Präsident der Tankstellenpächter im Interview.<b><BR /><BR />Herr Soppera, die Treibstoffpreise sind in der letzten Zeit weiter stark angestiegen. Tanken wegen der erhöhten Preise weniger Leute? <BR /></b>Walter Soppera: Ja, wir merken die Auswirkungen des Preisanstiegs schon sehr stark. Man kann sagen, dass beim Tanken ein Rückgang von 10 bis 20 Prozent, abhängig vom Standort der Tankstelle, zu spüren ist. Die Menschen achten immer mehr auf die Preise. Die Preise bei den Tankstellen unterscheiden sich meistens immer nur um 2 bis 3 Cent, doch es wird oftmals so wahrgenommen als gäbe es einen Unterschied von 20 bis 30 Cent. Der Treibstoff ist das einzige Produkt, bei dem 3 Dezimalziffern angegeben werden müssen. Die 3. Dezimalziffer gibt es in Münzen gar nicht, was beim Kunden für Verwirrung sorgt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61439464_quote" /><BR /><BR /><b>Wie setzt sich der Benzinpreis zusammen?<BR /></b>Soppera: Bei der Zusammensetzung des Benzinpreises spielen viele Faktoren mit. Beinahe 70 Prozent des Benzinpreises setzen sich aus Akzisen sowie der Mehrwertsteuer zusammen und landen somit beim Staat. Wir als Tankstellenbetreiber verdienen 3 Cent pro Liter unabhängig davon, ob der Preis niedriger oder höher ist. Der Rest setzt sich aus der Produktion, dem Transport und Einkauf des Treibstoff sowie weiteren Faktoren zusammen. Als letztes Glied in dieser Kette sind wir die Verlierer und nicht diejenigen, die von erhöhten Benzinpreisen profitieren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="944575_image" /></div> <BR /><b>Wenn man auf andere Länder Europas blickt, z.B. Österreich, dann sieht man dass das Tanken dort günstiger ist. Warum ist dem so? <BR /></b>Soppera: Das hängt sehr stark mit dem Staat und dessen Akzisen zusammen. Als die Zusatzsteuer im vergangenen Jahr zurückgesetzt worden ist, hat der Staat beim Benzinpreis zwar Einbußen gemacht, in den Grenzgebieten konnten wir allerdings deutlich mehr Treibstoff verkaufen. Zu dieser Zeit haben Urlauber und Einheimische lieber bei uns vollgetankt als z.B. in Österreich. Jetzt hat sich das Blatt wieder gewendet. <BR /><BR /><b>Nun wurde in einem Dekret ein Benzinbonus von 80 Euro für Familien mit Einkommensschwierigkeiten verabschiedet, was halten Sie davon? <BR /></b>Soppera: Das genau Dekret konnte ich noch nicht einsehen. Die 80 Euro Benzinbonus sind eine kleine Zugabe, aber ich denke, dass man erst sehen muss, wie das dann effektiv umgesetzt wird und sich auf das Tankverhalten der Menschen auswirkt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61439468_quote" /><BR /><BR /><b>Werden die Preise in naher Zukunft sinken oder ist eine weitere Steigerung in Sicht? <BR /></b>Soppera: Wir hoffen natürlich, dass die Preise sinken. Normalerweise sind die Treibstoffpreise in der Urlaubszeit im August gestiegen, aber bis September wieder gesunken. Dem war heuer nicht so. Es hängt einfach damit zusammen, dass der Staat sehr viele Ausgaben hat und auf diesem Wege schnell Geld wieder einnehmen kann. Dabei muss aber auch gesagt werden, dass ein Großteil der Einnahmen durch die Akzise an die Autonome Provinz geht und bei uns im Land bleibt. <BR /><BR /><b>Was hat sich seit der Erlassung des Dekrets zur täglichen Ausschilderung des Durchschnittspreises in Südtirol geändert?<BR /></b>Soppera: Der Benzin in Südtirol ist teuer, was auch auf unseren hohen Lebensstandard zurückzuführen ist. Allgemein sind die Ausgaben auch in anderen Bereichen wie z.B. Lebensmittel oder Wohnungen hierzulande sehr kostspielig. Seit dem 1. August sind die Preise aber noch weiter nach oben gegangen. Die Ausschilderung des Durchschnittspreises hat das Gegenteil bewirkt. Anstatt den Preis nach unten zu korrigieren, können wir ihn beinahe jeden Tag anheben. Für uns gibt es hier nur Nachteile.