<BR /><BR />Zuerst ein Blick zurück: 2024 zeigte sich Südtirols Arbeitsmarkt solide, wie es am Mittwoch bei der Vorstellung des AFI-Barometers hieß. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg sogar auf einen neuen Rekordwert (plus 1,7 Prozent auf rund 230.300 Personen), auch die Erwerbstätigenquote erreichte mit 75,5 Prozent einen neuen Höchstwert, während die Arbeitslosenrate so tief sank wie nie und 2024 0,8 Prozent erreichte. <BR /><BR />Einziger Wermutstropfen: Die Zahl der genehmigten Stunden in der Lohnausgleichskasse ist im vergangenen Jahr um ganze 40 Prozent im Vergleich zu 2023 angestiegen, wie das AFI berichtete. <BR />Betroffen war in erster Linie die Automobilzulieferbranche. Allerdings ist nicht gesagt, dass das gesamte zugesprochene Kontingent auch tatsächlich von den Unternehmen abgerufen wird.<h3> Alle Indikatoren zeigen nach oben</h3>Für Südtirols Arbeitnehmer wohl alles gute Gründe, um mit – wie es das AFI formulierte – „bemerkenswerter Zuversicht“ in das Jahr 2025 zu starten. So zeigen nahezu alle Indikatoren im Vergleich zu den vergangenen 12 Monaten eine Verbesserung auf. <BR />Allerdings ist anzumerken, dass die Werte in einigen Fällen (insbesondere gilt dies für die Fähigkeit, mit dem Lohn über die Runden zu kommen) auf ein sehr tiefes Niveau abgesackt waren. <BR /><BR />Nichtsdestotrotz: Die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols haben sich aufgehellt, des Weiteren rechnen die Arbeitnehmer kurzfristig nicht mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, bleibt auch in der Winterbefragung so gut wie nicht existent. Die Perspektiven, einen gleichwertigen Job zu finden, werden von den Arbeitnehmern sogar wieder besser bewertet als in den 6 vorhergehenden Umfragen.<h3> Berechtige Zuversicht?</h3>Sind die Südtiroler vielleicht zu optimistisch? „Dazu ist zu sagen: Die Ist-Situation verleitet zur Zuversicht, aber es ist nicht so, dass eine Euphorie ausgebrochen ist“, schränkt Perini ein. „Doch die Arbeitnehmer haben das Gefühl, dass das Jahr 2025 besser wird als 2024.“<BR /><BR />Tatsächlich bleiben viele Rahmenbedingungen für die heimische Wirtschaft 2025 günstig: der solide Arbeitsmarkt mit Vollbeschäftigung sowie eine Inflationsrate, die 2024 auf 1,7 Prozent gesunken ist und damit „Unbedenklichkeitsniveau“ erreicht hat. <BR /><BR />Zudem werden die in verschiedenen Sektoren erneuerten Kollektivverträge – auch wenn die Lohnerhöhungen nicht immer im gewünschten Maß ausgefallen sein mögen – Südtirols Familien Kaufkraft zuführen, führt das AFI ins Feld. <BR />Beispielsweise werde die zweite Akonto-Zahlung des Inflationsausgleichs im öffentlichen Dienst im Februar 170 Millionen Euro an zusätzlicher Kaufkraft in den Wirtschaftskreislauf spülen. <BR />Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof versicherte zudem: „Wir sind überzeugt, dass die neuen Maßnahmen in der Arbeitsvermittlung und in den kollektivvertraglichen Verhandlungen, insbesondere im öffentlichen Dienst, spürbare Entlastungen bringen werden.“<h3>„Europa verharrt in Schockstarre“</h3>Doch wie sich internationalen politischen und geopolitischen Entwicklungen auf Südtirol auswirken werden, steht auf einem anderen Blatt. <BR />Laut AFI-Direktor Stefan Perini muss sich Südtirol auf einiges gefasst machen: „Turbulente Zeiten stehen bevor.“ Zumal vor dem „Hintergrund eines neuen Zeitgeistes, der von Akteuren wie Donald Trump, Wladimir Putin und Xi Jinping geprägt ist“, Europa „in Schockstarre“ verharre. <BR /><BR />Tatsache sei, dass die Welt mit zunehmenden Handelshemmnissen rechnen müsse, was sich auch auf die heimischen Exporte auswirken werde. „Zudem wird man sehen müssen, was an importierter Inflation auf uns zukommt.“ Sprich, dass importierte Waren wegen des drohenden Handelskrieges teurer werden.<BR /><BR />Dazu kommt, dass Deutschland als wichtigster Handelspartner Südtirols weiterhin in der Rezession festsitze und als der „kranke Mann“ Europas da stehe, so Perini. Zudem würden die verhältnismäßig hohen Finanzierungskosten nach wie vor die Investitionstätigkeit von Unternehmen und Privatpersonen einschränken.<h3> „Agieren aus einer Position der Stärke“</h3>Perini betont aber auch: „Südtirols Wirtschaft kann aus einer Position der Stärke agieren – und dies ist sicher kein Nachteil.“ Man habe ein gutes Tourismusjahr hinter sich, es gebe keine Konkurswelle und auch keine Massenarbeitslosigkeit, zudem sei der Landeshaushalt gut bestückt. <BR />Ähnlich sieht es Landesrätin Amhof: „Trotz der Herausforderungen im Jahr 2024 hat sich Südtirols Wirtschaft bemerkenswert behauptet – das stimmt zuversichtlich.