Es drohe eine „verlorene Generation“, Millionen junger Menschen würden unter Hoffnungslosigkeit leiden. Junge Jobsuchende in Europa können bei der Vermittlung auf EU-Gelder hoffen. Die EU-Kommission kündigte Hilfen für die grenzüberschreitende Stellenvermittlung an.Die langfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen könnten verheerend sein, erklärte die ILO. Die immer wieder erfolglose Jobsuche erzeuge bei vielen jungen Menschen ein Gefühl von „sozialer Ausgrenzung, Nutzlosigkeit und Nichtstun“. Deshalb müsse eine aktive Beschäftigungspolitik für Jugendliche für die Regierenden höchste Priorität haben, fordert die ILO in ihrem jüngsten Weltbericht zur Situation junger Leute auf den Arbeitsmärkten („Global Employment Trends for Youth 2012“).Der Studie zufolge war die Zunahme der Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen in der EU und den anderen entwickelten Industrieländern zwischen 2008 und 2011 um 26,5 Prozent weltweit am stärksten. Das entspreche einem Anstieg um 4,7 Prozentpunkte gegenüber 2008. Damit sei die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen dort bis 2011 auf 18,1 Prozent gestiegen; 2012 werde sie wahrscheinlich mit 18,0 Prozent nur unwesentlich darunter liegen.Als am meisten besorgniserregend gilt in Europa die enorme Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland. Während die ILO für Griechenland mangels konkreter Daten keine aktuellen Zahlen nennt, weist sie für Spanien den traurigen Rekord von 46,4 Prozent aus, gefolgt von Kroatien mit 35,8 und der Slowakei mit 33,6 Prozent.Tatsächlich sei die Lage sogar noch schlimmer: Viele junge Menschen hätten sich angesichts geringer Chancen vom offiziellen Arbeitsmarkt zurückgezogen und versuchten, im informellen Sektor mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen. Zudem würden viele so lange wie irgend möglich im Bildungssystem zu verbleiben und hoffen, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt bessert.Die EU will jungen Arbeitslosen helfen, in dem sie vorerst 7,25 Millionen Euro ab dem laufenden Jahr in die grenzüberschreitende Stellenvermittlung steckt, wie die EU-Kommission mitteilte. „Die meisten jungen Leute haben lieber eine Arbeit – aber dafür müssen sie möglicherweise umziehen“, sagte ein Sprecher. Mehr als 5,5 Millionen junge Menschen suchen laut EU-Kommission derzeit in Europa einen Job – 6500 von ihnen will die Brüsseler Behörde mit den Geldern zu einem Arbeitsplatz verhelfen.Arbeitsvermittlungen in Deutschland, Spanien, Dänemark und Italien sollen Bewerbern und Unternehmen aus ganz Europa zueinanderbringen. Geld gibt es für Arbeitgeber ebenso wie für Jobsuchende. Für Sprachkurse oder Hilfe bei der Wohnungssuche ihrer ausländischen Mitarbeiter erhalten kleine und mittelständische Unternehmen bis zu 900 Euro. Bewerber zwischen 18 und 30 Jahren bekommen bis zu 1200 Euro für die Reise zum Vorstellungsgespräch und einen Umzug. Am stärksten stieg die Jugendarbeitslosigkeit in den Industrieländern laut ILO-Report als direkte Folge der Krisenjahre 2008 und 2009. Danach habe es aber keinen nennenswerten Rückgang mehr gegeben. Zum Teil reflektiere das eine nur schwache Erholung der westlichen Volkswirtschaften seit der Krise. Mittelfristig werde zwar ein leichter Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit erwartet, „jedoch wird das Vorkrisenniveau kaum vor 2016 erreicht werden“.Regional ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten nach dem ILO-Bericht, der für diesen Dienstag zur Veröffentlichung freigegeben wurde, stark unterschiedlich ausgeprägt. So betrug sie 2008 in Südasien vergleichsweise geringe 8,6 Prozent, im Nahen Osten hingegen 25,7 Prozent. Ein schwacher Trend zur Besserung ist in Zentral- und Südosteuropa erkennbar. Hier sei die Jugendarbeitslosigkeit im Gegensatz zu den EU-Ländern gesunken – von 20,5 Prozent im Jahr 2009 auf 17,6 Prozent 2011.Weltweit hätten mittlerweile fast 75 Millionen junge Menschen keinen Job, vier Millionen mehr als 2007. Ohne energische Gegenmaßnahmen von Politik und Wirtschaft werde sich daran bis 2016 kaum etwas ändern, warnen die ILO-Experten.dpa