<BR /><BR />In den Augen vieler junger Arbeitskräfte ist Südtirol kein attraktiver Ort zum Arbeiten. Im Vergleich mit 216 Regionen Europas landet Südtirol gerade einmal auf Platz 120. So lautet das Ergebnis einer Studie der „Fondazione Nord Est“, im Auftrag des Unternehmerverbands Südtirol, die am Montag in Bozen vorgestellt wurde. <BR /><BR />Laut dem Bericht sind hohe Lebenshaltungskosten ein wesentlicher Grund für die geringe Attraktivität Südtirols. Doch auch in Bereichen wie Erreichbarkeit und Mobilität hinkt Südtirol im Vergleich zu den attraktivsten Regionen Europas hinterher. Besonders Metropolregionen wie Stockholm, Île-de-France (Paris) und Oberbayern gelten aus Sicht der jungen Generationen als bevorzugte Arbeitsorte.<h3> Auf einen Zugewanderten wandern 5 Südtiroler aus</h3>„Südtirol schafft es weder, junge Arbeitskräfte zu halten, noch genügend Talente aus dem Ausland zu gewinnen“, erklärt Luca Paolazzi, wissenschaftlicher Direktor der „Fondazione Nord Est“. Das zeigt sich auch im negativen Verhältnis zwischen Ab- und Zuwanderung. Zwischen 2011 und 2023 sind laut der Studie 14.000 junge Menschen aus Südtirol abgewandert – eine Zahl, die kaum durch Zuwanderung ausgeglichen wurde.<BR /><BR />Auf jeden ausländischen Staatsbürger, der nach Südtirol kommt, ziehen 5 Südtiroler weg. „Das ist besorgniserregend“, sagt Heiner Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbands Südtirol. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, könnte die Zahl der Erwerbstätigen bis 2040 ohne künftige Zuwanderung um rund 13 Prozent sinken – das entspricht etwa 32.000 Arbeitskräften, so die Studie. Dieser Rückgang wird durch die sinkende Geburtenrate und die demografische Alterung weiter verschärft.<h3> Wie kann die Attraktivität gesteigert werden?</h3>Doch an welchen Stellschrauben gilt es zu drehen, um attraktiver für junge Talente zu werden? „Junge Menschen legen besonderen Wert auf ein angenehmes Arbeitsklima, eine gute Work-Life-Balance, Möglichkeiten zur Kompetenzentwicklung und ein faires Gehalt“, erklärt Paolazzi. Gerade in diesen Bereichen müsse verstärkt investiert werden.<BR /><BR />„Die Industrie in Südtirol zahlt bereits sehr gute Löhne“, betont Heiner Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbands Südtirol. Besonders Produktionsunternehmen bieten mit einem Durchschnittsgehalt von 35.500 Euro brutto jährlich höhere Löhne als der Dienstleistungssektor (27.800 Euro brutto jährlich). Darüber hinaus setzen viele Unternehmen auf Internationalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit – Werte, die bei jungen Menschen gut ankommen.<BR /><BR />„Aber wir müssen noch mehr tun: Es gilt, in Weiterbildung zu investieren, den Freizeitwert zu stärken und diese Aspekte besser nach außen zu kommunizieren“, fordert Oberrauch.<BR /><BR />Wichtig ist jedoch auch, dass die öffentliche Hand ihren Beitrag leistet. „Die hohen Lebenshaltungskosten sind der wesentliche Grund für die geringe Lebensqualität. Hier muss die Politik dringend handeln, und zwar besonders im Bereich des leistbaren Wohnens“, so Oberrauch.