Noch schlummert der Tourismus, Destinationen und Reiseveranstalter versuchen sich jedoch frühzeitig für die Sommersaison in Position zu bringen. Die Kanarischen Inseln werben etwa damit, Touristen gegen zusätzliche Kosten aufgrund einer Corona-Infektion im Urlaub abzusichern. Wie hält Südtirol im Wettbewerb um Gäste mit? Ein Gespräch mit IDM-Marketingchef Wolfgang Töchterle. <BR /><BR /><BR /><BR /><i>Von Rainer Hilpold</i><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Hinter dem „kanarischen Weg“ im Tourismus steckt die öffentliche Hand, die Millionen in die Hand nimmt, um gemeinsam mit dem Versicherer AXA, Touristen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Halten Sie die Initiative für sinnvoll oder ist das Ganze nichts weiter als ein netter PR-Gag?</b><BR />Töchterle: Die Kanaren sind als Inselgruppe nur mit dem Flugzeug erreichbar, von den wenigen Schiffsanreisen mal abgesehen. Ein gesicherter Rücktransport mit dem Flugzeug im Falle einer Corona-Infektion kann also sehr schnell sehr teuer werden, sofern dieser überhaupt möglich ist. Schließlich kann eine positiv getestete Person nicht in jeden x-beliebigen Flieger steigen. Hinzu kommen die häufig restriktiven Stornobedingungen der Hotels, das heißt bei einer früheren Abreise ist häufig dennoch der gesamte Aufenthaltspreis geschuldet. Im Falle der Kanaren macht diese Art der Versicherung mitunter also Sinn.<BR /><BR /><BR /><b>Ob diese Strategie erfolgreich ist, lässt sich derzeit nicht sagen. Das Angebot für Gäste läuft zwar schon seit dem vergangenen Herbst, aber viel Tourismus war seither nicht möglich.</b><BR />Töchterle: Genau. Für Südtirol halte ich jedoch eine millionenteure, flächendeckende Versicherung wie auf den Kanaren, die wohl nur in den Startwochen dieses Sommers ihre Wirkung entfalten dürfte, für obsolet.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-48042780_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Töchterle: Die uns aktuell vorliegenden Zahlen aus den Kernmärkten Deutschland und Italien zeigen, dass der Großteil der Reisenden auch in diesem Jahr kurzfristig buchen wird. Potenzielle Gäste beobachten die Entwicklungen rund um Covid-19 sehr genau. Die epidemiologische Situation und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen vor Ort sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Die Zahlen zeigen aber auch, dass Geld-Zurück-Garantien und großzügige Stornobedingungen nicht unwesentlich sind. In dieser Optik könnte man also eine flächendeckende Versicherung durchaus ins Auge fassen. Viele Unterkunftsbetriebe in Südtirol bieten allerdings bereits umfangreiche und insgesamt sehr entgegenkommende Konditionen über die bereits bestehenden Reiseversicherungen an. Es gilt also in erster Linie, diese bestehenden Versicherungsmöglichkeiten proaktiv zu kommunizieren und zu nutzen. Davon abgesehen arbeiten wir von IDM gemeinsam mit dem HGV und der EURAC an einer Südtirol-weiten Teststrategie. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie soll diese aussehen?</b><BR />Töchterle: Neue, sehr unkomplizierte Selbsttests sollen in Kürze in entsprechenden Mengen und zu sehr geringen Preisen verfügbar sein. Das wird die Sicherheit und damit auch die Sicherheitswahrnehmung deutlich steigern und somit das Thema notwendiger Zusatzversicherungen zusätzlich in den Hintergrund rücken.<BR /><BR /><BR /><b>Welche anderen Möglichkeiten hat eine Destination derzeit, um diese Sicherheitswahrnehmung zu beeinflussen und so die Buchungen anzukurbeln?</b><BR />Töchterle: Wenn alle epidemiologischen Vorkehrungen getroffen wurden, gilt es klar und transparent zu kommunizieren. Klarheit braucht es vor allem im Hinblick auf ein mögliches Reisedatum. Wir haben vor wenigen Tagen am Beispiel Großbritannien gesehen, welche Dynamik die Ankündigung des Startdatums 17. Mai in das Buchungsgeschehen gebracht hat. Die Menschen brauchen eine positive „Aufbruchserzählung“. Transparenz ist hingegen das Gebot der Stunde, wenn es um die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen geht. In diesem Zusammenhang wird sich auch die bereits genannte Kommunikation unkomplizierter Umbuchungsmöglichkeiten bzw. bestehender, für den Kunden vorteilhafter Stornobedingungen positiv auf die Buchungen auswirken. Und letztlich gilt es, den unkomplizierten Rücktransport eines Gastes im Fall der Fälle zu organisieren. Diese Sicherheit braucht der Gast. <BR /><BR /><BR /><b>Für ein Autoreiseziel wie Südtirol dürfte das kein erhebliches Problem sein...</b><BR />Töchterle: Das stimmt, ein Rücktransport ist im Falle Südtirols relativ einfach möglich. Der größte Trumpf, den Südtirol in Händen hält, ist jedoch ein anderer. <BR /><BR /><BR /><b>Nämlich?</b><BR />Töchterle: Das Vertrauen der Kunden in unsere Gastgeber. Und auch dieses werden wir als IDM nutzen, und zwar im Rahmen einer eigenen Kampagne. Die Südtiroler selbst und ihre Geschichten werden die Protagonisten dieser Kampagne sein, die in Kürze starten wird.