Der Preis für den Strom ohne Steuern ist in Italien sogar der höchste in der EU. Doch die Verbraucher können sich wehren, denn seit zwei Jahren ist der Strommarkt liberalisiert. „Jeder kann seinen Stromanbieter wechseln“, betonte Walter Andreaus, Geschäftsführer der Südtiroler Verbraucherzentrale am heutigen Freitag auf einer Pressekonferenz in Bozen. „Es lohnt sich.“Ein Preisvergleich, den jeder im Internet selbst machen kann, zeige, dass man bis zu zwölf Prozent sparen könne, wenn man sich einen neuen Stromlieferanten suche. „Das ist für die Konsumenten schon etwas kompliziert, aber es lohnt sich“, unterstrich Andreaus. „Man kann bis zu 70 Euro im Jahr sparen. Auf mehrere Jahre berechnet, läppert sich eine schöne Summe zusammen.““SEL nicht mehr der günstigste Anbieter“Tadel und Lob gab es von der VZS für die SEL. „Unser Vergleich zeigt, dass die Landesgesellschaft nicht mehr der günstigste Anbieter ist. Zwar gibt es mit dem Familienpaket ein sehr interessantes Angebot, aber im Durchschnitt hat die SEL nicht mehr die besten Preise“, so Andreaus.Nimmt man eine Familie mit einem Kind, die im Jahr 2700 Kilowatt verbraucht, als Grundlage, zahlt diese derzeit durchschnittlich 439,08 Euro. Ein Preisvergleich zeigt, dass „EdiconCasa“ mit 385,72 Euro ein besseres Angebot hat. Es folgen „E.ON Luce Click“ (387,75), e-light/ENEL (388,60), „Energia tutto compreso“/ENEL (349,19), „Familie Plus“ der SEL (394,25). Mit Abstand teuerster Anbieter ist Sorgenia mit „Casa 10 e lode“ (451,76 Euro).„Dass bei den Preisen nach unten noch viel möglich ist zeigen die Genossenschaft EUM Moos in Passeier, bei der eine Familie mit Kind, die im Jahr 2700 Kilowatt verbraucht, 183 Euro zahlen würde, und die Genossenschaft Energie Werk Prad, die 338,66 Euro berechnet“, unterstricht Andreaus. Die Etschwerke hätten es auf Anfrage nicht einmal für nötig erachtet, Angebote mitzuteilen. „Dennoch ist Anhand des Preisvergleiches klar, dass in Südtirol bessere Preise möglich sind. Die Südtiroler zahlen für Strom einen hohen Preis, obwohl sie die Wasserkraft im Land haben. Die SEL sollte sich deshalb besonders anstrengen. Diese Ressource soll bei den Menschen in Südtirol ankommen.“Wie wechseln?Wer wechseln will, sollte bei mehreren Stromproduzenten schriftliche Angebote einholen und diese mit dem bisherigen Stromverbrauch (siehe Stromrechnung) vergleichen. „Wer sich dann dafür entscheidet, Anbieter zu wechseln, und einen Vertrag unterschreibt, muss nicht beim alten Anbieter kündigen. Der Neue kümmert sich darum und um alle anderen Formalitäten“, betonte Andreaus. „Für alle, die auf ihre Brieftasche achten, ist die Zeit gekommen, zu wechseln.“Wichtige Neuerung im SommerEine wichtige Neuerung auf dem Strommarkt steht im Sommer 2010 an, wenn der Mehr-Phasen-Tarif („Bioraria“) eingeführt wird. "Dann wechseln die Stromtarife je nach Tagezeit. Die Verbraucher sollten sich deshalb noch besser darüber informieren, welchen Tarif sie zahlen", warnte Andreaus.Diese Neuerung werde den Strommarkt, auch in Südtirol, nachhaltig umformen. "Spätestens dann ist es wirklich an der Zeit, sich nach einem günstigen Anbieter umzusehen – oder deutlich höhere Stromrechnungen zu zahlen", betont der VZS-Geschäftsführer.Die SEL hat stellt den Preisvergleich der VZS in Frage. „Der Preisvergleich hinkt“, so die SEL in einer Stellungnahme.Rupert Bertagnolli