„Viele Betriebe arbeiten nicht rentabel", so Tourismuslandesrat Hans Berger. Er hatte eine Grundlagenstudie bei der Eurac in Auftrag gegeben, um die Struktur des Südtiroler Beherbergungssektors zu analysieren. An der Europäischen Akademie (Eurac) untersuchten Harald Pechlaner und Sabine Pichler die betriebswirtschaftliche Situation der Südtiroler Beherbergungsbetriebe, die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen und Probleme sowie deren Zusammenhänge mit den unternehmensspezifischen Charakteristiken, um schließlich praxisnahe Maßnahmen gegen diese Probleme vorzuschlagen. Dazu nahmen sich die beiden Studienautoren eine Literaturanalyse vor, führten Interviews und Umfragen unter den Hoteliers und analysierten 120 Bilanzen. 15 zentrale AussagenGemeinsam mit dem Tourismuslandesrat Hans Berger stellten sie die Untersuchung Touristikern und Fachleuten vor. Die Untersuchungsergebnisse bündelten sie in 15 zentrale Aussagen. Die erste davon betrifft die Abnahme der Beherbergungsbetriebe. Ihre Zahl ist in den vergangenen 20 Jahren um 23,6 Prozent gesunken, wobei der Rückgang bei den Ein-Stern-Betrieben am augenscheinlichsten ist. Die Ein- und Zwei-Sterne-Betriebe verzeichnen - im Unterschied zu den Betrieben im Drei- bis Fünf-Sterne-Segment - eine sinkende Auslastung. In der Studie wird eine unklare Preispolitik beklagt, die teilweise auf Preisdruck und Preiskampf zurückgeführt wird. „Preisdumping ist in keinem Fall der richtige Weg", warnte der Landesrat, „wir dürfen uns nicht unter unserem Wert verkaufen." Grundlegende ProblemeDie Unternehmensnachfolge, die teilweise ungünstige Vermögenssituation der Betriebe mit hoher Verschuldung und wenig Eigenkapital, das passive Investitionsverhalten von über einem Drittel der Hoteliers und der große bürokratische Druck werden in der Untersuchung als Probleme aufgezeigt, die den Beherbergungssektor belasten. Hinzu kommen die negativen Wirtschaftsprognosen und die dauerhafte öffentliche Bekanntmachung der „Krise".Studie soll helfen, Probleme anzugehen „Die Studie hat einige Punkte definiert, bei denen es anzusetzen gilt: das Investitionsverhalten, die Preisgestaltung, die Positionierung, die Gästestruktur und eine ausgeglichene Kostenstruktur. Auch gilt es, das Wissen über Märkte und Kunden besser für die Angebots- und Produktentwicklung zu nutzen", so Landesrat Berger.Zudem müssten auch für nicht rentabel arbeitende Betriebe alternative Entwicklungsmöglichkeiten gefunden werden. „Heute sind den Hoteliers angesichts der ewigen Zweckbindung die Hände gebunden. Es wäre an der Zeit, diese rigiden Vorgaben zu lockern", so der Landesrat, „da es nicht immer Sinn macht, Betriebe ohne Überzeugung und Perspektive weiterzuführen. Wenn eine Generation keine Motivation und Freude an der Tätigkeit findet, wenn Auslastung und Wertschöpfung fehlen, dann kommt ein Ausstieg in manchen Fällen auch dem gesamten Sektor zu gute." Er werde sich in jedem Fall um eine Lockerung bemühen.Abschließend betonte Landesrat Hans Berger, dass Betriebe nicht unbedingt in Tourismushochburgen liegen müssten, um nachgefragt zu sein, sondern dass gut geführte Betriebe durchaus Menschen in touristisch schwächer entwickelte Gebiete ziehen könnten.