<b>Herr Ladurner, im Strategieplan der Volksbank 2024 bis 2026 ist die Rede von 100 Millionen Euro, die an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen. Schlüsseln Sie doch bitte auf, wie diese Summe zustandekommt…</b><BR />Lukas Ladurner: Wir gehen im genannten Zeitraum von einem Jahresgewinn von mindestens 50 Millionen Euro aus. 40 bis 60 Prozent dieses Jahresergebnisses möchten wir in Form von Dividenden an die Aktionäre auszahlen. Vorausgesetzt natürlich, dass sich am Umfeld nichts unerwartet Dramatisches ändert. Zum Vergleich: Im Strategieplan für den Dreijahreszeitraum bis 2023 hat die Volksbank noch einen Reingewinn von durchschnittlich 30 bis 40 Millionen Euro angepeilt. Erfreulicherweise konnten wir alle relevanten Finanzziele des letzten Strategieplans übertreffen und wir werden uns bemühen auch die Ziele des neuen Strategieplans zu erreichen.<BR /><BR /><b>Bei 50,5 Millionen Aktien, die derzeit im Umlauf sind, würden die genannten 100 Millionen Euro rund 0,5 Euro Dividende je Aktie in 3 Jahren bedeuten.</b><BR />Ladurner: Wir nehmen uns vor, die Dividende auf einem hohen Niveau zu halten. Definitiv können wir die Dividenden jedoch erst im Zuge der Genehmigung der jährlichen Bilanzen festlegen und der Aktionärsversammlung dann vorschlagen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-62456732_quote" /><BR /><BR /><b> 2023 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für die Banken – nicht nur in Südtirol. Die EZB hat eine Kehrtwende in Sachen Zinspolitik eingelegt, daraufhin sind die Kredit- und Darlehenszinsen der Bank nach oben geschnellt und mit ihnen die Zinserträge. Langsam gleichen sich Ausleih- und Einlagezinsen aber wieder an, die Zinsmarge wird also kleiner. Sind ihre Gewinnprognosen vor diesem Hintergrund nicht etwas zu optimistisch?</b><BR />Ladurner: Sie haben insofern recht, als dass die Zinserträge für die Banken und speziell für die Volksbank eine enorm wichtige Größe sind, schließlich machen sie 2 Drittel der Erlöse aus. Bei der Berechnung der 3-Jahresprognosen haben wir natürlich berücksichtigt, dass die Zinsmarge zurückgehen wird, darum sprechen wir auch von 50 Millionen Euro Reingewinn und nicht von mehr. Wir sind uns bewusst, dass wir außergewöhnliche Zeiten hinter uns haben. Jedoch ist die Volksbank in den letzten drei Jahren effizienter und profitabler geworden. Zudem sollte man nicht vergessen, dass die Banken vor den Zinserhöhungen mehrere Jahre mit Negativ-Zinsen leben mussten, wodurch es sehr schwierig war, eine angemessene Profitabilität zu erreichen. Jetzt sind wir in einen Normalzustand zurückgekehrt – diese Entwicklung halte ich für durchaus gesund.<BR /><BR /><b>Trotzdem bleibt die Frage: Wie will die Volksbank neues Wachstum generieren?</b><BR />Ladurner: Der Haupttreiber für neues Wachstum ist unsere Expansion im Nordosten Italiens. Dabei möchte ich betonen, dass es sich um ein rein organisches Wachstum handeln wird. Bereits in den letzten Jahren sind wir vor allem in den Provinzen des Nordostens gewachsen, da dort unsere Marktanteile erheblich geringer als in Südtirol sind und es aus unserer Sicht noch viel Potenzial gibt.<BR /><BR /><b>Von welchem Einzugsgebiet sprechen wir da genau?</b><BR />Ladurner: Vor allem vom Raum Padua und Verona. Und zwar hauptsächlich in den Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern. Dort ist durch die Schließung zahlreicher Filialen vonseiten großer italienischer Banken ein Vakuum entstanden, wodurch es für uns möglich ist, interessante neue Kunden zu gewinnen. <BR /><BR /><b>Wie viele neue Filialen sollen es werden?</b><BR />Ladurner: Wir planen mit 3 bis 5 Eröffnungen pro Jahr. Die Zahl der Volksbank-Geschäftsstellen würde also von aktuell insgesamt 160 auf 175 im Jahr 2026 ansteigen. Wachstum erwarten wir uns im Kommissionsgeschäft im Bereich der Vermögensverwaltung, aber auch bei Themen wo wir uns noch stärker spezialisieren wollen wie etwa bei Beratungen im Zusammenhang mit Erbschaft und Vermögensnachfolge, nur um ein Beispiel zu nennen. <BR /><BR /><b>Warum ist Größe auch für eine Regionalbank wie die Volksbank wichtig?</b><BR />Ladurner: Jedes Unternehmen muss langfristig gesehen wachsen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem erlaubt ein gesundes Wachstum auch Skaleneffekte bei den Kosten. Wir glauben aber mittlerweile schon eine Größe erreicht zu haben, die es uns im Sinne der Effizienz ermöglicht, mit den Großbanken mithalten zu können.<BR /><BR /><embed id="dtext86-62456735_quote" /><BR /><BR /><b>Sie setzen beim Wachstum auch auf Filialeröffnungen. Welchen Zweck muss eine Geschäftsstelle heute Ihrer Ansicht nach erfüllen?</b><BR />Ladurner: Sie ist Ort der Begegnung mit den Kunden und auch der Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter. Für ein beratergebundenes Geschäftsmodell, das wir haben, sind Filialen unverzichtbar. Davon bin ich überzeugt, auch wenn man immer wieder von einigen Seiten den Untergang des Filialgeschäfts prophezeit bekommt. Ich sehe hier eine ähnliche Entwicklung wie beim Einzelhandel in den letzten 20 Jahren. Der Internethandel hat den stationären Einzelhandel nicht total abgelöst, der traditionelle Einzelhandel musste aber sein Geschäftsmodell anpassen oder nachschärfen.<BR /><BR /><b>Nun gibt es in Zeiten, in denen die täglichen Bankgeschäfte überwiegend online abgewickelt werden, weniger Kontaktpunkte zwischen Bank und Kunden. Wie schaffen Sie es, dass dennoch so etwas wie Kundenbindung entstehen kann?</b><BR />Ladurner: Kunden setzen heute voraus, dass sie alle gängigen, digitalen Lösungen nutzen können, die am Markt verfügbar sind. In die Filiale kommen Kunden dann, wenn sie eine qualitativ hochwertige Beratung benötigen. Manche nicht einmal dann. Die Herausforderung für uns als Bank besteht darin, Kunden dort abzuholen, wo sie es sich wünschen. Wenn jemand nicht in die Filiale kommen kann oder will, bieten wir auch Videokonferenzen für Beratungen an oder besuchen den Firmenkunden im Betrieb. Die persönliche Beratung ist unsere große Stärke und unser Unterscheidungsmerkmal. <BR /><BR /><b>Bleiben wir kurz beim Digitalen, das im Strategieplan den größten Raum einnimmt. Die Rede ist vom verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Können Sie etwas konkreter werden?</b><BR />Ladurner: Das Thema KI ist in aller Munde, herunterbrechen auf den Unternehmensalltag tun es aktuell noch wenige. Wir nutzen KI schon jetzt, zum Beispiel im Bereich Cybersecurity. Alle 10 Sekunden sind wir bzw. unsere Kunden mit einer Cyberattacke konfrontiert. Hier hilft uns KI, um nach verdächtigen Mustern zu suchen und gegebenenfalls auffällige Operationen vorsichtshalber zu blockieren, um diese dann von Spezialisten überprüfen zu lassen. Ab Ende dieses Jahres kommt darüber hinaus KI auch zum Einsatz, um interne Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Wir möchten gerne unseren Beratern durch den Einsatz von KI mehr Zeit für den persönlichen Kontakt mit den Kunden verschaffen. Deshalb werden wir zur Vorbereitung der Kundengespräche KI-unterstützte Prozesse entwickeln, um zum Beispiel eine optimierte und beschleunigte Vorauswahl von geeigneten Produkten anhand des Profils des Kunden zu ermöglichen. Auch bei komplexen normativen Themen werden wir KI als Unterstützung für unsere Mitarbeiter einsetzen.<BR /><BR /><b>Das Thema Nachhaltigkeit, das den letzten Strategieplan dominierte, spielt diesmal keine Hauptrolle mehr?</b><BR />Ladurner: Nachhaltigkeit bleibt wichtig, wir machen mit diesem Thema nahtlos weiter. Wir sehen uns als Bank diesbezüglich in der Verantwortung. Und zwar insofern, dass wir Unternehmen dafür sensibilisieren, bei betrieblichen Entscheidungen die Nachhaltigkeit im Auge zu behalten. Wir sind überzeugt, dass nachhaltig agierende Unternehmen wettbewerbsfähiger und zukunftsfähiger sind. Wir sehen unsere Aufgabe auch darin, die Kunden bei diesem Prozess der Transformation aktiv zu begleiten und zu unterstützen. Und nicht nur das: Wer die Mindeststandards in Sachen ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit nicht einhält, bekommt schon jetzt keinen Kredit mehr von uns. <BR /><BR />