Ein großer Vorteil von Wärmepumpen ist, dass sie im Winter wärmen und in der Sommerhitze kühle Luft liefern können. KlimaHaus-Generaldirektor Santa gibt allen, die sich den Einbau einer solchen Anlage überlegen, einen guten Tipp. <BR /><BR /><BR /><b>In Deutschland sorgen Wärmepumpen für einen regelrechten Boom, in Südtirol ist es eher still. Sind sie für uns gar kein Thema?</b><BR />Ulrich Santa: In Südtirol kommen bei 77 % der Neubauten erneuerbare Energien als primäre Energiequelle zum Einsatz, hier stehen wir insgesamt um etwa 10 Prozentpunkte besser da als Deutschland. Mehr als die Hälfte dieser Anlagen werden bei uns mit Biomasse betrieben, der Rest entfällt auf Wärmepumpen. In Deutschland spielt Biomasse eine untergeordnete Rolle, dort kommt aber mittlerweile bei jedem zweiten Neubau eine Wärmepumpe zum Einsatz. <BR /><BR /><b>Brauchen wir also nicht...?</b><BR />Santa: Nein, auch bei uns hat sich der Wärmepumpenanteil im Neubau über die letzten 5 Jahre in etwa verdoppelt, heute kommt in jedem dritten Gebäude eine Wärmepumpe zum Einsatz, Tendenz steigend. Auch bei den Sanierungen ist der Anteil in den letzten 5 Jahren von 2 auf 16 Prozent angewachsen. Wärmepumpen sind also auch bei uns stark im Kommen. Nicht zuletzt auch aufgrund der klimatischen Verhältnisse, da man mit einer Wärmpumpe nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="882344_image" /></div> <BR /><BR /><b>Für welche Gebäude ist eine Wärmepumpe interessant?</b><BR />Santa: Eine Wärmepumpe kann ihre Stärken am besten in gut gedämmten Gebäuden mit einer geringen Heizlast ausspielen. Das ist beim Neubau und energetisch sanierten Gebäuden der Fall, wo die Wärme über großflächige Wand- oder Fußbodenheizungen verteilt wird, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 35 °C auskommen. Je geringer der Temperaturunterschied zwischen Umweltwärme und Vorlauftemperatur ist, desto weniger Arbeit muss die Wärmepumpe leisten und desto geringer sind die Stromkosten. Im Idealfall kommt auch der Strom für die Wärmepumpe aus der eignen Fotovoltaikanlage.<BR /><BR /><b>Wo macht eine solche Anlage wenig Sinn?</b><BR />Santa: Weniger Sinn macht eine Wärmepumpe in ineffizienten Gebäuden mit einem hohen Wärmebedarf, bei dem die Wärme über kleinflächige Heizkörper abgegeben wird. Je kleiner die wärmeabgebende Fläche der Heizkörper, desto höher müssen die Vorlauftemperaturen sein. Bei alten Heizkörpern sind das ca. 60 – 70 °C, was stark auf Kosten der Effizienz einer Wärmepumpe geht. Mit kleineren Sanierungsarbeiten wie der Dämmung von Dach und Kellergeschoss, modernen Niedertemperatur-Heizkörpern und einem hydraulischen Abgleich lässt sich aber auch im Altbau eine Wärmepumpe durchaus effizient betreiben. In vielen Fällen ist auch eine Hybridlösung empfehlenswert, bei der die Wärmepumpe die Grundlast übernimmt und die Spitzenlasten im Winter durch einen Gasbrennwertkessel abgefangen werden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="882347_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Was kostet der Einbau einer Wärmepumpe in etwa?</b><BR />Santa: Der Einbau einer Wärmepumpe ist erheblich teurer als eine konventionelle Gasheizung, dafür sind die Betriebskosten später geringer. Beim Neubau fallen die Mehrkosten in der Regel weniger ins Gewicht als beim Bestand, wo bestimmte Anpassungen erforderlich werden können. Wie teuer Anschaffung und Einbau sind, hängt vor allem vom Anlagentyp ab. In Abhängigkeit von der genutzten Umweltwärme und der Wärmeabgabe unterscheidet man Luft-Luft-, Luft-Wasser-, Wasser-Wasser- und Sole-Wasser-Wärmepumpen. Diese Anlagen unterscheiden sich stark im Hinblick auf Funktion, Leistungszahlen, Investitions- und Betriebskosten und nicht alle sind z.B. im Altbau gleich gut geeignet. Die Preisspanne ist daher recht groß und reicht bei einem Einfamilienhaus von ca. 20.000 bis 40.000 Euro.<BR /><BR /><b>Werden solche Anlagen vom Land gefördert?</b><BR />Santa: Das Land fördert den gleichzeitigen Einbau von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen mit 40 Prozent der anerkannten Kosten. Voraussetzung dafür sind ein KlimaHaus-Standard C oder R, ein Heizsystem mit einer Vorlauftemperatur von maximal 50°C und gewisse Mindestleistungszahlen. Davon ausgenommen sind Hybridheizungen, wobei die Wärmepumpe mindestens 50 % der Heizlast des Gebäudes abdecken muss. Bei Mehrfamiliengebäuden fördert das Land auch den Tausch von Öl- und Gaskesseln mit einer Wärmepumpe. Auch hier gelten dieselben technischen Vorgaben. Daneben gibt es für Wärmepumpen aber auch die Anreize der steuerlichen Abschreibung und des „conto termico“.<BR /><BR /><b>Was ist der beste erste Schritt für alle, die sich das ernsthaft überlegen?</b><BR />Santa: Beim Neubau ist es für den Planer relativ einfach, eine optimale Abstimmung von Gebäude und Anlagentechnik zu finden, beim Bestand wird es etwas schwieriger. Welche Leistung eine Wärmepumpe erbringen muss, hängt im Hinblick auf die Außentemperaturen vom Standort, dem Dämmstandard und Wärmebedarf für Warmwasser und Heizen ab und der daraus resultierenden spezifischen Heizlast (W/m²) für die zu beheizende Wohnfläche. Wie wirtschaftlich eine Wärmepumpe ist, hängt von der Jahresarbeitszahl ab, dem Verhältnis aus erzeugter Energiemenge und verbrauchter elektrischer Energie. Ab einem Wert von etwa 3 sind Anlagen wirtschaftlich, in Abhängigkeit des Anlagentyps können Leistungszahlen bis zu 5 oder mehr erreicht werden. Und dann muss abgeklärt werden, ob z.B. das Grundwasser als Wärmequelle genutzt werden oder ob ein Erdkollektor oder vertikale Erdsonden realisiert werden können. Der erste Schritt ist also der, ein kompetenten Fachplaner hinzuzuziehen.<BR /><BR /><b>Nach Ihren Beobachtungen: Gibt es auch bei uns schon Engpässe beim Einbau?</b><BR />Santa: In den letzten ein bis zwei Jahren hat es bei Wärmepumpen ähnliche Lieferengpässe und Wartezeiten wie bei anderen Bauprodukten gegeben. Mittlerweile hat sich die Lage gefühlt wieder etwas entspannt, die Lieferzeiten liegen aktuell bei einem halben bis einem dreiviertel Jahr. Das Handwerk und die Fachbetriebe sind bei uns vergleichsweise gut aufgestellt, aber der Trend hin zu Wärmepumpen wird sich weiter verstärken und der Fachkräftemangel auch bei uns nicht ausbleiben. Von daher bleibt zu hoffen, dass sich wieder verstärkt mehr junge Menschen für eine anspruchsvolle und zukunftsträchtige Berufswahl als Fachplaner oder Handwerker entscheiden.<BR /><BR />Wärmepumpen sind längst nicht mehr die lauten und hässlichen Kästen, die irgendwo im Keller oder an der Hausmauer stehen. Alles über die neue Generation dieser Geräte erfahren Sie <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/kinderkrankheiten-ade-das-koennen-die-neuen-waermepumpen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">in diesem Beitrag</a>! <BR /><BR />