<b>Herr Meister, die Diskussion in Südtirol rund um Massentourismus und Besucherhotspots reißt nicht ab: Der Eurac-Tourismusforscher Harald Pechlaner sagt, Südtirol müsse definieren, welchen Tourismus es wolle. HGV-Präsident Manfred Pinzger hingegen meint, es brauche kein neues Tourismuskonzept für ganz Südtirol. Was sagen Sie als langjähriger HGV-Präsident zu dieser Diskussion?</b><BR />Walter Meister: Ich glaube, dass Manfred Pinzger mit seiner Aussage, Südtirol brauche kein neues Tourismuskonzept, einen großen Fehler macht <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/pinzger-nein-suedtirol-braucht-kein-neues-tourismuskonzept" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier das Interview mit Manfred Pinzger).</a> Ich teile Pechlaners Ansicht, dass man bestimmte Dinge im Tourismus überdenken sollte. Man darf nicht alles schlechtreden, was in Südtirols Tourismus passiert, aber ebenso wenig behaupten, dass alles in Ordnung ist. Der HGV darf die Probleme nicht schönreden – das geht nach hinten los und schadet dem Image des Südtiroler Tourismus. In den vergangenen Jahren hat man es versäumt, klare Regeln zu schaffen, um Overtourism zu vermeiden. Und wir müssen auch die kleinen Hotels im Blick behalten, nicht nur die großen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71009059_quote" /><BR /><BR /><b>Was meinen Sie damit konkret?</b><BR />Meister: Kleine Betriebe dürfen sich kaum noch erweitern oder qualitativ verbessern, während große Hotels deutlich mehr Möglichkeiten haben. Das darf nicht sein. Gerade die Familienhotels haben den heimischen Tourismus groß gemacht und tragen ihn bis heute.<BR /><BR /><b>Hat Südtirol nun ein Problem mit Overtourism oder nicht?</b><BR />Meister: Jein. In gewissen Hotspots sicher, landesweit jedoch nicht. Wir sollten dankbar sein, dass wir Tourismus haben – er ist ein Motor der Südtiroler Wirtschaft. Aber wir müssen die Sorgen und Befürchtungen der einheimischen Bevölkerung ernst nehmen. Ständig zu behaupten, es gebe kein Problem, verärgert die Menschen und lässt die Tourismusgesinnung kippen. Das kann nicht im Sinne des HGV sein.<BR /><BR /><b>Was wäre Ihre Lösung?</b><BR />Meister: Ich gebe Pechlaner recht: Wir brauchen ein landesweites Tourismuskonzept, in dem klar definiert wird, welchen Tourismus Südtirol will und welche Gäste wir ansprechen <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/massentourismus-die-geister-die-ich-rief-werd-ich-nicht-mehr-los" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier das Interview mit Harald Pechlaner).</a> Überreglementieren dürfen wir aber auch nicht. Wir brauchen eine gute Balance. Dafür müssen sich Tourismusexperten, der HGV und die Politik an einen Tisch setzen – und auch die Einheimischen einbeziehen. Selbst ein Gespräch mit den größten Tourismuskritikern kann konstruktiv sein.<BR /><BR /><b>Nach dem Motto „Harte Diskussion, gutes Ergebnis“?</b><BR />Meister: Genau. Man darf hart diskutieren, muss aber zu einem tragfähigen Ergebnis kommen. Die Südtiroler sind nicht grundsätzlich gegen alles – aber sie wollen in wichtige Entscheidungen eingebunden werden.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71010811_quote" /><BR /><BR /><b>Und fehlt Ihnen dieses Einbinden beim HGV?</b><BR />Meister: Wenn Pinzger sagt, es passe alles so, wie es ist, wirkt das auf mich wie ein Kleinreden der Probleme. Wie gesagt: Ganz Südtirol hat kein Overtourism-Problem, bestimmte Hotspots aber sehr wohl. Darüber muss man offen sprechen und handeln.<BR /><BR /><b>Apropos Manfred Pinzger: Anfang November finden Neuwahlen im HGV statt, Pinzger tritt nicht mehr an. Wer ist Ihr Favorit für die Nachfolge?</b><BR />Meister: Es gibt drei aussichtsreiche Kandidaten: Judith Rainer aus Sexten, Hansi Pichler aus Schenna und Helmut Tauber aus Feldthurns. Allesamt sehr gute Bewerber. Ich könnte mir vorstellen, dass Tauber am Ende das Rennen macht.<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns Bescheid.</a>