Die lange Krise durch die Pandemie frisst auch in Südtirol vielen Betrieben das Geld weg. Sofort sind mafiöse Organisationen zur Stelle, die ihnen „Hilfe“ anbieten, um sie dann zu übernehmen. Eine staatliche Behörde nennt eine Branche, die besonders gefährdet ist. <BR /><BR /><BR /><BR /><i>Von Micaela Taroni, Rom</i><BR /><BR /><BR />Die staatliche Anti-Mafia-Behörde DIA warnt in ihrem neuen Bericht davor, dass kriminelle Gruppen die aktuellen Schwierigkeiten der Gastronomie, der Hotellerie, der Lebensmittel- und Weinproduktion nutzen könnten, um in der legalen Wirtschaft Fuß zu fassen. „Die Liquiditätskrise hat die Gefahr wesentlich erhöht, dass kriminelle Gruppen dank Wucher und Erpressungen zuerst in die Betriebe eindringen und sie dann übernehmen“, heißt es im Bericht. Nach Informationen der DIA sind in Südtirol mafiöse Organisationen derzeit vor allem in der Bauwirtschaft aktiv.<BR /><BR /><b>Ein Clan in Bozen</b><BR /><BR />Ausdrücklich wird auf die im Juni 2020 beendete Operation „Freeland“ verwiesen, die zur Festnahme von 20 mutmaßlichen Mitgliedern der kalabrischen kriminellen Organisation 'Ndrangheta geführt hatte – 9 davon gehörten einem Bozner Clan mit Sitz in der Reschenstraße an. Den Verhafteten wird eine breite Palette an Straftaten vorgeworfen, unter anderem kriminelle Bandenbildung zwecks Drogenhandels und mafiöser Machenschaften, Beihilfe an einer mafia-ähnlichen Vereinigung, Freiheitsberaubung, Erpressung und Handel mit Heroin und Kokain.<BR /><BR />„Die Pandemie-Krise hat die Wirtschaft Trentino Südtirols in einer schwierigen Phase getroffen. 2019 war das Bruttoinlandprodukt in Trentino um lediglich 0,1 Prozent und in Südtirol um 0,4 Prozent gestiegen“, hieß es im DIA-Bericht. Jedes dritte Südtiroler Unternehmen in den vom Lockdown am schwersten betroffenen Wirtschaftssektoren sei durch die Liquiditätsprobleme stark bedroht.<BR /><BR /><b>Gefahr durch Grenznähe</b><BR /><BR />Wegen der Grenznähe Südtirols ist auch die illegale Einwanderung, sowie die Ausbeutung von Arbeitskräften und die Prostitution ein attraktives Geschäft für kriminelle Organisationen. In diesem Zusammenhang hatte die Straßenpolizei von Sterzing im Juni 2020 bei einer Kontrolle am Brenner 2 Chinesen aus den Niederlanden festgehalten, die für Schlepperei verantwortlich gemacht wurden.<BR /><BR />Die Ermittler gingen im ersten Halbjahr 2020 auch einer internationalen Bande nach, die in großen Mengen über den Brenner Tabakwaren aus Osteuropa importierte, um sie dann in Kampanien und Apulien zu verkaufen. Dabei bezog sich die DIA-Behörde auf die sogenannte Operation „Vinculum“, in deren Rahmen im April über 20 Tonnen illegale Zigaretten sichergestellt und 48 Personen wegen grenzüberschreitender krimineller Vereinigung und Schmuggel angezeigt wurden – 3 von ihnen wurden verhaftet. Die Ermittlungen dauerten 4 Jahre an und brachten 4 Schmuggler-Organisationen ans Licht, die von den Provinzen Mailand, Monza und Brianza, Neapel, Salerno, Brindisi und Bari aus international tätig waren. Ein Teil der geschmuggelten Ware kam aus Osteuropa über den Brenner nach Italien – die Finanzpolizei konnte auch 10 Transportwagen beschlagnahmen.<BR />