Stark gestiegene Preise für Holz, Stahl und andere Rohstoffe lassen die Baukosten nach oben klettern. Das sagt der Experte. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Santer, in der Baubranche und baunahen Bereichen spricht man von einer gewissen Wild-West-Stimmung: Lieferverträge werden nicht eingehalten, Preise für Baumaterialien gehen durch die Decke. Wie erleben Sie die derzeitige Situation?</b><BR />Harald Santer: Ich kann Ihnen sagen, dass ich so etwas in den letzten 20 Jahren, so lange bin ich dem Beruf, noch nie erlebt habe. Die Preisanstiege in einigen Bereichen waren und sind extrem, Preisanpassungen werden einseitig und in kurzen Abständen vorgenommen. Ein Beispiel: Gab es vor Corona mittel- bis langfristige Verträge mit Lieferanten im Jahres- oder Halbjahresrhythmus, werden die Verträge nun alle paar Wochen angeglichen. Immer sind Preisanstiege Gegenstand der Vertragsanpassungen. Wer diese Anpassungen nicht akzeptiert, bekommt kein Material geliefert. <BR /><BR /><BR /><b>Wo gibt es aktuell die größten Preissteigerungen?</b><BR />Santer: Der Preis für Holz lag zuletzt um 30 Prozent höher als im Oktober 2020, jener für Kupfer um 40 und Stahl um 38 Prozent. Die Liste ließe sich noch länger fortsetzen. Dementsprechend verteuern sich auch die Produkte, die auf diese Rohstoffe angewiesen sind – das Ausmaß des Anstiegs hängt vom Rohstoffanteil bei den Produkten ab. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie hoch ist der Anteil der Spekulation an diesen Preissteigerungen?</b><BR />Santer: Es gibt im Wesentlichen 3 Faktoren für die hohen Anstiege: Einer ist, dass die globale Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen für die Bauindustrie seit Jahresbeginn 2021 besonders angezogen hat. Das wiederum hängt damit zusammen, dass die Konjunktur in einigen Teilen der Welt wieder an Fahrt aufgenommen hat, in Asien oder den USA etwa. Der zweite Grund ist, dass die Produktion noch nicht wieder gänzlich hochgefahren wurde bzw. erst nach und nach hochgefahren wird. Der dritte betrifft die von Ihnen erwähnte Spekulation, die man besonders beim Kupfer merkt, das bewusst vom Markt zurückgehalten wird, um so die Preise anzuheizen. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-48832566_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Was machen Sie als Zulieferer des Bau- und Handwerksbereichs mit diesen Preisanstiegen, können Sie sie 1 zu 1 weitergeben?</b><BR />Santer: Momentan gibt es eine hohe Akzeptanz am Markt. Jeder, der entlang der Wertschöpfungskette arbeitet, kennt die Probleme. Das heißt, die Basis für Nachverhandlungen ist eigentlich gut. Eigentlich deshalb, weil natürlich niemand gerne Preissteigerungen weitergibt, erst recht nicht an den Endkunden.<BR /><BR /><BR /><b>Der zum Beispiel ein privater Häuslbauer ist, der mit Kosten im Ausmaß von X für seinen Bau gerechnet hat, nun jedoch unter Umständen mehr hinblättern muss...</b><BR />Santer: Das hängt davon ab, ob er die Verträge mit seinen Lieferanten zu Fixpreisen abgeschlossen hat oder nicht. Wenn nicht, wird der Bau wohl teurer. In welchem Ausmaß, das liegt am verwendeten Material und der Bauweise. Ist der Anteil von stark betroffenen Materialien höher, steigen die Baukosten stärker, mitunter sogar im zweistelligen Bereich. Aber pauschal lässt sich dies nicht sagen. <BR /><BR /><BR /><b>Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass sich die Lage rasch beruhigen könnte?</b><BR />Santer: Dass die Preise in den nächsten Monaten auf das Ausgangsniveau von vor der Krise zurückgehen werden, halte ich für unwahrscheinlich. Eine Beruhigung wäre jedoch dringend erforderlich, weil durch diese starken Preisanstiege die Unsicherheit am Markt wächst. Bauherren oder andere Auftraggeber könnten es sich, wenn diese Situation anhält, zweimal überlegen, ob sie ihr Bauprojekt in Angriff nehmen oder nicht doch noch etwas zuwarten. <BR /><BR /><BR /><b>Von großen Einbrüchen blieb der Baubereich bislang weitestgehend verschont.</b><BR />Santer: Abgesehen vom Frühjahr 2020 konnte die Branche aus unserer Sicht recht gut weiterarbeiten. Seit Anfang 2021 sehen wir italienweit, nicht nur in Südtirol, ein weiter gestiegenes Interesse am Bauen. Im privaten Bereich ist der Effekt des Superbonus 110% spürbar. Das heißt, wenn es eine Beruhigung an der Preisfront gibt und Lieferengpässe vermieden werden können, sehe ich gute Aussichten für viele Unternehmen der Branche. <BR /><BR /><BR /><b>Und was ist mit den Kleinbetrieben, die eine weniger starke Verhandlungsposition haben als etwa die Würth-Gruppe – wie sollen die die Preissteigerungen bei Endkunden durchsetzen?</b><BR />Santer: Das Problem sehe ich eher darin, dass sich kleinere Betriebe im Einkauf schwerer tun könnten, sie also teurer einkaufen und nur einen Teil davon an den Kunden weitergeben können, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mit anderen Worten: Die Marge sinkt. Daher hoffe ich im Interesse der gesamten Baubranche, dass die Situation sich möglichst bald wieder entspannt. <BR />