Vielleicht geht es Ihnen so wie mir, als ich das erste Mal den Begriff Bürohund in einer Fachzeitschrift gelesen habe, und Sie denken an Bernd Stromberg mit seiner Aussage: „Ein Hund im Büro? Hallo? Da kann ich mir ja gleich meine eigene Kündigung schreiben.“ Bestimmt sind die Vierbeiner in den meisten Betrieben tatsächlich nicht willkommen. Die Liste der bekannten Unternehmen, die Hunde im Büro ausdrücklich erlauben oder sogar fördern, ist aber bemerkenswert lang.<BR /><BR />Beginnen wir mit Amazon, dem mit 1,5 Millionen Mitarbeitern drittgrößten privaten Arbeitgeber der Welt. Die Tradition begann bereits in den Anfangsjahren des Onlinehändlers, als ein bei Amazon beschäftigtes Ehepaar regelmäßig ihren Welsh Corgi Cardigan namens Rufus mit zur Arbeit brachten. Rufus wurde schnell zu einem Maskottchen und hat mit seiner Nasenspitze gleich mehrere neue Webseiten veröffentlicht. 1996 war Rufus allerdings eine liebenswerte Ausnahme in den Büros von Amazon – der einzige vierbeinige Freund, der die Erlaubnis hatte, die Büroräume zu betreten. Diese exklusive Regel änderte sich jedoch im Jahr 1998. Nachdem eine E-Mail an die Mitarbeiter versendet wurde, die daran erinnerte, dass nur Rufus, und kein anderer Hund, im Büro erlaubt sei, reagierte die Geschäftsführung mit einer spielerischen und einladenden Antwort: „Ab jetzt heißen alle Hunde Rufus.“ Damit öffnete Amazon seine Türen für die vierbeinigen Begleiter seiner Mitarbeiter. Heute ist es nicht ungewöhnlich, dass die Büros von Amazon von durchschnittlich 7000 Hunden bevölkert werden, die Freude und ein Gefühl der Gemeinschaft in die Arbeitsumgebung bringen.<BR /><BR />Auch bei Google gibt es eine ähnliche Geschichte. Nach dem ersten Hund Yoskha ist heute ein Café am Google Campus benannt. 1999 begann sein Besitzer den Hund mit ins Büro zu bringen, da seine Frau für mehrere Monate von den USA nach Europa reisen musste und er den Hund nicht allein zuhause lassen konnte. Kurz darauf brachten auch andere Mitarbeiter ihre Hunde mit. 2016 hat sich Google dann offiziell zu einem „Hundeunternehmen“ erklärt. Im Verhaltenskodex des Internetriesen steht: „Wir mögen Katzen, aber wir sind ein Hundeunternehmen, daher fühlen wir generell, dass Katzen, die unsere Büros besuchen, ziemlich gestresst wären.“ Der betriebseigene Hundepark heißt Doogleplex, den sowohl die sogenannten Doogler, also Google-Mitarbeiter mit Hunden, als auch ihre Kollegen ohne Hunde regelmäßig besuchen.<BR /><BR />Viele weitere globale Unternehmen sind ausgesprochen hundefreundlich und bieten Hundeparks, Hundesitter, Hundespielgruppen oder andere Annehmlichkeiten für ihre Mitarbeiter, die Vierbeiner mit zum Arbeitsplatz bringen. Einige Beispiele: Beim Eishersteller Ben & Jerry’s dürfen Hunde nicht nur mitkommen, sondern kriegen am Empfang sogar ein Leckerli. Auch beim Nahrungsmittelhersteller Mars sind Hunde willkommen und dürfen bei Geschäftsreisen auf Firmenkosten mitfliegen. Weitere Unternehmen sind Airbnb, Uber, GoDaddy oder die Hotekette Kimpton Hotels, bei denen nicht nur die Gäste, sondern auch die Angestellten Hunde ins Hotel mitbringen dürfen.<h3>Nicht nur ein US-Phänomen</h3>In Deutschland und Italien gibt es ebenfalls zahlreiche Beispiele. Wenig überraschend: Der Händler für Heimtierbedarf Fressnapf erlaubt Hunde genauso wie andere Haustiere im Büro, unter anderem auch Fische und Echsen. Das gilt auch bei der zu Nestlé gehörenden Hundefuttermarke Purina in Italien, wo es ein Pets@work (Haustiere bei der Arbeit) Programm gibt. Die italienische Modedesignerin Elisabetta Franchi reiht sich genauso in diese Reihe ein, wie Xing, Zooplus, Trivago, Nintendo Italia oder Unicredit, wo Hunde direkt unter dem Schreibtisch der Herrchen liegen aber auch spielen oder sich in besonderen Zonen mit anderen Hunden treffen dürfen.<BR /><BR />Aber aus welchen Gründen erlauben so viele namhafte Unternehmen ihren Mitarbeitern, Hunde mit zur Arbeit zu bringen? Zum einen gibt es sehr viele Hundehalter: Millennials, also zwischen 1981 und 1995 Geborene, halten sich häufiger Hunde und Katzen, als Kinder zu bekommen. In Japan wurden zuletzt in nur einem Jahr 886.000 neue Hunde und Katzen gekauft oder adoptiert – mehr als Kinder im gleichen Jahr geboren wurden. Hundefreundliche Unternehmen sollten also rein statistisch mindestens gleich beliebte Arbeitgeber sein, wie familienfreundliche. Tatsächlich würden 33 Prozent aller Hundebesitzer für ihr Tier den Job wechseln, wenn es mit zum neuen Arbeitsplatz darf.<BR /><BR />Eine der Überlegungen dieser Unternehmen ist auch, dass dadurch der Wunsch im Homeoffice zu arbeiten abnimmt und die Angestellten lieber zum Arbeitsplatz kommen. <BR /><BR />Die Forschung und die Praxis sind sich außerdem einig, dass der Umgang mit Hunden zu einer positiven Arbeitsatmosphäre beiträgt und das Wohlbefinden sowie die Produktivität der Mitarbeiter fördert.<h3>Hunde willkommen, Mitarbeiter motivierter</h3>Dies gilt für die Hundebesitzer selbst gleichermaßen wie für die anderen Kollegen, welche die Hunde vielleicht auch nur kurz sehen, streicheln oder ihnen einen kleinen Snack anbieten. Eine Studie zeigt, dass 90 Prozent der Mitarbeiter hundefreundlicher Unternehmen sich stärker mit der Mission des Unternehmens identifizieren, motivierter sind und den Arbeitgeber eher anderen Personen weiterempfehlen.<BR /><BR /><i>* Thomas Aichner ist wissenschaftlicher Leiter der Südtirol Business School</i>.<BR />www.business-school.bz