Am heutigen Donnerstag wählt der Südtiroler Sennereiverband seinen neuen Vorstand. Der aktuelle Obmann, Joachim Reinalter, wird sich dabei erneut der Wahl stellen. Sollte er wiedergewählt werden, so sei ihm vor allem eines wichtig, um die künftigen Probleme meistern zu können: Noch mehr Zusammenarbeit zwischen den Milchhöfen. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Reinalter, welche Bilanz ziehen Sie für die Südtiroler Milchwirtschaft für das Pandemie-Jahr 2020?</b><BR />Joachim Reinalter: Einen starken Rückgang gab es vor allem beim Käse. Wir haben im Vorjahr sicherlich an die 500 bis 600 Tonnen weniger verkauft, als an anderen Jahren. Insgesamt muss man aber sagen, dass wir 2020 mit einem blauen Auge davongekommen, da die Sommersaison nicht so schlecht war, wie man befürchtet hatte. Mit Ende des Jahres hat sich das aber dann drastisch geändert... <BR /><BR /><BR /><b>Weil es keinen Wintertourismus gab?</b><BR />Reinalter: Genau. Und das hat sich ja lange hingezogen. Unsere große Sorge ist also das Jahr 2021. Wir haben im Schnitt der gesamten Milchhöfe einen Umsatz-Rückgang von rund 13 Prozent von Jänner bis Ende Mai. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-49331452_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Nun kommt der Tourismus in Südtirol langsam wieder in Schwung. Glauben Sie, dass man dadurch die Einbußen im Jahr 2021 doch noch in Grenzen halten kann?</b><BR />Reinalter: Wir bleiben zuversichtlich und hoffen, dass der Tourismus wieder richtig durchstarten kann, in Südtirol und in ganz Italien, auch das ist für uns äußerst wichtig, da wir italienweit touristische Betriebe beliefern. Wenn das gelingt, dann hoffen wir, dass wir am Jahresende nicht ganz so schlechte Zahlen schreiben, wie jetzt in den ersten 5 Monaten. <BR /><BR /><BR /><b>2018 hat der Südtiroler Sennereiverband einen strikten Flächenbezug eingeführt. Ein Milchbauer darf also nicht mehr so viel Vieh halten wie er möchte, die Tierhaltung ist gekoppelt an die zur Verfügung stehende Futterfläche. Wie sieht es mit der Umsetzung in der Praxis aus?</b><BR />Reinalter: Wir sind diesbezüglich in der Umsetzungsphase und die große Mehrheit, also rund 99 Prozent der Milchbauern, sind dieser Empfehlung gefolgt und halten die Übereinstimmung von Fläche und produzierter Milchmenge ein. Das war meiner Meinung nach ein äußerst wichtiger Schritt, damit wir die Herkunft der Südtiroler Produkte besser dokumentieren können. <BR /><BR /><BR /><b>Diese Maßnahme soll der Berglandwirtschaft also ein Überleben garantieren?</b><BR />Reinalter: Ja. Zudem führt diese Maßnahme dazu, dass auch wirklich die gesamten Flächen bearbeitet werden, da ein jeder Bauer versucht, seine vorhandenen Flächen auszunutzen, damit er die dementsprechende Menge Milch produzieren kann. <BR /><BR /><BR /><b>Der Sennereiverband wählt heute seinen Vorstand für die kommenden 3 Jahre neu. Sie sind nun bereits 15 Jahre an der Spitze des Verbandes. Treten Sie erneut an?</b><BR />Reinalter: Ja. <BR /><BR /><BR /><b>Sollten Sie wiedergewählt werden, was sind die Ziele für die nächsten 3 Jahre?</b><BR />Reinalter: Wir müssen unsere Zusammenarbeit zwischen den Milchhöfen noch weiter verstärken und uns langfristig besser aufstellen. Man braucht sich nur die demografische Entwicklung in Italien anschauen: Die Bevölkerung wird immer älter und es werden immer weniger Kinder geboren. Wenn man weiß, dass die Kinder deutlich mehr Milchprodukte konsumieren als ältere Menschen, dann versteht man, was auf die Milchwirtschaft und auch auf die Südtiroler Milchhöfe zukommt. Es fehlen immer mehr Konsumenten. Daher müssen wir schauen, früh genug entsprechende Maßnahmen zu treffen, um dem Problem entgegenzuwirken. Die Südtiroler Milchhöfe müssen verstärkt nach außen mit einer Stimme sprechen und gemeinsam auftreten, das wird für die Zukunft immer wichtiger.