Gerade am Gasmarkt fällt es als Abnehmer schwer, den Überblick zu behalten. Das hat mehrere Gründe. <BR /><BR />Ein wichtiger Grund: Zwischen den Entwicklungen am Markt und dem Zustellen der Rechnungen an die Kunden liegen meist mehrere Monate. Das, was jemand in Zeitungen oder anderswo liest, stimmt in so verrückten Zeiten an den Energiemärkten also in der Regel nie mit dem überein, was der Kunde gerade an den Gasanbieter überweisen muss. <BR /><BR />„Das ist verständlicherweise sehr verwirrend. Viele besorgte Gasabnehmer wenden sich daher an uns, mit der Bitte, einen Blick auf ihre Gasrechnungen zu werfen“, so Paolo Guerriero, Energie-Experte bei der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). <h3> Fortschritt für Endkunden</h3>Immerhin wurde im Herbst bei der Preisbildung am geschützten Markt entscheidend nachgebessert: Seit Oktober werden die Gastarife nach einer Anpassung der Regulierungsbehörde ARERA für Endnutzer nicht mehr im Voraus für 3 Monate festgelegt, sondern im Nachhinein für das abgelaufene Monat. „Dadurch entsteht ein realistischeres Bild von dem, was sich am Gasmarkt abspielt. Das war aus Sicht der Abnehmer sicher ein wichtiger Fortschritt. Dass die Gasrechnungen teils 3 Monate später erst verschickt werden, hat sich leider nicht geändert“, sagt er.<BR /><BR />„Der Tarif am geschützten Markt, über den italienweit rund 36 Prozent ihr Gas beziehen, wird vor allem über den monatlichen Durchschnittspreis an der italienischen Gasbörse PSV ermittelt. Die europäische Börse in Amsterdam spielt mittlerweile eine untergeordnete Rolle, wenngleich sich die Kurse grundsätzlich ähnlich verhalten“, weiß Guerriero. <BR /><BR />Schaut man sich die Großhandelspreise laut PSV im Verlauf des vergangenen Jahres genauer an, stellt man enorme Schwankungen fest: Von 0,92 Euro je Normkubikmeter Gas im Januar, schoss der Preis auf 1,849 Euro im Juli und sogar knapp 2,5 Euro im August nach oben. Im Oktober brach der Preis dann regelrecht ein, auf 0,835 Euro je Normkubikmeter. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="850157_image" /></div> <BR /><BR />Danach zeigte die Kurve wieder gen Norden: „Im November bewegten wir uns beim Gas wieder bei 0,975 Euro je Normkubikmeter, im Dezember legte der Preis um weitere 23 Prozent auf 1,243 Euro je Normkubikmeter bzw. 116,6 Euro je Megawattstunde zu. Seit Ende Dezember gehen die Preise nun wieder zurück“, so Guerriero. Zusammengefasst: Der Preis lag im Dezember über jenen im November, aber rund 50 Prozent unter den Höchstständen des Sommers, in etwa auf dem Niveau zwischen Februar und März 2022.<BR /><BR />Wie wirkt sich das außergewöhnliche Jahr am Gasmarkt unterm Strich auf die privaten Haushalte aus? „Die Ausgaben für Gas einer Familie mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 1400 Kubikmetern pro Jahr belaufen sich auf etwa 1866 Euro, was einem Anstieg von 64,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 entspricht“, so Guerriero, der auf aktuelle Berechnungen von ARERA verweist. <h3> Was passiert auf dem freien Markt?</h3> Die erwähnten Zahlen betreffen wohlgemerkt nur den geschützten Markt, der mit Jänner 2024 abgeschafft werden soll. „Was die Entwicklungen am freien Markt angeht, ist es schwer, verwertbare Aussagen zu treffen. Grundsätzlich kann man sagen, dass es 2 Arten von Verträgen gibt: Jene, bei denen Fixpreise definiert werden und jene, bei denen sich der Preis nach den Indexentwicklungen richtet. Wer bis jetzt noch keinen genauen Blick in seine Energieverträge geworfen hat, sollte dies spätestens jetzt nachholen“, rät Guerriero. <BR />