Arbeitsmarkt-Experte Sieghart Flader über eine Ende des Kündigungsstopps und die Auswirkungen auf den Südtiroler Arbeitsmarkt.<BR /><BR /><BR />Zur Erklärung: Im vergangenem Frühjahr, also zu Beginn der Pandemie, hat die italienische Regierung einen Kündigungsstopp für unbefristet Beschäftigte erlassen – gekoppelt mit einer erweiterten Lohnausgleichszahlung. Das Ziel der Regierung: Den Kündigungsstopp so lange aufrechtzuerhalten, bis man die Krise größtenteils hinter sich lässt, die Wirtschaft wieder anzieht und man dadurch eine Massen-Entlassung verhindern kann. <BR /><BR />Ende Juni soll dieser Kündigungsstopp nun aber endgültig enden, hat die Regierung angekündigt. Dagegen regt sich aber Widerstand: Vor allem die gesamtstaatlichen Gewerkschaften drängen auf eine Verlängerung zumindest in einigen Sektoren, da sie sonst eine Massen-Entlassung in den italienischen Betrieben und eine nach oben schnellende Arbeitslosigkeit befürchten.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-49412846_quote" /><BR /><BR /><BR />Der Industriesektor hingegen befürwortet die Aufhebung der Maßnahmen: Die Betriebe müssten sich weiterentwickeln können, lautet das Argument. <BR /><BR /> Sieghart Flader, Direktor des Arbeitsinspektorats des Landes, sieht es so: „Die Beschäftigungszahlen in Südtirol sind momentan annähernd so gut wie 2019“, sagt er. Insgesamt sei die Arbeitsmarktsituation deutlich besser als 2020 und das noch bestehende Defizit im Gasgewerbes gegenüber 2019 (rund 3000 bis 4000 Arbeitnehmer) werde mindestens zur Hälfte (1000 bis 2000 Arbeitnehmer) von einer höheren Beschäftigtenzahl im produzierenden Gewerbe wettgemacht.<BR /><BR />„Der heimische Arbeitsmarkt ist also dynamisch und im Sommer ist ein Arbeitskräftemangel zu befürchten“, so Flader. „Eine Aufhebung des Kündigungsstopps ist für Südtirol also keine Katastrophe.“ Ganz im Gegenteil, sagt der Arbeitsmarkt-Experte: Je früher die Aufhebung des Stopps kommt, desto weniger Probleme auf dem heimischen Arbeitsmarkt seien zu erwarten, eben weil der Arbeitsmarkt aktuell dynamisch und damit neue Arbeitsplätze vorhanden seien. Südtirols Arbeitsmarkt könnte also glimpflich davonkommen, Massen-Entlassungen seien nicht zu befürchten. <BR /><BR /><BR />Dass die Wirtschaft wieder anzieht und wieder mehr Arbeit ist, sieht Flader auch an den Zahlen der Lohnausgleichskasse: Es werde zwar immer noch viel angesucht, aber „effektiv beansprucht wird die Lohnausgleichskasse deutlich weniger als noch vor einigen Wochen“, sagt Flader. Dass die Wirtschaft wieder anzieht und wieder mehr Arbeit ist, sieht Flader auch an den Zahlen der Lohnausgleichskasse: Es werde zwar immer noch viel angesucht, aber „effektiv beansprucht wird die Lohnausgleichskasse deutlich weniger als noch vor einigen Wochen“, sagt Flader. Sein Fazit: „Die Aufhebung des Kündigungsstopps wird zumindest in Südtirol keine dramatischen Dimensionen annehmen, zumal noch laufend neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die soziale Abfederung auch noch durch das Arbeitslosengeld bis Mitte 2023, also insgesamt 2 Jahre, gewährleistet wird.“