Kürzlich hat eine Freundin, Lisa, eine smarte Glühbirne für das Aquarium ihrer Schildkröte installiert. Diese per WLAN mit dem Internet verbundene Lampe lässt sich über ihr Smartphone steuern, sodass sie morgens oder abends nicht extra aufstehen muss, um sie ein- oder auszuschalten. Das ist nicht nur äußerst praktisch, sondern produziert auch eine Menge Daten.<BR /><BR />Lisa kann ebenso alle anderen Glühbirnen in ihrer Wohnung, den Fernseher und einige Küchengeräte über ihr Handy steuern. Ein automatischer Staubsaugerroboter putzt ihre Wohnung, wenn sie unterwegs ist, und mit Alexa – einem intelligenten Lautsprecher mit Sprachassistent von Amazon – spielt sie ihre Lieblingsmusik ab oder diktiert Einkaufslisten, die sie später im Supermarkt auf dem Smartphone lesen kann.<BR />Fast jedes Haushaltsgerät gibt es mittlerweile in einer „intelligenten“ oder „smarten“ Ausführung.<BR /><BR />Weitere Smart-Home-Geräte, die auf dem Markt verfügbar sind (Lisa besitzt diese zwar nicht, findet sie aber interessant), umfassen Duschköpfe mit integrierten Bluetooth-Lautsprechern, automatische Futterstationen für Haustiere, die das Fressverhalten dokumentieren und über das Handy steuerbar sind, Luftqualitätsmesser, Thermostate zur Raumtemperaturregelung, Waschmaschinen, die den Feuchtigkeitsgrad der Wäsche erkennen, sowie Schlüssel- und Brieftaschenfinder, die mit dem Internet verbunden sind. Viele dieser Geräte nutzen Sensoren, um Umgebungsdaten zu erfassen und auszuwerten. Die Daten werden ins Internet übertragen und häufig in der Cloud gespeichert, das sind Server und Speicherplätze an fremden Standorten.<h3> Rasantes Wachstum</h3>Der Umsatz dieser mit dem Internet verbundenen Geräte wächst kontinuierlich und erreichte 2023 eine neue Rekordmarke. Aktuell nutzen in den USA über 44 Prozent und in Deutschland 41 Prozent der Haushalte Smart-Home-Geräte, wobei Smartphones, Notebooks, Tablets und Spielekonsolen hier nicht mitgezählt sind.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="997351_image" /></div> <BR /><BR />Intelligente Haushaltsgeräte sammeln umfangreiche Datenmengen. Ein internetfähiger Staubsaugerroboter beispielsweise kartiert die Wohnung und erfasst Daten über ihre Größe und Raumstruktur. Lisas smarte Glühbirnen geben Auskunft darüber, wann und wie oft sie sich in bestimmten Räumen aufhält. Ein smartes Thermostat übermittelt Temperaturdaten der Wohnung in die Cloud. Eine smarte Türklingel registriert, wie oft es an der Tür klingelt, ob und wie darauf reagiert wird, was Rückschlüsse auf An- oder Abwesenheit zulässt. Sicherheitskameras wiederum analysieren und verfolgen Bewegungsmuster im Raum. Kurzum: Es gibt kaum Aspekte unseres häuslichen Lebens, die nicht erfasst werden können.<BR /><BR />Obwohl persönliche Daten in den meisten Ländern geschützt sind und ihre Nutzung der expliziten Zustimmung bedarf, ist das Sammeln von Verhaltensdaten für Unternehmen von großem Interesse. Es ermöglicht eine gezieltere Kundenansprache, die Optimierung von Produkten und Dienstleistungen sowie effizientere Marketingstrategien.<h3> Unternehmen überschreiten Grenzen</h3>Trotz strenger Datenschutzvorschriften kommen immer wieder Fälle ans Licht, in denen Unternehmen diese Grenzen überschreiten. So wurde 2015 beispielsweise bekannt, dass Smart-TVs von Samsung persönliche Informationen aufzeichnen und an unbekannte Dritte weiterleiten konnten. Einen ähnlichen Fall hat Forbes 2017 dokumentiert: Der amerikanische TV-Hersteller Vizio hat Nutzerdaten mittels einem eingebauten Spionagetool mit Bilderkennungstechnologie gesammelt und analysiert. Konkret ging es dabei darum, welche Programme und Werbespots die Familienmitglieder angesehen haben oder wie ein Haushalt sich geräteübergreifend verhält, indem die IP-Adresse aller internetfähigen Gadgets in einem Zuhause ausspioniert wurde. 2019 wurde zudem bestätigt, dass Google mit ihren intelligenten Lautsprechern Gespräche mithört, die nie hätten aufgenommen werden dürfen, von denen einige sensible Informationen enthalten.<BR /><BR />Es gibt Leute, denen das einfach egal ist. Für sie spielt es keine Rolle, was mit ihren persönlichen Informationen geschieht. Zudem kann argumentiert werden, dass das Verständnis des Verbraucherverhaltens Unternehmen ermöglicht, ihre Kunden besser zu bedienen. Je mehr ein Unternehmen über das Verhalten und die Gewohnheiten der Kunden weiß, desto besser kann es ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen.<BR /><BR />Allerdings können Menschen leicht manipuliert und beeinflusst werden, Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen. Mehr Daten geben Vermarktern auch zusätzliche Werkzeuge, um nutzlose Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen.<h3> Regierung kontrolliert smarte Geräte</h3>Noch problematischer kann es werden, wenn ausländische Unternehmen oder Regierungen Zugang zu den Verhaltensdaten von Millionen von Haushalten bekommen: Wie viele Personen leben zusammen? Wie spät stehen sie auf? Wie bewegen sie sich durch die Wohnung? Was essen und trinken sie? Welche Medien nutzen sie? Hören sie Musik oder interessieren sie sich für Politik? Worüber sprechen sie mit ihren Familienangehörigen? Wann sind sie zuhause? Und vieles mehr. China kontrolliert nachweislich den größten Teil der smarten Einrichtungsgegenstände. Die Daten werden in der Regel auf chinesischen Servern gespeichert und stehen damit Unternehmen und staatlichen Stellen zur Verfügung. <BR /><BR />Ein Beispiel: Das börsennotierte Unternehmen Tuya Inc. ist ein Plattformanbieter für künstliche Intelligenz und andere Internetdienstleistungen. Mehr als 5000 Marken verwenden Tuya-Technologie, darunter viele unbekannte chinesische Anbieter, aber auch Branchenriesen wie Philips. Die Technologie kommt außerdem nicht nur bei Haushaltsgeräten, sondern auch in Krankenhäusern und Pflegeheimen zum Einsatz. Was viele nicht wissen: Ein chinesisches Gesetz verlangt, dass Unternehmen sämtliche gesammelten Daten herausgeben müssen, wenn die Regierung dies fordert.<BR /><BR />Viele Kunden sind also zurecht sehr besorgt darüber, welche Daten gesammelt werden, wie sie verwendet werden und an wen sie verkauft oder weitergegeben werden.<BR /><BR />