<BR /><BR />Jede Minute vier neue Kunden: Die Neobank Revolut wächst in beeindruckendem Rekordtempo. Allein in den vergangenen acht Monaten konnte das britische Unternehmen nach eigenen Angaben in Italien rund eine Million neue Kunden gewinnen und hat kürzlich die Marke von vier Millionen überschritten. Revolut ist damit inzwischen die fünftgrößte Bank Italiens.<BR /><BR />Es ist jedoch längst nicht die einzige Neobank. Zu den weiteren wichtigen Playern zählen etwa N26 aus Deutschland oder Hype aus Italien. Daneben gibt es Plattformen wie Trade Republic, die zwar ebenfalls über eine vollständige Bankenlizenz verfügen, sich jedoch vor allem auf Investments und Vermögensaufbau spezialisieren. Laut einer Hochrechnung des Wirtschaftsmediums „Milano Finanza“ haben die Neobanken in Italien zusammen bereits rund sieben Millionen Kunden – Tendenz steigend. Doch was macht sie so erfolgreich?<h3> Günstig und benutzerfreundlich</h3>Für Sara Longo, Professorin für Rechnungs- und Finanzwesen an der Freien Universität Bozen, sind zwei Aspekte besonders ausschlaggebend: Geringe Kosten und hohe Geschwindigkeit. „Neobanken sind rein digital, also basieren sie auf Online-Plattformen, die standardisierte Dienstleistungen einfach, schnell und zu sehr günstigen Preisen anbieten“, erklärt sie. Vielfach ist die Kontoführung kostenlos. <BR /><BR /><BR />Filialen, Schalter oder persönliche Bankberater gibt es nicht. Stattdessen läuft alles über Mobile-Banking mithilfe von KI-Assistenz und vereinfachten Abläufen. „Mit nur einem Klick können Kunden online ein Konto eröffnen, eine Kredit- oder Prepaid-Karte erhalten und alltägliche Transaktionen erledigen“, so Longo. Auch der Vermögensaufbau oder die Aufnahme von Krediten lassen sich bequem per Smartphone in wenigen Klicks erledigen. Das spart Geld und Zeit – Vorteile, die nicht nur junge Kunden schätzen.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-71546967_quote" /><BR /><BR /><BR />„Die Zielgruppe sind längst nicht mehr nur Millennials, wie in den Anfangsjahren“, bemerkt die Professorin. Neobanken möchten mittlerweile alle Altersgruppen ansprechen, mit Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft zugeschnitten sind. <BR /><BR /><BR />„Neobanken haben die Bankdienstleistungen entscheidend vorangetrieben, indem sie Bedürfnisse wie Reisen, digitale Nutzung und Personalisierung frühzeitig verstanden haben“, bringt Longo auf den Punkt. Dadurch geraten nun alle Banken unter Zugzwang, sich in diese Richtung schneller weiterzuentwickeln.<h3> Koexistenz von Alt und Neu</h3>Dass Neobanken die traditionellen Geldhäuser vollständig verdrängen werden, glaubt Longo nicht. Beide Modelle haben ihre Daseinsberechtigung. „Lokale Banken punkten mit ihrer langen Historie, der Nähe zum Kunden und einer Governance, die durch Stakeholder kontrolliert wird“, erklärt sie. Neobanken sind technologisch oft fortschrittlicher, zugleich jedoch weniger greifbar – was sie in einem Punkt besonders verwundbar macht: Vertrauensverlust. „Digitale Banken laufen Gefahr, Kunden zu verlieren, wenn operative Fehler auftreten oder Transparenzmängel bestehen.“<BR /><BR />Die Zukunft des Bankwesens liegt wohl weniger in Konkurrenz, sondern vielmehr in verstärkten Synergien zwischen klassischen Instituten und Neobanken.