"Man darf nicht den Fehler machen zu glauben, Südtirol müsse die staatliche Handelsreform sofort und eins zu eins übernehmen", so Landesrat Thomas Widmann, der kritisiert, dass "im Prinzip jede Planungsmöglichkeit abgeschafft wird."Auch dürfe man nicht staatliche Vorgaben mit europäischen verwechseln.Trotzdem: "Diese Liberalisierung wird auch für Südtirol weitreichende Folgen haben", so der Landesrat, der darauf verweist, dass das Liberalisierungsprojekt neben Gegnern auch Befürworter habe.In jedem Fall aber gelte es, zwischen Theorie und Praxis zu unterscheiden: "Nicht jede Reform, die den Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaft folgt, stellt auch in jedem territorialen und gesellschaftlichen Kontext das Optimum dar", unterstreicht Widmann.“Keine voreiligen Schritte“In Südtirol gebe es in der Handelspolitik in einigen Bereichen Reformbedarf, vor allem was die Klarheit und Übersichtlichkeit der Regeln betreffe, betont er."Im Ganzen ist es aber doch eine gewachsene Struktur, die die Interessen der Konsumenten, des eigentümergeführten Einzelhandels und des Tourismus' vor Augen hat und zugleich unsere Stadt- und Ortsbilder erhält", so der Landesrat.In der Diskussion rund um die Folgen der staatlichen Liberalisierung gelte es, Sachlichkeit zu bewahren und keine voreiligen Schritte zu setzen."Wir haben deshalb eine breite Expertengruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem nötigen Fachwissen mit dem Thema auseinandersetzen wird", so Widmann.Der Gruppe gehören Vertreter des Handels- und Dienstleistungsverbands Südtirol (hds) ebenso an, wie solche seines italienischen Pendants „Confesercenti“ und der Verbraucherzentrale, der Rechts-, der Raumordnungs- und Europa-Abteilung des Landes, des Gemeindenverbands sowie externe Rechtsberater."Dadurch versuchen wir, möglichst alle relevanten Gesichtspunkte angemessen zu berücksichtigen", so der Landesrat.Aufgabe der Expertengruppe ist, eine Basis für die Entscheidungsfindung in der Landesregierung zu erarbeiten."Sie soll uns die Richtung für eine mit dem größeren rechtlichen Rahmen kompatible, aber doch spezifisch Südtiroler Lösung weisen", erklärt Widmann. Die erste Sitzung der Gruppe findet am Donnerstag statt.Land will sich wehrenStaatssekretär Antonio Catricalà hat am Montag angekündigt, dass die Regierung Monti schon bis zum 20. Januar ein Dekret mit umfassenden Liberalisierungen verabschieden wird.Die Landesregierung will Ende Januar auf einer Klausurtagung darüber beraten, wie einige der geplanten staatlichen Maßnahmen in Südtirol abgeschwächt oder verhindert werden können.