Einmal mehr zeigt sich: Geopolitische Krisen wirken sich unmittelbar auf die Märkte aus – so auch nach dem jüngsten Angriff Israels auf den Iran.<h3> Aktienkurse fallen, Rohstoffpreise steigen</h3>Die Aktienmärkte reagierten mit spürbaren Verlusten. Der deutsche Leitindex DAX sank kurz nach Handelsstart um 1,36 Prozent auf 23.448 Punkte und blieb auch im weiteren Verlauf unter Druck. Auch an der Mailänder Börse verzeichnete der FTSE MIB ein Minus von 1,78 Prozent zu Handelsbeginn.<BR /><BR />„Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. Viele befürchten, dass die Eskalation zwischen Israel und dem Iran weitere Konfliktherde, etwa in Syrien oder im Libanon, in Brand setzen könnte“, erklärt Georg Lun, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) der Handelskammer Bozen.<BR /><BR />Allerdings hätten frühere Krisen gezeigt, dass sich die Märkte auch schnell anpassen können. „Anfangs kommt es zu starken Ausschlägen, doch meist pendeln sich die Kurse wieder relativ rasch ein.“<BR /><BR />Auch der Rohstoffmarkt blieb von den Ereignissen nicht unberührt:<BR />Der Preis für ein Barrel Öl der Nordseesorte Brent kletterte in der Nacht um bis zu 13 Prozent auf 78,50 Dollar und damit den höchsten Stand seit Januar. Auch Erdgas verteuerte sich deutlich. Zum Handelsauftakt am Freitag sprang die Notierung für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam bis auf 38,24 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist der höchste Preis seit Anfang April.<h3> Steigen die Ölpreise längerfristig?</h3>Ob es sich dabei lediglich um eine erste Überreaktion handelt oder den Beginn eines längerfristigen Preisanstiegs darstellt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. <BR /><BR />Fakt ist aber: Der Iran verfügt über die drittgrößten Ölreserven und die zweitgrößten Gasreserven der Welt und zählt damit zu den bedeutendsten Produzenten innerhalb der OPEC. Ein anhaltender Konflikt könnte daher zu ernsthaften Lieferengpässen und Preissteigerungen bei Rohstoffen führen.<BR /><BR />Zwar hat der Iran als direkter Energielieferant für Europa aufgrund internationaler Sanktionen an Bedeutung verloren, erinnert Lun, doch ein größerer Ausfall der iranischen Produktion würde das globale Angebot verknappen – mit möglichen Konsequenzen für die Märkte weltweit.<h3> Warenströme beeinflusst</h3>Noch gravierender wären laut Experten Störungen beim Öltransit durch die Straße von Hormus – eine Meerenge zwischen Oman und Iran, die als wichtigste maritime Route für den weltweiten Ölhandel gilt. Laut dem US-Energieministerium werden darüber rund 15 Prozent des weltweiten Rohöls verschifft. Zählt man raffinierte Produkte hinzu, sind es etwa 20 Prozent.<BR /><BR />Frühere Analysen von Capital Economics zeigten, dass eine vollständige Blockade der Meerenge, wie sie der Iran angedroht hat, den Ölpreis auf bis zu 150 US-Dollar pro Barrel treiben könnte.<BR /><BR />Sollte sich der Konflikt auch weiter ausbreiten, könnte womöglich auch der Betrieb längs des Suezkanals beeinträchtigt werden. Auch das hätte laut Lun Folgen auf die Warenströme nach Europa. <h3> Und Südtirol?</h3>Auch Südtirol unterhält Handelsbeziehungen mit Ländern des Nahen Ostens. Eine Ausweitung des Konflikts in der Region könnte daher auch hierzulande spürbare Auswirkungen haben. „Doch Südtirol hat sich in letzter Zeit verstärkt auf den saudisch-arabischen Markt konzentriert“, erklärt Georg Lun. Saudi-Arabien gelte als vergleichsweise resilient, selbst in Zeiten geopolitischer Spannungen im Nahen Osten.