Sinner wirbt für Südtirol – ganz ohne Werbemillionen, ganz ohne offiziellen Auftrag. Allein durch seine Haltung, Herkunft und weltweite Sichtbarkeit prägt er, wie Südtirol wahrgenommen wird. Ganz im Sinne dessen, was er auf seiner Webseite über sich selbst sagt: „Aufgewachsen in den Bergen Italiens habe ich gelernt: Wenn man an die Spitze will, muss man hart arbeiten, furchtlos sein – und immer Respekt zeigen.“<BR /><BR />Das sieht auch Hansi Pichler, Präsident der Südtiroler Standort- und Tourismusvermarktung IDM, so: „Südtirol als Regionenmarke profitiert ganz klar von Sinner. Er verkörpert alles, wofür stehen: Fleiß, Leidenschaft, Präzision – aber eben auch Sympathie, Bescheidenheit und Respekt. Und das alles mit einem Lächeln im Gesicht. Diese Werte trägt er authentisch in die Welt hinaus – zu 100 Prozent.“<h3> „Ein stolzer Südtiroler“ </h3>Ein offizieller Testimonial sei Sinner nicht – und werde es wohl auch nicht werden. Denn als solcher sei er unter finanziellen Gesichtspunkten unbezahlbar. Seine Werbeverträge mit Marken wie Nike, Gucci oder Rolex bewegen sich längst auf internationalem Spitzenniveau – seine Gagen machen ihn für Kampagnen mit öffentlichen Mitteln, etwa im Rahmen der IDM, unerschwinglich. <BR /><BR />Doch das sei nicht entscheidend, meint Pichler: „Er ist ein stolzer Südtiroler – und das zeigt er. Wir könnten ihn nicht besser inszenieren, als er sich selbst präsentiert.“ <BR /><BR />Sinner braucht keine Imagekampagne, um Südtirol sichtbar zu machen. Er lebt diese Verbindung glaubwürdig – und damit wirksamer als jede gekaufte Werbefläche. Wenn er in Interviews seine Herkunft erwähnt, wenn internationale Medien „Südtirol“ als seine Heimat nennen oder sein sympathisches Auftreten weltweit für Gesprächsstoff sorgt, dann entsteht ein Bild: eine Region, die Leistungsstärke mit Menschlichkeit verbindet.<BR /><BR />Er steht für ein Südtirol, das jung, ambitioniert und weltoffen wirkt – ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Dieses Image sei unbezahlbar – und kaum steuerbar. Genau deshalb entfalte es so viel Kraft.<h3> „Sinner wirkt auch nach innen“</h3>Dass Sinner nicht nur nach außen wirkt, betont Thomas Aichner, wissenschaftlicher Leiter der Südtirol Business School: „Das ist auf jeden Fall ein hochaktuelles Thema. Ich habe gerade einige Studierende, die sich genau mit dieser Entwicklung beschäftigen.“ <BR /><BR />Die Strahlkraft sei auf mehreren Ebenen sichtbar: „Menschen aus allen Altersklassen entdecken plötzlich Tennis für sich. Sie wollen es ausprobieren, aktiv werden – angestoßen durch seinen Erfolg.“ <BR /><BR />Und generell fühlten sich viele Südtiroler durch ihn inspiriert: „Dass ein junger Mensch von hier eine derart große sportliche und mediale Relevanz erlangt, ist beispiellos. So etwas hat es in dieser Form noch nie gegeben.“<BR /><BR />In Italien dagegen lässt sich Sinners Aufstieg historisch am ehesten mit jenem von Adriano Panatta vergleichen, der als Tennisprofi in den 1970er-Jahren große Erfolge feierte. Panatta gilt laut Aichner als erster italienischer Sportler, dessen Image gezielt für Marketingzwecke eingesetzt wurde – von Jeans bis Parfüm.<BR /><BR />„Bei Sinner ist das heute wieder so – nur in anderen Dimensionen“, sagt Aichner. „Tennis ist ein Milliardenmarkt – mit TV-Rechten, Ausrüstung, Platzmieten, Trainerstunden und vielem mehr.“<BR /><BR />Man könnte noch anmerken, dass Sinner – wie viele internationale Spitzensportler – seinen Wohnsitz in Monaco hat, um der italienischen Steuerlast zu entgehen. Doch dieser Aspekt dürfte für die meisten Menschen nachrangig sein, meint Aichner. „Die positiven Effekte auf den Markt und auf das gesellschaftliche Selbstverständnis sind in jedem Fall um ein Vielfaches stärker.“<h3> Der Blick des Wirtschaftspsychologen</h3> Der Wirtschaftspsychologe Erich Kirchler von der Universität Wien erklärt, dass Sinner als „besonders wirkungsvolles Role Model“ funktioniere – ein soziales Vorbild, das nicht nur bewundert, sondern im Verhalten auch nachgeahmt werde.<BR /><BR />„Seine Erfolge, gepaart mit Authentizität und Bescheidenheit, machen ihn für viele – besonders junge Menschen – zu einer identitätsstiftenden Figur.“ Kirchler verweist auf das psychologische Konzept des sozialen Lernens: Menschen lernen durch Beobachtung – besonders dann, wenn das beobachtete Modell als erfolgreich, sympathisch und ähnlich erlebt wird.<BR /><BR />„Sinner kann dadurch Einstellungen zu Leistung, Ausdauer und Disziplin nicht nur symbolisieren, sondern aktiv mitprägen. Er fördert Motivation, Selbstwirksamkeit und das Vertrauen, durch eigenes Tun etwas zu bewirken.“<BR /><BR />Doch seine Bedeutung reiche über die individuelle Ebene hinaus, so Kirchler: „Er vermittelt ein modernes, weltoffenes und gleichzeitig heimatverbundenes Südtirol – ein Bild, das international anschlussfähig ist, ohne die regionalen Wurzeln zu verleugnen.“ Das sei integrativ und identitätsstiftend, besonders in einer Zeit, in der sich viele junge Menschen in einer globalisierten Welt neu orientieren müssen.<BR /><BR />Auch in der Markenkommunikation sei Sinners Wirkung messbar, ergänzt Kirchler: „Celebrity Endorsement wirkt besonders dann, wenn die Persönlichkeit glaubwürdig, kompetent und nahbar erscheint – und genau das trifft auf Sinner zu.“ Er verkörpere nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern auch Vertrauen, Beständigkeit und Bodenständigkeit – Werte, die in der heutigen Gesellschaft wie in der Wirtschaft gleichermaßen geschätzt würden.