Dies ergaben Recherchen der „Neuen Zürcher Zeitung. „3 Personen haben René Benko dabei unterstützt, sein undurchsichtiges Konstrukt von über 1000 Gesellschaften aufzubauen. Trotz Insolvenz sind sie alle weiterhin auf Posten. Kann das gutgehen?“, fragte jüngst die „NZZ“.<BR /><BR />Zum engsten Vertrautenkreis von Benko gehörten und gehören demnach immer noch Marcus Mühlberger, Manuel Pirolt und Karin Fuhrmann. „Diese 3 Personen tauchen in einer Vielzahl von Rollen an den zentralen Schaltstellen des Signa-Konstrukts auf. Und obwohl eine Signa-Firma nach der andern insolvent wurde, sind sie immer noch auf ihren Posten aktiv“, heißt es in dem Bericht.<h3> Manuel Pirolt: „Der wohl wichtigste Mann an Benkos Seite“</h3>Als „die wohl wichtigste Person an der Seite Benkos“ und als „Herr des Geldes“ bezeichnet die „NZZ“ den gebürtigen Innsbrucker Manuel Pirolt (41). Er sei es, der in Abstimmung mit Benko kontrolliere, wo bei Signa das Geld herkomme und wohin es fließe. „Nur Pirolt und Benko dürften die komplexen finanziellen Verflechtungen zwischen den zahllosen Signa-Gesellschaften durchschauen“, schreibt die „NZZ“.<BR /><BR />Pirolt wechselte dem Bericht zufolge 2011 von der international tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO zur Signa und sei seit 2013 als Finanzchef der Signa Prime und Signa Development tätig. Pirolt dürfte faktisch auch in der Signa-Holding der Finanzchef sein, vermutet die „NZZ“. Zudem sei er Geschäftsführer in Hunderten von Untergesellschaften der Signa-Gruppe.<BR /><BR />Pirolt hat auch einen Bezug zu Südtirol, sitzt er doch im Verwaltungsrat der Bozner Waltherpark AG. Zudem ist er einer der Geschäftsführer der Waltherpark-Mutter, der Immobilienprojekte Bozen GmbH, sowie von deren Mutter der Signa Prime Capital Invest GmbH. Neben der Waltherpark AG, in deren Besitz der gleichnamige Gebäudekomplex steht, gehört noch eine weitere Bozner Gesellschaft zum Signa-Imperium: die Signa REM Italia, die sich als Managementgesellschaft um Beratung, Entwicklung, Vermietung und Verkauf von Immobilien kümmert – ihr Vizepräsident heißt: Manuel Pirolt.<BR /><BR />Gleichzeitig ist der Nordtiroler auch für das private Geschäft von Benko tätig, wie die „NZZ“ berichtet: Seit 2015 sei er Geschäftsführer der Laura-Privatstiftung, in der Benko sein privates Vermögen verwaltet, zum Beispiel seine Kunstsammlung oder seinen Wohnsitz in Innsbruck.<BR /><h3> Marcus Mühlberger: der Chefunterzeichner</h3>Von Beginn von Benkos Karriere an mit dabei ist laut der Schweizer Tageszeitung Marcus Mühlberger (61). Der Jurist stehe seit 2003 an Benkos Seite und zähle zu seinen ersten Mitarbeitern. Als Co-Geschäftsführer der Signa Holding habe er formal das Sagen im Signa-Reich, zudem werde er in über hundert Tochterfirmen als Geschäftsführer genannt. <BR /><BR />Mühlberger ist nach Angaben der „NZZ“ – ebenso wie Pirolt – auch für die Privatperson René Benko aktiv. So bilde er zusammen mit Karin Fuhrmann den Vorstand der Familie-Benko-Privatstiftung, in der Benko seine Anteile an der Signa-Gruppe verwalte. <BR /><BR />„Diese Mehrfachrolle führt zu Interessenkonflikten. So muss Mühlberger als Verwalter von Benkos Privatvermögen dessen Anliegen vertreten. Hingegen muss er als Geschäftsführer von vielen Signa-Gesellschaften, bei denen andere Investoren und Kreditgeber involviert sind, auch deren Interessen wahren“, merkt die Zeitung kritisch an.<BR /><BR />Mühlberger unterzeichne auch die Verträge ab, die Benko nicht mehr selber unterschreiben kann, seit er 2013 nach einer Verurteilung all seine formellen Ämter in der Signa-Gruppe abgegeben hat. Intern habe ihm das den Übernamen CSO – Chief Signing Officer (also Chefunterzeichner) - eingebracht.<h3> Karin Fuhrmann: die Fachfrau für Steuer- und Rechtsangelegenheiten</h3>Für die steuerrechtlichen Fragen im Signa-Kosmos ist laut der „Neuen Zürcher Zeitung“ Karin Fuhrmann (57) zuständig. Die Juristin ist Expertin für Immobilienrecht, hat mehrere Fachbücher mitverfasst und wurde in Österreich mehrmals als „Steuerberaterin des Jahres für Immobilien und Bauwirtschaft“ ausgezeichnet.<BR /><BR />„Fuhrmann beriet Signa nicht nur bei Firmenkäufen und -verkäufen. Sie bemühte sich mit ihrer Kanzlei TPA auch darum, dass die Signa-Holding eine drohende Konsolidierungspflicht umschiffen konnte, wie Dokumente zeigen, die die österreichische Zeitschrift ,News' veröffentlichte. Die wichtigsten Konzerngesellschaften mussten dank dem TPA-Input keine Konzernbilanz erstellen. Dieses hätte es Investoren und Banken erlaubt, ein transparentes Gesamtbild zu bekommen“, heißt es in dem Bericht der „NZZ“.<BR /><BR />Fuhrmann sei mit TPA auch heute noch für die Buchhaltung der Signa-Holding zuständig. Zudem sitze die Juristin als Privatperson auch im Vorstand der Familie-Benko-Privatstiftung. „Das wirft die Frage nach Interessenkonflikten auf“, so die „NZZ“.<h3> Irritierte Investoren und Gläubiger</h3>Auch wenn René Benko seit Ende 2013 keine Funktion mehr im Signa-Imperium hat, gilt er nach wie vor als der Kopf der Gruppe. Seine geschäftlichen Verbindungen zu seinem Kernteam bezeichnet die „NZZ“ in dem Bericht als „eng“. Das Verhältnis sei wohl „ausgesprochen loyal“, so die Tageszeitung. Und weiter: „Sie haben kaum eine andere Wahl: Mühlberger und Pirolt haben viele Dinge unterschrieben, während das Benko seit 10 Jahren nicht mehr tut.“<BR /><BR />Mühlberger, Pirolt und Fuhrmann wollten den Angaben zufolge sich nicht zu den Fragen der „NZZ“ äußern. <BR /><BR />Dass aber alle 3 noch auf ihrem alten Posten sitzen, sorge bei Investoren und Gläubigern für Irritationen. „Sowohl Mitgesellschafter als auch Gläubiger fragen sich, ob die Insolvenzverwalter vom bisherigen Management die nötigen Informationen bekommen und genügend Durchgriff haben. Verfolgt das ,Team Benko' mit seinen Mehrfachrollen und seinem großen Informationsvorsprung womöglich weiterhin die Interessen des Firmengründers?“, fragen die Autoren des Berichtes. <BR /><BR />Und sie schreiben weiter: „Für die Arbeit der Insolvenzverwalter wäre das hinderlich und für die Gemütslage der Gläubiger zersetzend: Sie müssten befürchten, dass historische Verfehlungen vertuscht werden und Benko sich noch Werte sichert – auf ihre Kosten.“<BR /><BR /><BR />