52 Wochen hat ein Jahr. Etwa 40 davon verbringt Tito Spaldi auf Geschäftsreisen rund um den Globus. Spaldi ist Verkaufsleiter der Isolcell mit Sitz in Leifers. Das Unternehmen hat sich auf CA-Technologie spezialisiert. <BR /><BR />CA steht für „controlled atmosphere“ – kontrollierte Atmosphäre, mit der Lebensmittel, hauptsächlich Obst und Gemüse, nach der Ernte länger gelagert werden können. Südtirols Obstgenossenschaften vertrauen seit Jahrzehnten auf diese Technologie, mit der es die Isolcell AG zum Weltmarktführer gebracht hat.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1110231_image" /></div> <BR /><BR />Ja, richtig gelesen. Isolcell ist einer der „Hidden Champions“, jener Südtiroler Unternehmen, die weltweit ganz vorne positioniert sind, aber kaum Aufhebens um ihren Erfolg machen. <BR /><BR />Vor 66 Jahren hat Dario Pruneri die Firma gegründet. Seine Söhne Marco und Giorgio führen sie nun weiter. Dario – er starb 2022 – hatte die CA-Lagerung in den USA entdeckt und sie für Südtirols Vorzeigeprodukt, den Apfel, übernommen. Durch die ständige Weiterentwicklung und Ausdehnung auf andere Bereiche hat Isolcell Stück für Stück den Weltmarkt erobert. <h3> Weniger Sauerstoff, mehr Frische</h3>Tito Spaldi ist seit 2010 im Unternehmen. Sohn einer Südtirolerin und eines Italieners, aufgewachsen in Großbritannien, hat der 52-Jährige sogar 3 „Muttersprachen“ und kann außerdem Französisch. <BR />Dass er fast das ganze Jahr unterwegs ist, dafür habe seine Familie Verständnis, erzählt er. „Dafür verbringe ich die Zeit daheim dann wirklich am liebsten daheim bei meiner Familie.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1110234_image" /></div> <BR /><BR />Als Verkaufsleiter ist Tito Spaldi zuständig für neue Partner, Wiederverkäufer und Kunden in 23 von mehr als 60 Ländern, die Isolcell bedient. Er hat ein Talent dafür, komplexe Dinge verständlich zu erklären – auch die CA-Lagerung: „Der Apfel hat, ähnlich wie ein Mensch, einen Stoffwechsel. Er ,atmet' und baut dabei Zucker ab, wodurch aber seine Frische nachlässt. Außerdem produziert er Ethylen – ein Gas, das die Reifung beschleunigt, und schließlich siedeln sich in ihm Bakterien und Pilze an, die ihn zersetzen.“ Unter herkömmlichen Umständen reift er bis zur Fäulnis. <BR /><BR />Damit all das nicht passiert und der Apfel auch Monate nach der Ernte frisch und knackig bleibt, wird er unter kontrollierte Atmosphäre gesetzt. „Das bedeutet nichts anderes, als dass wir der Luft kontrolliert Stickstoff zuführen, um den Sauerstoffanteil zu senken. Der Apfel ,atmet' dadurch langsamer und schläft gewissermaßen ein. Erst wenn er an die normale Luft kommt, wacht er wieder auf, das heißt, er reift weiter.“ <BR />Spaldi betont: „Es wird nicht mit künstlichen Stoffen gearbeitet, wir verändern nur das Verhältnis der Gase.“<h3> Technologie ständig weiterentwickelt</h3>Über Jahrzehnte hat Isolcell die CA-Technologie kontinuierlich weiterentwickelt – in enger Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstituten wie der Laimburg – und auf neue Bereiche ausgeweitet, etwa Pharmazie, Industrie oder auch Weinbau. <BR /><BR />Der Brandschutz und der Schutz von historischem bzw. künstlerischem Erbe haben dem Unternehmen zusätzlichen Aufwind verschafft. Die kontrollierte Atmosphäre hat hier einen idealen Einsatzort, denn: „Wird der Sauerstoffgehalt in einem Raum künstlich niedrig gehalten, kann Feuer erst gar nicht entstehen“, erklärt Tito Spaldi. <BR /><BR />Als Beispiele für Kulturstätten und -objekte, die mit der CA-Technologie geschützt werden, nennt er die große Bibliothek im Vatikan sowie die Gegenstände, die Ötzi auf seinem Weg durch die Berge mit sich geführt hat.<h3> Produktion und Forschung in Leifers</h3>Japan, Korea, Neuseeland, Großbritannien, Indien, Kaschmir – das kleine Südtiroler Unternehmen ist in Ländern mit ganz unterschiedlichen klimatischen, wirtschaftlichen, religiösen und politischen Voraussetzungen präsent. <BR /><BR />Für Tito Spaldi sind seine kontinuierlichen Reisen deshalb nicht nur eine Herausforderung, was die Zeitumstellung betrifft. Er muss sich auch der jeweiligen Kultur und den Umgangsformen anpassen. Er hat sogar 2 unterschiedliche Präsentationen im Gepäck, die er potenziellen Handelspartnern zeigt. In muslimischen Ländern würden beispielsweise Fotos von Speck oder Wein kein gutes Bild abgeben. <BR /><BR />Seine Erfahrung gibt der Meraner hin und wieder gerne auf Veranstaltungen weiter. „IDM hat mich schon öfter eingeladen“, erzählt er, zumal gar einige internationale Kontakte über die Schiene des Wirtschaftsdienstleisters entstanden seien. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1110237_image" /></div> <BR /><BR />Insgesamt generiert die Unternehmensgruppe – dazu gehört unter anderem auch die Firma Palbox, die Großkisten herstellt – einen Jahresumsatz von rund 45 Millionen Euro. Trotz der internationalen Präsenz mit Außenstellen in aller Welt schwört die Isolcell AG auf das Südtiroler Know-how und die Innovationskraft seiner 70 Beschäftigten in Leifers.<BR /><BR /> Dort, wo Dario Pruneri vor 66 Jahren den Grundstein gelegt hat, erfolgen Forschung und Entwicklung sowie die Herstellung der Stickstoffgeneratoren und der anderen Maschinen, die weltweit im Einsatz sind. Ein Global Player mit einer Basis also – oder: ein Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt.