<b>STOL: Welche Strategien verfolgen Wellnesshotels in Südtirol derzeit, um Energie zu sparen?</b><BR />Manfred Pinzger: Das kommt ganz auf die verschiedenen Betriebe an. Natürlich sorgt der Wellnessbereich in den Hotels für einen sehr großen Energieverbrauch. Als Verband empfehlen wir daher vor allem, zu prüfen, ob man die Öffnungszeiten reduzieren kann. Müssen zum Beispiel wirklich alle Saunen bereits am Vormittag in Betrieb genommen werden? Auch Außenbecken könnten erst später am Tag oder im Notfall auch gar nicht geöffnet werden. Es gibt also viele Möglichkeiten, wie die Betriebe Sparmaßnahmen umsetzen können. Als Verband stellen wir ihnen Energieberater zur Seite, die zum Thema Energiesparen informieren und Anregungen setzen können.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56955081_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Energiesparen führt also mitunter auch zu Einschränkungen für die Gäste. Wie fällt deren Reaktion aus?</b><BR />Pinzger: Das ist eine Frage des Preises. Wenn der Gast einen stolzen Preis bezahlt, damit bestimmte Anlagen auch finanziert werden können, dann verlangt er auch, dass die ihm die Infrastrukturen des Betriebes zur Verfügung stehen. Darauf müssen die Betreiber Rücksicht nehmen und sich entsprechend gut überlegen, ob und wie sehr sie das Angebot reduzieren. Ich bin aber davon überzeugt, dass es mit guter Kommunikation in dieser doch schwierigen Zeit möglich ist, Verständnis für Sparmaßnahmen zu erwirken.<BR /><BR /><b>STOL: Laut einer Umfrage des österreichischen Branchenportales „wellness-hotel.info“ setzen Wellnesshotels besonders eigene Energiegewinnung (63 Prozent der Befragten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol), um die Energiekosten zu reduzieren. Wie sieht hier das Potenzial in Südtiroler Hotels aus?</b><BR />Pinzger: Vor allem wenn es um Wärmerückgewinnung geht, sind die Südtiroler Betriebe in der Regel sehr gut aufgestellt. Auch beim Thema Solarenergie sind wir sicherlich auf einem guten Weg. Bei der Fotovoltaik habe ich das Gefühl, dass wir gerade wieder aufholen. Dafür braucht es entsprechende gesetzliche Maßnahmen und eine Reduzierung der bürokratischen Hürden. Betriebe sollten auf jeden Fall das große Potenzial von Fotovoltaikanlagen erkennen: Je nach Lage und Kapazität können dadurch 30 bis 40 Prozent des Strombedarfes gedeckt werden. Bei den aktuellen Preisen macht das einen großen Unterschied.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56955085_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Wie blickt der Hotelsektor auf die kommenden Wochen und Monate?</b><BR />Pinzger: Wir haben die Rückmeldung, dass um Weihnachten und Silvester die Buchungslage im ganzen Land gut ist. Nach dem 8. Jänner gibt es mit Ausnahme der Top-Destinationen noch einiges an Aufholbedarf.<BR /><BR /><b>STOL: Wird die aktuelle Krise nachhaltige Veränderungen im Hotelsektor mit sich bringen?</b><BR />Pinzger: Jede Krise hinterlässt ihre Spuren. Ich bin überzeugt davon, dass alle Hotels auch künftig genauer auf die Betriebskosten – besonders in Sachen Energie – schauen wird. Das ist nicht nur für die eigene Bilanz, sondern auch für die Umweltbilanz richtig und wichtig. Der verstärkte Ausbau von erneuerbaren Energiequellen wird daher auch in Zukunft Bestand haben, auch wenn sich die Energiepreise wieder normalisiert haben.