Mit der Erhebung des Potenzials für den Neubau von Wasserkraftanlagen in Südtirol wurde Ingenieur Walter Gostner beauftragt, parallel dazu analysierte das Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO) die wirtschaftliche Seite und unterzog die Projektvorschläge einer Rentabilitätsrechnung. Die Ergebnisse wurden gestern im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831956_image" /></div> Weltweit sei man immer noch zu stark von fossilen Energieträgern abhängig, betonte Ingenieur Walter Gostner, und der Stromverbrauch werde durch Faktoren wie E-Mobilität und den Ausbau der Digitalisierung nur weiter steigen: „Italien bezieht immer noch weit mehr als die Hälfte der Energie aus fossilen Energieträgern wie Gas oder Kohle, nur 15 Prozent stammen derzeit aus Wasserkraft“, präsentierte Gostner. „Wir sind noch meilenweit von dem Erreichen der Klimaschutzziele entfernt – und ohne Wasserkraft werden wir es auch nicht schaffen.“<BR /><BR /> Gerade Südtirol habe hier viel zu bieten: Neben dem Neubau von Anlagen gebe es verschiedene Möglichkeiten zur Ausnutzung des noch vorhandenen Potenzials in Sachen Wasserkraft, etwa durch die Modernisierung bestehender Anlagen, die Mehrzwecknutzung von Trinkwasser-, Bewässerungs-, Beschneiungs- und Abwasseranlagen sowie Restwasserturbinen oder den Einsatz innovativer Technologien wie kinetische Turbinen oder Wasserräder. <h3> „Steigerung der Wertschöpfung“</h3>Anschließend präsentierte der Direktor des WIFO, Georg Lun, die 10 Projektvorschläge zum Bau neuer Wasserkraftwerke in Südtirol. 9 davon wären laut Berechnungen des WIFO aus wirtschaftlicher Sicht rentabel, wenn man davon ausgeht, dass sich der Strompreis langfristig auf über 100 Euro pro Megawattstunde (MWh) belaufen wird. „Dies ist angesichts der aktuell sehr viel höheren Großhandelsstrompreise eine äußerst konservative Annahme“, unterstrich Lun.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831959_image" /></div> <BR /><BR />„Viele Dinge, die in den vergangenen Jahren ein Tabuthema waren, rücken wieder in den Mittelpunkt, so auch die Wasserkraft“, ergänzte SEV-Präsident Hanspeter Fuchs. „Durch die Umsetzung dieser Projekte wäre eine Steigerung der aktuellen Stromproduktion in Südtirol um 10 Prozent möglich. <BR /><BR />Dafür braucht es allerdings eine raschere Ausschreibung von Wasserkraftwerken über 3 Megawatt. Hinzu kommt, dass der Gewässerschutzplan unter Einbeziehung des wirtschaftlich nutzbaren, hydroelektrischen Potenzials überarbeitet werden muss.“ Sowohl der Gewässerschutzplan als auch der Wassernutzungsplan erlauben derzeit keine stärkere Nutzung der Wasserkraft in Südtirol.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831962_image" /></div> <BR /><BR /> „Durch eine bessere Nutzung der bestehenden Wasserkraft in Südtirol könnte mehr grüner Strom erzeugt werden. Dies würde zu einer Steigerung der Wertschöpfung und somit der Steuereinnahmen im Lande führen. Die Politik ist nun gefordert, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, sodass das vorhandene Potenzial der Südtiroler Wasserkraft genutzt werden kann“, fasste Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, zusammen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831965_image" /></div> <BR /><BR />„Lange stand das Thema Wasserkraft unter Beschuss. Jetzt ist jedoch der richtige Moment gekommen, darüber zu sprechen“, schloss SEV-Direktor Rudi Rienzner. Ein umweltschonender und technisch innovativer Ausbau der Wasserkraft müsse auch in Südtirol möglich sein, denn ohne Wasserkraft werde es in unserem Land keine ökologische Energiewende geben. Die Wasserkraft sei nicht Teil des Klimaproblems, sondern dessen Lösung.<BR /><BR />Die Landesregierung sei sich bewusst, wie stark Betriebe und Bevölkerung von den gestiegenen Energiepreisen betroffen seien. „Deshalb wägen wir die Vor- und Nachteile von jedem an uns herangebrachten Lösungsvorschlag ab“, betonte Abteilungsdirektor Antonio Lampis in Vertretung von Energielandesrat Giuliano Vettorato.