<b>Was waren die drei wichtigsten Meilensteine fürs Unternehmenswachstum?</b><BR />Otmar Michaeler: Der erste Meilenstein war, dass wir uns gefunden und 30 Jahre ohne Konflikte verstanden haben. Der zweite, dass wir Tourismus von Anfang an weitergedacht haben, als nur ein Hotel zu führen. Wir wollten immer eine 360-Grad-Tourismusorganisation aufbauen, startend von Beratung über Führung von Hotels, Residences und Campingplätzen bis hin zur alternativen Unternehmensfinanzierung durch Crowdfunding. Um das umsetzen zu können – das ist der dritte Meilenstein – mussten wir einen Standort aussuchen, wo wir eine internationale Management-Organisation aufbauen konnten. Und die Entscheidung fiel auf Wien.<BR /><BR />Erich Falkensteiner: Auch der Fokus auf Tradition und Innovation, war wichtig. Wir verkaufen keine Matratzen oder Betten, sondern Emotionen, und um diese Emotionen zu befriedigen, muss man innovativ sein. Das waren wir von Beginn an, ob im Wellnessbereich in den 90er-Jahren oder heutzutage bei kreativen Hoteldesigns.<BR /><BR /><b>Stichwort Innovation. Wie hat sich denn der Tourismus in den vergangenen Jahren entwickelt?</b><BR />Falkensteiner: Früher haben wir von Zielgruppen geredet. Die klassische Zielgruppe gibt es aber nicht mehr. Heute kann ein 30-Jähriger die gleichen Interessen haben wie ein 60-Jähriger. Das hat ein großes Umdenken erfordert. Der nächste Schritt war, Begehrlichkeit zu schaffen. Denn bloße Zufriedenheit reicht nicht mehr aus – Hotels müssen begehrenswert sein, so wie wir es mit dem Hotel im WaltherPark anstreben. Begehrlichkeit hat zudem den Vorteil, dass sie weniger preissensibel ist.<BR /><BR /> Michaeler: Ein wesentlicher Schritt, der die Branche verändert hat, ist das Thema Digitalisierung und Social Media, das eigentlich den ganzen Vertrieb revolutioniert hat. Man ist nicht mehr von Reiseveranstaltern abhängig. Airbnb und private Zimmervermietung sind nur dank Digitalisierung möglich geworden. <BR /><BR /><b>Gleichzeitig hat sich auch die Tourismusgesinnung zum Teil ins Negative entwickelt…</b><BR /> Michaeler: Wir dürfen nicht von vornherein den ganzen Tourismus verteufeln, sondern müssen seine Leistung auch anerkennen. Wir sind in Ländern unterwegs, da würden sie uns hundertmal jeden Tag den Teppich auslegen, wenn wir was investieren würden. Darüber, dass es Korrekturen braucht, ist sich die Branche bewusst. Solche Anpassungen vorzunehmen, fällt jedoch leichter, wenn man erfolgreich ist.<BR /><BR />Falkensteiner: Wir Hoteliers sitzen auf demselben Ast, und den Ast wollen wir auch nicht abschneiden. Wir wissen das zu korrigieren. Wir müssen das nur miteinander tun und ohne uns gegenseitig Vorwürfe zu machen.<BR /><BR /><b>Warum hat man anfangs vor allem in Osteuropa investiert?</b><BR />Michaeler: In Italien war es vor 30 Jahren extrem schwierig, eine Expansion voranzutreiben, sei es aus urbanistischen Gründen, aber auch wegen des hohen Preises. Wir haben aber früh verstanden, dass es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien einen Wiederaufbau in Osteuropa geben wird. Und da haben wir Recht behalten, wenn man sich anschaut, wie die Bruttoinlandsprodukte in den letzten 20 Jahren angestiegen sind.<BR /><BR />Falkensteiner: Mittlerweile haben wir unser Hotelgeschäft ausgeglichen. Ein Drittel Kroatien, ein Drittel Österreich und ein Drittel Italien.<BR /><BR /><b>Zuletzt haben Sie die Investitionen in Italien verstärkt. Wie sieht die weitere Strategie aus?</b><BR />Michaeler: Wir wollen mehr in die Vertikale gehen, statt in neue Länder zu expandieren. Jedes Land, das wir neu erschließen, kostet Ressourcen und Geld. Dementsprechend fokussieren wir uns auf die drei Länder Kroatien, Österreich und Italien und wollen dort das Volumen steigern, weil wir die Strukturen haben und dementsprechend die Skaleneffekte besser nutzen können. Bald eröffnet ein weiteres Hotel am Gardasee. <BR /><BR />Falkensteiner: Und was gerade beginnt: Es setzt eine gewisse Konzentration bzw. Gruppenbildung ein, die es in Italien noch nicht gibt. Es gibt hier viele Einzelhotels, aber keine Gruppen. Und deswegen möchten wir uns dahingehend positionieren.<BR /><b><BR />Mit Crowdfunding-Kampagnen hat FMTG in den letzten Jahren Geld von privaten Investoren eingesammelt. Hat sich dieses Finanzierungsmodell bewährt?</b><BR />Michaeler: Es hat sich bewährt. Im Herbst starten wir auch in Italien, sodass künftig auch Südtiroler investieren können. Heuer wollen wir etwa 30 bis 35 Millionen Euro einsammeln und dieses Volumen in den nächsten Jahren weiter steigern. Das ermöglicht uns, das Unternehmen weiterzuentwickeln – eine Win-Win-Situation für Kunden und uns als Investoren. <BR /><BR /><b>Zuletzt noch Selbstreflexion: Aus welchen Fehlern haben Sie gelernt?</b><BR />Falkensteiner: Manchmal habe ich zu wenig an die drei K’s gedacht: Konsequenz, Kontinuität und Konzentration. Und manchmal waren wir gerade am Anfang etwas stürmisch unterwegs.<BR /><BR />Michaeler: Wir haben gelernt, nicht nur aus dem Bauch heraus zu entscheiden, sondern auch den Kopf einzuschalten. Heute betrachten wir vieles stärker nach wirtschaftlichen und strategischen Kriterien. <h3>Vom Gasthof zum 360-Grad-Tourismus</h3><b>1957:</b> Maria und Josef Falkensteiner eröffnen eine Pension in Ehrenburg, die Söhne Erich und Andreas Falkensteiner übernehmen das Unternehmen 1978.<BR /><b>1995:</b> Otmar Michaeler tritt bei, Gründung von Falkensteiner Hotel Management & Michaeler & Partner (später FMTG).<BR /><b>ab 1998:</b> Expansion nach Österreich, Kroatien und Tschechien.<BR /><b>2007:</b> Firmensitz nach Wien verlegt, Start der Produktlinie „Premium Living“.<BR /><b>ab 2015:</b> Expansion in Italien.<BR /><b>2019:</b> Einführung der Produktlinie „Premium Camping“.<BR /><b>2022:</b> Gründung von FMTG Invest.<BR /><b>Heute:</b> 31 Hotels (10 in Österreich, 10 in Italien), 3 Premium-Campingplätze und mehrere Residences.