Mit der Rechnung an der Zapfsäule zahlen Tankkunden in Italien für insgesamt 19 Vorkommnisse in der Vergangenheit.<BR /><BR />Der Tank scheint derzeit ein Loch ohne Boden zu sein – und reißt ein noch größeres in den Geldbeutel. Die politischen Spannungen durch den Ukrainekrieg lassen die Preise für Erdöl und Erdgas beständig in die Höhe klettern. <BR /><BR />Aber auch vor diesem Preisschub war der Sprit in Italien immer schon teurer als in anderen EU-Ländern. Das liegt vor allem an den Verbrauchssteuern, den sogenannten Akzisen, die aufgeschlagen werden.<BR /><BR /> Vor allem in Italien sind sie ein umstrittenes Thema, das gerne im Wahlkampf hervorgezogen wird – ehe es erneut in der Versenkung landet. <BR /><BR />Mit der Rechnung an der Zapfsäule zahlen Tankkunden in Italien für insgesamt 19 Vorkommnisse in der Vergangenheit, darunter die Finanzierungen des Abessinienkriegs (1935 bis 1936) und der Suezkrise (1953), den Wiederaufbau nach der Staumauer-Katastrophe in Vajont (1963), für verschiedenste Erdbeben bis hin zur Finanzierung zweier Dekrete im Jahr 2014. <BR /><BR />Im Laufe der Jahre hat sich die Anwendung der Akzise beschleunigt: Zwischen 1936 und 1996 wurde sie lediglich 9 Mal angewendet, zwischen 2004 und 2014 dann 10 Mal. Zusammen mit der Mehrwertsteuer von 22 Prozent machen die 19 Verbrauchssteuern mehr als 50 Prozent des italienischen Kraftstoffpreises aus. <BR /><BR />Was ist nun genau eine Verbrauchssteuer? Der Begriff bezeichnet eine Steuer auf die Herstellung und den Verkauf von Konsumgütern wie etwa Alkohol oder Tabak. Bei den Verbrauchssteuern auf Kraftstoffe handelt es sich um Steuern auf Benzin, Diesel, Flüssiggas und Methan, die zur Bewältigung von Notfällen eingeführt wurden. <BR /><BR />Warum aber zahlen wir immer noch für Kriege und Krisen, die längst nicht mehr aktuell sind? Neben den hohen Einnahmen für die Staatskasse liegt der Grund auch in der Zusammenlegung der Akzisen 1995 in eine einzige undifferenzierte Verbrauchssteuer, was die Abschaffung auch nur einer einzigen solchen unmöglich macht. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="747551_image" /></div> <BR /><BR />2022 beliefen sich die Akzisen laut der Agentur für Verbrauchssteuern, Zölle und Monopole auf 728 Euro pro 1000 Liter Benzin, 617 Euro pro 1000 Liter Diesel, 139 Euro pro 1000 Liter Autogas (LPG) und knapp 5 Euro pro 100 Kilogramm Methan. Damit ist die italienische Verbrauchssteuer für Diesel die höchste, für Benzin die zweithöchste in der EU, nur übertroffen von den Niederlanden, wo 813 Euro pro 1000 Liter Benzin und 522 Euro pro 1000 Liter Diesel gezahlt werden müssen. <BR /><BR />Mit dem Anstieg der Kraftstoffpreise auf über 2,20 Euro pro Liter wird die Diskussion rund um die Akzisen wieder lauter – so laut, dass die Regierung rund um Premier Mario Draghi in Rom bereits an Plänen feilt, die Verbrauchssteuer zu senken – zum ersten Mal in der Geschichte des Staates. <BR /><BR />Und auch der Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister (lvh) fordert gemeinsam mit dem gesamtstaatlichen Handwerkerverband Confartigianato die umgehende Verabschiedung eines Maßnahmenpaketes zur Eindämmung der hohen Energiekosten: „Zumindest sollen die Steuerspielräume genutzt werden, um eine weitere Erhöhung der Benzinpreise zu verhindern“, unterstreicht lvh-Chef Martin Haller.