<BR /><BR />Zunächst blickte Egartner auf die Lage in der heimischen Bauwirtschaft und betonte: „Die Verunsicherung durch globale Krisen hat zu einem Stillstand, geführt, besonders im privaten Wohnbau.“ Während die öffentliche Hand und der Tourismus die Auslastung der Bauunternehmen aktuell noch sichern würden, stelle sich aber die Frage: Was passiert, wenn die Fördergelder aus dem staatlichen Aufbauplan (PNRR) versiegen?<BR /><BR />Angesichts steigender laufender Ausgaben ist laut Egartner daher die grundlegende Überprüfung öffentlicher Budgets „dringender notwendig denn je“, um wieder mehr Spielraum für Investitionen zu schaffen. Die letzthin vorgestellten Maßnahmen in Bezug auf den Landeshaushalt gehen dabei aus seiner Sicht in die richtige Richtung. <h3> Gegen eine 100-prozentige Konventionierung</h3>Hoffnung setzt Egartner auf die geplante Wohnbaureform, die im Juni umgesetzt werden könnte. Ziel sei es, Wohnen wieder leistbar zu machen. Grundsätzlich begrüßt das Baukollegium die Reform, kritisiert aber einzelne Punkte – allen voran die geplante 100-prozentige Konventionierungspflicht für Neubauflächen. <BR /><BR />Denn diese Maßnahme könne das Gegenteil des Gewünschten bewirken: „Wie Beispiele aus den Gemeinden, in denen bereits eine 100-prozentige Konventionierungspflicht besteht, zeigen, sind die Preise für Wohnraum in diesen in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als in jenen, wo eine solche Pflicht (noch) nicht gilt.“ <BR />Der Grund: Die Grundstückspreise würden stabil bleiben, aber Erschließungskosten steigen, damit die entgangenen Einnahmen – für Grundverkäufer und Gemeinden – aufgrund der vollständigen Konventionierung wettgemacht werden könnten. <BR /><BR />Zudem wies Egartner auf Ungleichbehandlungen zwischen mit Steuergeldern subventionierten Wohnungen (gefördertes Bauland) und konventionierten Wohnungen im freien Wohnbau hin. Hier forderte er entweder eine dauerhafte Sozialbindung oder die Rückzahlung von Förderungen im Fall einer Freistellung.<BR /><BR />Zusätzlich schlug der Präsident des Baukollegiums vor, das sogenannte „Wohnen mit Preisbindung“ fördertechnisch dem klassischen geförderten Wohnbau gleichzustellen. „Das heißt, es sollen auch für das Wohnen mit Preisbindung die indirekten Förderungen des Grundankaufs sowie des Infrastrukturkostenbeitrags vorgesehen werden. <BR />Beim Wohnen mit Preisbindung sollen diese Förderungen nicht der Bauherr, sondern der Käufer mit den Voraussetzungen für den geförderten Wohnbau zur Verfügung bekommen, wodurch diese noch erschwinglicher werden.“<BR /><BR />Die Wohnungsfrage ist für Egartner nicht nur ein soziales, sondern auch ein wirtschaftliches Thema. „Gelingt es uns nicht, Wohnen für unsere Bevölkerung leistbarer zu machen, so wird die weitere Abwanderung von Fachkräften und jungen Menschen nicht aufzuhalten sein. Die Folgen davon sind uns allen mittlerweile bekannt. Ebenso wie es ohne Investitionen keine Zukunft gibt, gibt es diese auch ohne junge Menschen nicht!“ <h3> Nachhaltigkeit, aber ohne zu viel Bürokratie</h3>Auch beim Thema Nachhaltigkeit sieht Egartner Handlungsbedarf. Zwar seien Südtirols Bauunternehmen zunehmend bemüht, klimafreundlich zu bauen und ihren CO₂-Fußabdruck zu senken. Doch gleichzeitig wachse die Bürokratie. Als Beispiel nannte Egartner das Legalitätsprotokoll für Bauprojekte in Olympiagebieten: Trotz mehrfacher Kontrollen müssten Unternehmen zusätzliche Hürden nehmen. „Das verursacht unnütze Bürokratie und damit Kosten“, kritisierte der Baukollegiumschef. <h3> Rohstoffe aus der Region statt langer Transportwege</h3>Ein weiteres Anliegen: die Sicherung lokaler Rohstoffe wie Kies und Stein. Südtirol brauche diese für moderne Infrastruktur, aber auch zur Sicherung von Gebäuden angesichts des Klimawandels. Aktuell fehle jedoch eine langfristige Planung für Gruben und Steinbrüche – vielerorts drohten Engpässe, etwa im Eisacktal. <BR /><BR />Egartner forderte deshalb, das öffentliche Interesse an einer ausreichenden Rohstoffversorgung gesetzlich zu verankern – wie es in anderen Regionen bereits üblich sei. „Niemand will eine Grube in der Nähe, aber alle wollen nachhaltige, lokale Baustoffe. Dieses Dilemma müssen wir gemeinsam lösen“, betonte er.<BR /><BR />Einfach weniger zu bauen, sie hingegen keine Lösung. Rund 40.000 Arbeitsplätze würden direkt oder indirekt an der Bauwirtschaft hängen. „Zudem sind vor allem wir Südtirolerinnen und Südtiroler jene, die moderne und sichere Infrastrukturen wollen. Ganz egal ob es dabei um moderne Krankenhäuser, Schulen, das schnelle Internet oder auch das Eigenheim geht: Ohne Investitionen und lokale Rohstoffe schaffen wir das nicht.“