Doch gleichgültig, ob Opel verkauft wird oder nicht - die Probleme bleiben. Weder die Bieter, der Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJI, noch GM wollen Opel selbstlos retten. Bei all der Unsicherheit ist nur eines wirklich sicher: Bei Opel müssen in jedem Fall Fabriken geschlossen und Jobs gestrichen werden.Rund 10 000 Stellen wollen Magna und RHJI in Europa abbauen, das wäre etwa ein Fünftel aller Arbeitsplätze. Sobald Opel verkauft wäre, werden kräftige Einschnitte erwartet. Doch nicht nur dann: Auch wenn General Motors Opel behält, muss der Autobauer unters Messer. Zwar veröffentlicht GM die genauen Zahlen nicht, doch Opel gilt als Sanierungsfall und schleppt zu hohe Kosten mit sich herum.Da ist es reine Illusion, wenn manche Opelaner denken, in Zukunft würde alles besser. „Es wäre unredlich und würde die Mitarbeiter und ihre Familien verunsichern, wenn man ihnen vorgaukelte, bei Opel könnte alles so bleiben wie es ist", hat Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schon im Frühjahr Klartext geredet.Alle Experten sind sich einig, dass Opel zu klein ist, um allein am hartumkämpften Automarkt zu bestehen. Den Verdrängungswettbewerb werden nur die Firmen überleben, die mindestens fünf Millionen Autos produzieren - GM Europe kommt gerade einmal auf zwei Millionen. Ohne eine starke Schulter zum Anlehnen gibt es keine Zukunft für die Marke mit dem Blitz. Opels wichtigster Absatzmarkt in Westeuropa schrumpft.Doch trotz aller Skepsis darf nicht vergessen werden, dass Opel durchaus Überlebenschancen hat. Die Qualität der neuen Modelle wird von Experten gelobt, der neue Mittelklassewagen Insignia wurde zum Auto des Jahres gewählt und der Ruf der Marke hat sich verbessert. Opel war zuletzt der Hoffnungsträger für GM, denn nach der Sanierung mit dem Abbau von 9000 Stellen war GM Europe 2006 und 2007 wieder profitabel und lieferte einen guten Wertbeitrag.„Opel hat ein Geschäftsmodell, das funktioniert", sagt Wolfgang Meinig von der Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW) der Universität Bamberg. Kleine und sparsame Modelle, bei denen Opel einen Know-how-Vorsprung habe, seien genau das, was der kriselnde Automarkt derzeit verlangt. Dank der Abwrackprämie in vielen Ländern steht Opel nicht schlechter da als andere Klein- und Kompaktwagenbauer wie Ford, VW oder Fiat.Welche der Möglichkeiten ist nun die beste für Opel? Der Verbleib bei der „bösen Stiefmutter" General Motors ist bei Betriebsräten und Arbeitnehmern verhasst. Betriebsratschef Klaus Franz warnt: „Dann wird eine Entlassungswelle über Opel hinweg rollen." Das Konzept von GM sehe die Schließung der Werke in Eisenach, Bochum sowie im belgischen Antwerpen vor. Das Siechtum werde weiter gehen.Das sehen einige Branchenkenner ganz anders. GM werde politisch opportun handeln und weniger Stellen streichen als Magna oder RHJI planten. Bei GM könnte Opel durchaus gut aufgehoben sein. „Opel muss aber selbstständiger werden und über seine Modellpolitik selbst entscheiden", fordert der Leiter des Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation, Helmut Becker. Nur so würden die Managementfehler der US-Mutter wirklich der Vergangenheit angehören. Zweifel gibt es jedoch, wie GM das Geld für die Sanierung von Opel auftreiben will.Dagegen stünde jeder neue Partner - egal, ob der Autozulieferer Magna oder der Finanzinvestor RHJI - vor großen Schwierigkeiten. Er müsste Opel wettbewerbsfähig machen und schnell globalisieren - eine schwere Aufgabe. Auch wenn die Bundesregierung sich schon ganz früh auf Magna festgelegt hat, würde Opel bei einer Übernahme durch Magna technisches Wissen an die russischen Magna-Partner verlieren.Die schlechteste Lösung wäre wohl die Insolvenz. Dann wäre General Motors zwar auf einen Schlag alle Verpflichtungen los. Aber der Schaden für das Image von Opel wäre gigantisch. „Das wäre das Aus", meint Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft. „Kein Käufer will ein Auto einer insolventen Marke kaufen."dpa