Laut einer Studie des Arbeitsförderungsinstituts AFI sind 85 Prozent der lohnabhängig Beschäftigten in der Euregio mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden – mehr als im EU-Durchschnitt (81 Prozent). Der beste Wert wurde im Bundesland Tirol verzeichnet, wo 87 Prozent mit der Vereinbarkeit zufrieden sind gegenüber 85 Prozent im Trentino und 84 Prozent in Südtirol.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="901298_image" /></div> <h3> Teilzeit gut für die Vereinbarkeit</h3>Auch Teilzeit wirkt sich auf die Zufriedenheit positiv aus: Diejenigen, die teilzeitbeschäftigt sind, geben in 93 Prozent der Fälle an, zufrieden zu sein, verglichen mit 83 Prozent der anderen Arbeitnehmer. <BR /><BR />Wie Isabella Speziali, Direktorin des Büros für Arbeitsmarktpolitik der Trentiner Landesarbeitsagentur, betont, „betrifft dieser Umstand vor allem Frauen – diese arbeiten in etwa in 4 von 10 Fällen in Teilzeit, also viermal öfter als Männer. Obwohl die teilzeitbeschäftigten Frauen generell stärker in die Betreuung von Haus und Familie eingebunden sind, geben sie an, mit der von den Unternehmen gewährten Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation zufriedener zu sein“. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="901301_image" /></div> <BR /> <h3> Wann es nicht funktioniert</h3>Im Allgemeinen kann eine gute Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf durch mehrere Faktoren beeinträchtigt werden: Dazu zählen lange Arbeitszeiten, Überstunden, Schichtarbeit, die Sechs- oder gar Siebentagewoche und starre Unternehmensstrukturen. <BR /><BR />Vor allem Selbstständige äußern sich am wenigsten positiv: 81 Prozent sind „zufrieden“ gegenüber 86 Prozent bei den lohnabhängig Beschäftigten. Was lange Arbeitszeiten betrifft, so bringt das hohe berufliche Engagement für einige die Notwendigkeit mit sich, auch in der Freizeit zu arbeiten, wovon besonders Führungskräfte und hochspezialisierte Berufe betroffen sind.<BR /><BR />Zu den in Bezug auf die Vereinbarkeit problematischen Sektoren gehören die Landwirtschaft, das Gastgewerbe und der Bereich Verkehr und Logistik - also Wirtschaftszweige, die häufig ein höheres Maß an Engagement erfordern. Die Spanne der Zufriedenen reicht hier von 77 Prozent bis 83 Prozent. <BR /><BR />Arbeitsstellen in den Finanzdienstleistungen und generell im öffentlichen Sektor – vor allem im Bildungswesen – zeichnen sich durch flexible Arbeitszeiten sowie größere vertragliche Garantien aus und gehören in punkto Vereinbarkeit zum Spitzenfeld. Hier liegt die Spanne der Zufriedenen zwischen 88 und 89 Prozent.<BR /><h3> Best-Practice-Modelle und Podiumsdiskussion</h3>Um zu veranschaulichen, wie die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf verbessert werden kann, wurden 3 vorbildliche Modelle aus der Europaregion vorgestellt: Michael Wörzer aus dem Bundesland Tirol präsentierte den Wettbewerb „Familienfreundlichster Betrieb Tirols“, Patrizia Pace veranschaulichte das öffentlich-private Dienstleistungssystem im Trentino, wobei sie das Work-Life-Ökosystem für den Sommer in den Mittelpunkt stellte. Christa Ladurner von der Allianz für Familie erläuterte, wie neue Betreuungsmodelle zu einer gerechteren Verteilung der familiären Lasten zwischen den Eltern führen können und Michaela Stockner von der Südtiroler Familienagentur strich die Bedeutung der Gemeinden als zentrale Akteure für Familienfreundlichkeit hervor.<BR /><BR />Barbara Gerstenberger, die Vertreterin der renommierten Eurofound-Stiftung in Dublin und Leiterin der europaweiten EWCS-Originalstudie, stellte die europäischen Ergebnisse vor und verwies auf die jüngste Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern mit Betreuungsbedarf, die vom Europäischen Rat im Juni 2019 verabschiedet wurde. <BR /><BR /><BR />„Die Daten über die Vereinbarkeit von Familien mit finanziellen Schwierigkeiten haben mich betroffen gemacht“, betonte AFI-Präsident Andreas Dorigoni. „Wenn deren Vereinbarkeit schlechter ist als die von Familien mit einem höheren verfügbaren Einkommen, bedeutet das, dass bessergestellte Familien leichter private oder öffentliche Unterstützungsdienste in Anspruch nehmen können. Eine gute Vereinbarkeit sollte jedoch kein Privileg der Wohlhabenden sein, sondern ein allen zustehendes Recht.“<BR /><BR /><BR />Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte: „Zu einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehört die gleichmäßige Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen. Mit dem Aktionsplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern, der sich jetzt auf der Zielgeraden befindet, wollen wir ein deutliches Zeichen in diese Richtung setzen.“