Wenn die EZB den Leitzins senkt, wird es für Banken günstiger, sich Geld zu leihen. Das führt in der Regel dazu, dass auch Kredite billiger werden. Besonders deutlich zeigt sich das derzeit am Euribor, dem wichtigsten Referenzzinssatz für variabel verzinste Kredite.<h3> Günstigere Kredite und Darlehen</h3>Der Euribor mit 3-Monatslaufzeit liegt aktuell bei rund 2,01 Prozent, nachdem er in den letzten zwölf Monaten über anderthalb Prozent verloren hat. Laut Prognosen könnte er schon im Juni unter zwei Prozent fallen – und bis April 2026 auf etwa 1,70 Prozent. Damit wird der variable Zinssatz wieder attraktiver als viele Festzinsangebote. Die günstigsten variablen Hypothekendarlehen könnten bald mit nur noch rund 2,20 Prozent zu haben sein. <BR /><BR /><BR /><BR />Im Gegensatz dazu bleiben die IRS-Zinssätze, die bei Festzinsdarlehen als Grundlage dienen, relativ stabil: aktuell etwa 2,70 Prozent bei 20 Jahren und 2,60 Prozent bei 30 Jahren Laufzeit – nach einem Hoch im März.<BR /><BR />„Nach der vierten Zinssenkung allein in diesem Jahr gibt es eine klare Besserstellung für alle, die ein variabel verzinstes Darlehen haben“, erklärt Gunde Bauhofer, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). „Gut für den Cashflow, wie man so schön sagt, wegen sinkender Raten“, so Bauhofer. Wie ein Praxisbeispiel mit einer Darlehenssumme von 126.000 Euro bei einer Laufzeit von 25 Jahren zeigt, hat sich die monatliche Belastung für den Kreditnehmer von Jänner 2024 bis Juni 2025 um 130 Euro verringert (siehe Grafik). Der Darlehensvertrag wurde im Jänner 2022 unterzeichnet – mitten in der Niedrigstzinsphase.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176030_image" /></div> <h3> „Prüfen, ob Raten angepasst werden“</h3>In der Regel erfolge die Zinsanpassung automatisch – „allerdings lohnt es sich nachzuprüfen, ob die Anpassung tatsächlich erfolgt ist“. Bei Finanzierungen, die an den 6-Monats-Euribor gekoppelt sind, greift die neue Rate etwa mit Juli.<BR /><BR />Bauhofer betont außerdem, dass sich ein Vergleich zwischen variablen und festen Zinssätzen derzeit besonders lohnt. „Nicht nur bei kurz- bis mittelfristigen Finanzierungen“, sagt sie. „Auch bei langfristigen Krediten können variable Zinsen eine sinnvolle Option sein – nicht zuletzt, weil sich Zinsschwankungen über längere Zeiträume häufig ausgleichen. Außerdem besteht beim Kauf der Erstwohnung in der Regel immer die Möglichkeit, später in ein festverzinsliches Darlehen zu wechseln, falls sich Zinssprünge wie 2022 und 2023 wiederholen sollten.“<h3> Wie sich die Kreditzinsen zusammensetzen</h3>Zur Einordnung: Der Kreditzins besteht in der Regel aus zwei Komponenten – dem Referenzzinssatz (zum Beispiel Euribor) und einem Bankaufschlag (auch „Spread“ genannt). Wenn der Referenzzinssatz sinkt, reduziert sich auch der effektive Zinssatz für den Kunden – aber nur der variable Teil, der Aufschlag der Bank bleibt bestehen.<h3> Wenig Ertrag auf Erspartes</h3>Während Kreditnehmer profitieren, sieht es für Sparer weniger rosig aus. Denn die sinkenden Leitzinsen wirken sich auch auf Sparzinsen aus – allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Sparbücher oder andere täglich verfügbare Einlagenkonten werfen ohnehin schon kaum Ertrag ab, und mit den erneuten Zinssenkungen wird sich daran nichts ändern. Im Gegenteil: Die Zinsen auf Einlagen geraten weiter unter Druck. <BR /><BR />Auch verwandte Sparformen wie Festgeldkonten (Laufzeit von sechs Monaten bis wenigen Jahren) sind an die allgemeinen Marktzinsen gekoppelt – und damit indirekt an die Zinspolitik der EZB. In einem Umfeld sinkender Zinsen verlieren auch sie an Attraktivität, da die angebotenen Erträge tendenziell zurückgehen.<BR /><BR />Wer weiterhin sparen will, muss sich nach Alternativen umsehen – etwa in Richtung langfristiger oder renditestärkerer Anlageformen, um dem sonst sicheren Kaufkraftverlust zu entgehen.