<h3> „Alles kreuz und quer“ in Kaltern</h3>„Bis vor einigen Wochen sind die Bauern beim Blick auf die Trauben fast ins Schwärmen gekommen. Dann setzten Regen und warme Temperaturen ein, die den Trauben zu schaffen machten. Entsprechend griff die Verzweiflung um sich“, berichtet Simon Ebner, Weinbauverantwortlicher der Kellerei Kaltern, Südtirols größter Kellereigenossenschaft.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71363987_quote" /><BR /><BR />Mittlerweile habe sich die Lage stabilisiert, dennoch verlaufe die Lese ganz anders als gewohnt: „Wir können nicht nach festen Plänen arbeiten, also Sorte für Sorte vorgehen. Es geht alles kreuz und quer – die Weißen sind noch nicht fertig gelesen, zugleich geht es schon mit Vernatsch, Lagrein und Merlot los.“<BR /><BR />Besonders auffällig sei die Verdichtung der Ernte. „Wir sind schon auf halbem Weg und könnten bis Ende September oder Anfang Oktober durch sein – wenn das Wetter mitspielt. In anderen Jahren haben wir bis Mitte oder fast Ende Oktober gelesen.“ Von den Mitgliedern verlange das extreme Flexibilität und ständige Beobachtung der Trauben.<BR /><BR />Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Risiko von Botrytis. Der Schimmelpilz kann Farbe und Geschmack der Weine beeinträchtigen – und ist nur bei edelsüßen Spezialitäten wie Sauternes oder Trockenbeerenauslesen erwünscht, wo er die sogenannte Edelfäule hervorruft. „Noch gibt es zum Glück keinen größeren Befall, die Situation ist unter Kontrolle“, sagt Ebner. „Sollte das Wetter stabiler werden, wie prognostiziert, dürfte das auch so bleiben.“ Leichte Qualitätseinbußen erwartet er höchstens bei Weißburgundern in höheren Lagen, die nicht vollständig ausreifen konnten. Insgesamt aber sei man guter Dinge.<h3> „Etwas andere Stilistik“ in Bozen</h3>Auch Philipp Plattner, Obmann der Kellerei Bozen, blickt trotz schwieriger Rahmenbedingungen zuversichtlich nach vorne. „Es ist sicher so, dass wir uns vor einigen Wochen noch einen anderen Jahrgang ausgemalt haben als jetzt. Trotz allem sind wir optimistisch.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-71364461_quote" /><BR /><BR />Wegen des Pilzrisikos habe man bei einigen Sorten früher ernten müssen. „Es galt abzuwägen zwischen Reife und Gesundheitszustand“, so Plattner. Das führe zu einer etwas anderen Stilistik, etwa beim Lagrein: „Mehr Frische, mehr Griffigkeit ist zu erwarten und ein geringerer Alkoholgehalt. Das muss nichts Schlechtes sein – im Gegenteil: Schwere, sehr körperreiche Weine tun sich am Markt schwerer, während die frischeren Typen seit einigen Jahren stärker im Trend liegen.“<BR /><BR />Einen großen Vorteil sieht Plattner in der Struktur des Südtiroler Weinbaus: „Unsere kleinen Betriebe sind extrem anpassungsfähig. Sie arbeiten hart und mobilisieren alles, was geht, um das Beste herauszuholen. Diese Agilität zeichnet uns aus – und gerade in Situationen wie diesen ist sie ein Riesen-Vorteil.“<BR /><BR />Auch die Kellerei Bozen rechnet mit einem zügigen Abschluss der Lese: „Bis Anfang Oktober dürfte die Ernte abgeschlossen sein – wir dürfen gespannt sein, welche Geschichte dieser Jahrgang in unseren Weinen erzählen wird.“<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>