Dieser Frage geht eine neue Studie nach – und kommt zu Erkenntnissen, die auch zum Nachdenken anregen. <BR /><BR />Wichtigstes Ergebnis: Die allermeisten Südtiroler Schüler – rund 85 Prozent – verfügen über ausreichend Kompetenzen, um alltägliche Anforderungen in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft eigenständig zu bewältigen, wie die Studie zeigt. Dafür haben die Evaluationsstellen für das deutsche, italienische und ladinische Bildungssystem des Landes und das Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer Bozen (Wifo) die Daten der PISA-Erhebung 2018 analysiert. Südtirols 15-Jährige liegen damit im internationalen Vergleich im Mittelfeld, im gesamtstaatlichen Vergleich schneiden sie sogar etwa besser ab als Jugendliche anderer Regionen Italiens. <BR /><BR />„Man kann durchaus zufrieden sein, wenn 85 Prozent der Schüler bis zum Alter von 15 Jahren eine ausreichende Finanzbildung erreichen“, sagte Martin Holzner von der Evaluationsstelle für das deutsche Bildungssystem. Allerdings dürfe man nicht darüber hinwegsehen, dass 15 Prozent der 15-Jährigen nicht genügend über den Umgang mit Geld Bescheid wüssten. <h3> Preise vergleichen – kaum ein Thema</h3>Ein paar Punkte der Studie sind durchaus auffallend. Zum Beispiel scheint es für junge Menschen kaum ein Thema zu sein, sich vor einem Einkauf sich über die Preise zu informieren. „Nur 20 Prozent der Südtiroler Jugendlichen gaben an, vor einem Kauf immer die Preise in verschiedenen Läden zu vergleichen. Dieser Wert liegt deutlich unter dem des Trentino, Nordostitaliens, Italiens und der OECD, wo wir jeweils bei etwa 40 Prozent sind“, sagte Franco Russo von der Evaluationsstelle für das italienische Bildungssystem. <h3> Unterschiede zwischen den Geschlechtern</h3>Ebenso auffallend: 71 Prozent der heimischen 15-Jährigen haben ein Bankkonto. „Das ist nach Finnland der höchste Wert aller teilnehmenden Länder der PISA-Studie“, berichtete Russo. Und: Bei dem Thema gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Kurz zusammengefasst: Mädchen vergleichen weniger oft Preise, haben weniger oft Konto-Apps auf dem Handy, fühlen sich bei Geldüberweisungen weniger sicher und haben auch weniger Interesse über Finanzthemen zu sprechen als Jungs. <BR /><BR />Doch was beeinflusst die Finanzkompetenzen der jungen Menschen am meisten?<BR /><BR />Die eindeutige Antwort der Studie: „Ausschlaggebend sind die Mathematik- und Lesekompetenzen, sprich die Fähigkeit zum sinnerfassenden Lesen“, unterstrich Urban Perkmann vom Wifo. Sie bildeten somit die Grundpfeiler der finanziellen Grundbildung der Jugendlichen. Eine gewisse Rolle komme aber auch den Eltern zu: „Je gebildeter und vermögender das Elternhaus, desto besser die Mathematik- und Lesekompetenz und desto besser auch die Finanzbildung.“ In diesem Zusammenhang habe die Studie auch einen deutlichen Unterschied zwischen Jugendlichen ohne beziehungsweise mit Migrationshintergrund festgestellt.<BR /><BR />Spezielle Kurse zum Thema Finanzbildung in oder außerhalb der Schule sind laut der Studie weniger entscheidend. „Vereinfacht ausgedrückt: Es ist weniger wichtig, dass ein junger Mensch weiß, was ein Aktienportfolio ist, wenn er dafür rechnen und Zusammenhänge verstehen kann, was ihm erlaubt, zum Beispiel den für ihn passenden Handyvertrag auszusuchen oder Betrügereien im Internet zu erkennen.“ <BR /><BR />Wie geht es nun weiter? „Die Studie zeigt uns einige Herausforderungen auf, wenn die soziale Durchlässigkeit und die Gendergerechtigkeit gewährt werden soll“, betonte Wifo-Chef Georg Lun. Hier seien Schule, Eltern, aber auch Unternehmen und Verbände gefordert. Wichtigste Empfehlung an die Schule: „Die Lese- und Mathematikkompetenzen so früh wie möglich und konstant zu fördern und Finanzbildung nicht als eigenes Fach zu sehen, sondern fächerübergreifend zu vermitteln.“ <BR /><BR />Daneben seien – außerhalb der Schule – Sensibilisierungsmaßnahmen im Hinblick auf die Vorsorge – Stichwort Zusatzrente – wichtig, aber auch die Stärkung des Verbraucherschutzes und die Einbindung der Wirtschaftsverbände. <BR /><BR />„In Unternehmen kann jungen Menschen finanzielles Grundwissen besonders praktisch und anschaulich vorgelebt und vermittelt werden. Unternehmerinnen und Unternehmer sind einem besonderen wirtschaftlichen Risiko ausgesetzt, weshalb eine hohe finanzielle Grundbildung für sie wesentlich ist“, ergänzte Handelskammerpräsident Michl Ebner. <BR /><BR />„Der Erwerb von soliden Fähigkeiten im Lesen und im Rechnen stellt einen zentralen Faktor für den Aufbau einer finanziellen Grundkompetenz dar, die es bereits ab der Grundschule spezifisch zu fördern gilt. Besonders zu berücksichtigen sind dabei Schülerinnen und Schüler, die gefährdet sind, ein angemessenes Grundniveau an Finanzkompetenzen nicht zu erreichen“, kommentieren die Landesräte Philipp Achammer, Daniel Alfreider und Giuliano Vettorato die Studie.<BR />