Mit ungeheurer Wucht wurden Trümmer in die Luft geschleudert, große Rauchwolken breiteten sich über der Anlage aus. Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers gab es jedoch keinen Schaden am Reaktorgehäuse. Es sei mit keinem großen radioaktiven Leck zu rechnen. Unklar war, wie groß die Gefahr einer Kernschmelze war.Evakuierungsradius verdoppelt Premierminister Naoto Kan zeigte sich zwar besorgt über die Lage, sprach aber nicht von einer Kernschmelze. Nach der Explosion hatte die Regierung von einer „vermutlich sehr ernsten Situation“ gesprochen. Der Evakuierungsradius um die beschädigten Kernkraftwerke Fukushima Eins und Zwei wurde auf 20 Kilometer verdoppelt. Zu der Explosion war es während eines Nachbebens gekommen, wie der Betreiber der Anlage laut Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Bei der Detonation seien vier Menschen verletzt worden.Nach dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vom Freitag hatte sich die Lage in den Atommeilern durch den Ausfall des Kühlsystems dramatisch zugespitzt. Bei der Naturkatastrophe kamen nach Polizeiangaben vermutlich mehr als 1.200 Menschen ums Leben.Schon vor der Explosion war in der Nähe des Atomkraftwerks radioaktives Cäsium festgestellt worden, wie Kyodo unter Berufung auf die Atomsicherheitskommission berichtete. Nach Angaben von Greenpeace könnte das Cäsium auch beim Ablassen von Druck entwichen sein.Ausmaß der Schäden wird erst jetzt sichtbar Einen Tag nach dem Beben der Stärke 8,9 und dem verheerenden Tsunami, der bis weit ins Land hinein Schiffe, Häuser, Autos und Menschen mitgerissen hatte, wurde das Ausmaß der Schäden sichtbar. Tausende Häuser waren zerstört, Raffinerien brannten. Bisher wurden laut Polizei mehr als 430 Leichen geborgen, 784 Menschen galten als vermisst. In Krankenhäusern wurden Hunderte Verletzte behandelt. Etwa 210.000 Menschen verloren ihr Zuhause.In großen Teilen Japans bebte die Erde auch am Samstag. Die Menschen im Großraum Tokio wurden von einer neuen schweren Erschütterung aufgeschreckt. Auch in der Provinz Nagano gab es starke Nachbeben. Das Fernsehen zeigte Bilder von großflächigen Überschwemmungen an der Küste. Viele Menschen verbrachten die eiskalte Nacht frierend im Freien auf den Dächern umfluteter Häuser.TV: 10.000 Menschen in Hafenstadt Minamisanriku vermisstIn einer Hafenstadt im Nordosten Japans werden noch 10.000 Menschen vermisst. Wie der öffentlich-rechtliche Sender NHK am Samstag berichtete, geht es um den Ort Minamisanriku in der Präfektur Miyagi. Nach bisherigen Angaben der Behörden gab es durch die Naturkatastrophe in ganz Japan 1.400 Todesopfer und Vermisste. Tsunami-Warnungen in 50 LändernDas gewaltige Beben hatte Japan am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) erschüttert. Das Zentrum der Erdstöße lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand raste ins Landesinnere und riss alles mit sich, was ihr im Weg stand.Im gesamten Pazifikraum waren nach dem Beben in etwa 50 Ländern zeitweise Tsunami-Warnungen ausgelöst worden. In Kalifornien wurde ein junger Mann von der Welle mitgerissen und ertrank. In Ecuador waren mehr als 260.000 Menschen aus küstennahen Regionen in Sicherheit gebracht worden, in Chile wurden ebenfalls Zehntausende Bewohner aus tief gelegenen Küstenstrichen in höheres Gelände gebracht.