
„ Ist es da tatsächlich möglich, dass der „Mieterschutz“ nach Jahren des Tiefschlafes nichts anderes vorschlägt als Mehrgenerationenprojekte? ”
— Isabelle Hansen
Das Thema Wohnungsnot und vor allen Dingen unbezahlbare Miet- und exorbitante Wohnungspreise machen den Südtirolern das Leben nicht erst seit gestern schwer. Das Problem besteht seit Jahren, ja Jahrzehnten. Und von einer Lösung sind wir weiter entfernt als je zuvor.
Ist es da tatsächlich möglich, dass der „Mieterschutz“ nach Jahren des Tiefschlafes nichts anderes vorschlägt als Mehrgenerationenprojekte? Die sich dann bei genauem Zuhören als simple Untervermietung entpuppen? Wir lösen unser Wohnungsproblem, indem wir älteren alleinstehenden Personen nahelegen, ein Zimmer zu vermieten – und der Untermieter dafür dann den Einkauf oder die Reinigung der Toiletten übernimmt?
Bitte zwickt mich wer, damit ich aufwache und feststelle, das war nur ein böser Traum. Denn mir war so, als hätte mein Interviewpartner auf die Frage, ob es nicht einfach niedrigere Mieten brauche, geantwortet, „dann verdient ja der Vermieter weniger“. Und mir träumte auch, er hätte auf die Mietbeiträge der öffentlichen Hand verwiesen.

„ Wenn selbstredend davon ausgegangen wird, dass weite Teile der Bevölkerung – gesunde, arbeitsfähige Bürger mit Vollzeitjob – nur über die Runden kommen, wenn ihnen die öffentliche Hand Almosen gibt, dann läuft etwas falsch. ”
— Isabelle Hansen
Das kann nur ein böser Traum gewesen sein, denn der „Mieterschutz“ setzt sich aus den 3 großen Gewerkschaften CGIL/AGB, SGB/CISL und UIL/SGK zusammen. Und die fordern tatsächlich nicht, dass Arbeitnehmer, die Vollzeit arbeiten, endlich in der Lage sein müssen, sich ihre Wohnung aus eigener Kraft selber leisten zu können, ohne dann von Wasser und Brot leben zu müssen? Die fordern nicht die Erhöhung der Gehälter oder politische Maßnamen zur Senkung der Miet- und Wohnungspreise? Die schlagen die Untervermietung von Zimmern gegen Hilfestellungen vor? Als Perspektive?
Ich bin durchaus eine Verfechterin des Sozialstaates, wenn das bedeutet, dass die öffentliche Hand in Ausnahmefällen Personen unter die Arme greift. Wir sind eine Solidargemeinschaft, da muss so etwas selbstverständlich sein. Aber wenn selbstredend davon ausgegangen wird, dass weite Teile der Bevölkerung – gesunde, arbeitsfähige Bürger mit Vollzeitjob – nur über die Runden kommen, wenn ihnen die öffentliche Hand Almosen gibt, dann läuft etwas falsch.
Und wenn Gewerkschaften und „Mieterschutz“ dagegen nicht Sturm laufen, dann haben sie ihre Aufgabe nicht verstanden. Das ist nicht nur bedauerlich, das ist katastrophal und fahrlässig. Denn der nächste Vollmond kommt bestimmt.