Wie das System funktioniert, durften wir bei einer Simulation in der Feuerwache in Bozen live miterleben. Zudem beantwortet Auer im Interview mit STOL die wichtigsten Fragen in Bezug auf Autobrände. <BR /><BR /><b>STOL: Ein bis 2 Mal in der Woche werden Sie zu einem Fahrzeugbrand gerufen. Warum aber geraten Autos in Brand?</b><BR />Hauptbrandinspektor Christian Auer: Wenn es nicht Brandstiftung ist, ist die Ursache meist technischer Natur auch in Kombination mit mechanischen Mängeln oder marode Öl- oder Kraftstoffleitungen. Benzin ist ein hochbrennbarer Stoff, der durch Kunststoffschläuche durch x Gerätschaften hindurch muss. Wenn da auch nur ein kleines Leck ist, kann Treibstoff austreten und sich durch die Hitze z. B. des Auspuffs sehr leicht entzünden. Eine weitere Ursache kann ein Defekt an Elektrik oder Elektronik einschließlich Kurzschluss sein. Ein Auto kann auch in Folge eines Unfalls zum Beispiel bei Treibstoffaustritt in Brand geraten. Brennende Autos entwickeln heutzutage generell eine größere Hitze und mehr Flammen als noch vor einigen Jahrzehnten Das liegt an der deutlichen Zunahme verbauter brennbarer Stoffe: Mehr Dämmung, mehr Kunststoffe, breitere Reifen. Auch die andere Beschaffenheit der Polster ist ein Grund dafür. Ein klares Muster lässt sich bei Autobränden aber nicht feststellen. Es brennen nicht nur alte Autos, sondern genauso neue Modelle und Autos aller Betriebsarten.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="879026_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: E-Autos sollen öfter brennen als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Stimmt das?</b><BR />Auer: Nein, absolut nicht. Da geht Wahrnehmung und Wirklichkeit weit auseinander. Elektroautos brennen sehr, sehr selten. Man spricht von einem Prozentsatz von 0,03 Prozent. Elektroauto-Brände erfahren nur mehr Aufmerksamkeit, weil diese Antriebsart neuer ist. Wenn in den USA ein Tesla brennt, weiß es auch hierzulande jeder. Wenn bei uns ein Benziner brennt, wird das in den USA wohl kaum jemanden interessieren. In Südtirol hat allerdings tatsächlich noch nie ein reines Elektroauto gebrannt. Es waren hybride Fahrzeuge, wie letztens in Leifers, E-Quads oder Elektroroller. Letztere meist von schlechter Qualität. Statistisch gesehen brennen Hybrid-Autos am häufigsten. <BR /><BR /><b>STOL: Woran liegt das?</b><BR />Auer: Bei den Hybriden treffen ja 2 Technologien aufeinander. Der konventionelle Benzinmotor und der Elektromotor müssen auf engstem Raum untergebracht werden. Zwei Systeme bedeuten also eine komplexere, wartungsintensivere und fehleranfälligere Technik.<BR /><BR /><b>STOL: Worin liegt der Unterschied beim Löschen von herkömmlichen Fahrzeugen und E-Fahrzeugen?</b><BR />Auer: Anders als bei brennendem Treibstoff, dem wir meist durch Löschschaum den notwendigen Sauerstoff entziehen, ist bei Lithium-Ionen-Akkus Wasser das geeignete Löschmittel. Das Problem beim E-Auto-Brand ist der sogenannte Thermal Runaway. Dabei wird innerhalb der Lithium-Ionen-Batterie eine unaufhaltbare Kettenreaktion in Gang gesetzt. Eine Batterie entzündet die nächste wie in einer Art Domino-Effekt. Innerhalb von Sekunden kommt es zu einem extremen Temperaturanstieg und die im Akku gespeicherte Energie wird schlagartig freigesetzt. Der „Thermal Runaway“ ist nur durch Kühlen aufzuhalten. Es reicht nicht, die sichtbaren Flammen zu ersticken. Denn auch wenn das Fahrzeug äußerlich gelöscht aussieht, kann der Schein trügen. Das Feuer kann immer wieder aufflammen. Deshalb muss der Akku einmal komplett gelöscht und heruntergekühlt sein. Ansonsten würden die chemischen Vorgänge im Akku immer weiterlaufen. <BR /><BR /><b>STOL: Was gibt es zum Runterkühlen des Akkus für Möglichkeiten?</b><BR />Auer: Es gibt verschiedene Löschtechniken. Zum Beispiel können sogenannte Löschdorne durch das Batteriegehäuse getrieben werden, um den Akku mit Wasser zu fluten. Getestet werden auch Löschdecken, die das gesamte Fahrzeug bedecken. Meiner Meinung nach ist aber das Kühlen von außen immer noch die effektivste Methode. <BR /><BR /><b>STOL: Wie genau geht die Feuerwehr da vor?</b><BR />Auer: Unter dem Löschen des eigentlichen Brandes, wird die Batterie mit viel Wasser von außen gekühlt, dann kommt der Spezial-Container der Berufsfeuerwehr zum Einsatz, den wir im Fall der Fälle auf einen unserer Lkws packen und zur Einsatzstelle bringen können. Es ist der einzige Container dieser Art in Südtirol. Bisher haben wir ihn aber - wie gesagt - für den Ernstfall nie gebraucht. <BR /><BR /><b>STOL: Was ist das für ein Container?</b><BR />Auer: Der Container kommt eigentlich aus der Entwicklung von Porsche. Die österreichische Firma hat für Porsche den Elektroantrieb entwickelt und bei all den Testläufen sind immer mal wieder Fahrzeuge in Brand geraten. Um nicht jedes Mal die Werksfeuerwehr rufen zu müssen, hat man diese Container entwickelt, in die man die Autos einfach reinzog. Dieses System haben die Feuerwehren dann auch übernommen. <BR /><BR /><b>STOL: Wie funktioniert das Ganze?</b><BR />Auer: Das brennende E-Auto wird mittels Seilwinde in den Container gezogen. Um den Container zu schützen läuft währenddessen bereits die Sprenkelanlage. Anschließend wird der Container verschlossen und soweit geflutet, bis die Batterie unter Wasser steht. Das Auto bleibt dort dann mehrere Stunden bis Tage, bis die Batterie abgekühlt und die Gefahr einer Selbstzündung vorbei ist. (Siehe Video der Simulation am Gelände der Berufsfeuerwehr Bozen) Natürlich klingt das in der Theorie einfacher als es in der Realität ist und das alles stellt uns vor neue Herausforderungen: Für den Container muss am Einsatzort eine ebene Fläche gefunden werden, wo er dann auch eine Zeitlang stehen bleiben kann und im Winter muss mandarauf achten, dass das Wasser nicht einfriert…<BR /><BR /><b>STOL: Woraus besteht der Container?</b><BR />Auer: Unser Container besteht aus rostfreiem Inox-Stahl und kann wiederverwendet werden, auf dem Markt gibt allerdings auch Einweg-Folien aus Kunststoff, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden müssen. <BR /><BR /><b>STOL: Was aber, wenn ein E-Bus brennt? Ein solcher passt nicht in den Container...</b><BR />Auer: Stimmt, allerdings sind E-Busse so konzipiert, dass man sehr leicht an die Batterie dran kommt. Sie befindet sich im hinteren Bereich und ist bereits in speziellen Wannen untergebracht, die man direkt fluten bzw. kühlen kann. <BR /><BR /><b>STOL: Was ist beim Laden eines Elektroauto-Akkus zu beachten?</b><BR />Auer: Wir als Berufsfeuerwehr planen gerade einen Sensibilisierungsfilm zu dem Thema. Denn viele stecken ihr E-Auto an eine normale Steckdose in der Garage an und das birgt eine gewisse Gefahr. Eine normale Steckdose ist nicht darauf ausgelegt, diese 3 kW/h, die da durch gehen, über Stunden zu halten. Wenn die die Steckdose neu ist, ist es meist noch kein Problem. Ist sie aber schon älter, sind die Kontakte einfach nicht dazu ausgelegt. Wir appellieren an die Besitzer von E-Autos sich ein Wallbox fachgerecht installieren zu lassen.<BR /><BR /><b>STOL: Was tun, wenn das Auto brennt – ganz gleich ob Verbrenner, Hybrid oder E-Auto?</b><BR />Auer: Sollte ein Auto brennen oder während der Fahrt zu Qualmen beginnen, sollte man das Fahrzeug an einem sicheren Ort abstellen, Warnblinkanlage anmachen, das Fahrzeug zügig verlassen und sich und eventuelle Insassen in Sicherheit bringen, Abstand zum Auto halten und umgehend den Notruf wählen. Auf das Eintreffen der Rettungskräfte warten und die Feuerwehr gegebenenfalls einweisen. Wenn irgendwie möglich, sollte man auch alle wichtigen persönlichen Dokumente und Wertgegenstände mitnehmen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-58861135_listbox" /><BR /><BR /><BR />