„Es war eine perfekte Reise. Ich würde es genauso wieder tun“, sagte Roger Federer vergangene Woche nach seinem letzten offiziellen Auftritt als Tennisprofi. Auch wenn er das Spiel verlor, es war ein würdiges Finale seiner Karriere. An der Seite seines über Jahre hinweg schärfsten Rivalen Rafael Nadal sendeten beide während und nach dem Match eine klare Message aus. Jene, dass Werte wie Respekt, Kollegialität und Empathie überall Platz haben (müssen). Und zwar im Rahmen eines gesunden Wettbewerbs, dessen Grenzen jeder kennen sollte. Händchenhaltend und mit Tränen in den Augen, teilten sie den Moment des Abschieds Federers von der Tenniswelt. Ein Bild für die Sport-Ewigkeit, das viral ging. <BR /><BR />Für Südtirols Nummer 1 Jannik Sinner war und ist „der Roger“ eines seiner größten Vorbilder, wie er immer wieder betont. Wegen dessen Verhaltens auf und abseits des Platzes. Auch wenn man mit Aktiven im Amateurbereich hierzulande spricht, stellt man schnell fest, dass Federer für ganz viele der Größte seines Sports war. Wohl wissend, dass er in den letzten Jahren von Nadal und Novak Djokovic in Sachen Titel längst ein- und überholt wurde. Weil Größe eben nicht (nur) vom Erfolg abhängt und mehr ist als die Summer der Grand-Slam-Siege.<BR /><BR /> Unter dem sportlichen Gesichtspunkt gelang es Federer, alles so leicht aussehen zu lassen, obwohl dahinter – wie bei jedem Spitzensportler – harte Arbeit steckte. Er war ein Ästhet, der auf dem Platz meist unaufgeregt und souverän auftrat. Diese Eigenschaften machten ihn übrigens in den Anfangsjahren seiner Profikarriere bei Sponsoren nicht sonderlich beliebt, die an extravagante Charaktere wie den US-Amerikaner Andre Agassi gewöhnt waren. Farblos sei er, hieß es, und schwer zu vermarkten. Mit der Zeit änderte sich das, Federer wurde zum begehrten Werbepartner mit Multimillionen-Dollarverträgen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56272023_quote" /><BR /><BR />Auch das, so hatte man den Eindruck, ließ ihn nie abheben. Allüren kannte er nicht: In seiner Schweizer Heimat mischte er sich gern unter die Leute, besuchte dieselben Orte wie andere Eidgenossen eben auch. Skandalblättern hatte er nichts zu bieten, war er zu langweilig, zu normal. <BR /><BR />Es sind Persönlichkeiten wie Federer, die zeigen, dass Normalität oder sagen wir Authentizität, etwas Gutes ist, besonders in einer Zeit, in der viele – auch Sportler – alles tun, um auf sich aufmerksam zu machen. Durch Inszenierung, „Lautheit“ und verzerrte Selbstdarstellung. Der Weltsportler Federer hatte all das nicht nötig. Auch das war Teil seiner Größe. <BR /><BR />Dass „unser Jannik“ dem Schweizer in vielen Belangen ähnelt, macht den Sextner zu einem Hoffnungsträger für die Sportwelt – nach dem Ende der Ära Federer und weit über Südtirol hinaus. <BR /><BR /> <a href="mailto:rainer.hilpold@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">rainer.hilpold@athesia.it</a>