Viele Männer aus dem Tal verließen jedes Jahr ihre Heimat, um einige Monate in den Städten im Norden Tirols oder noch weiter weg zu arbeiten: In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, vor dem Aufkommen des Fremdenverkehrs, war das karge Einkommen aus Landwirtschaft und Viehzucht nicht ausreichend, um den Lebensunterhalt der Menschen in Fassa zu sichern. <h3> Maler aus Fassa im Norden</h3>Es waren vor allem Maler, Anstreicher und Dekorateure. Eine der beliebtesten Routen führte durch das Gadertal und das Ahrntal über die Hohen Tauern nach Krimml. Die Wanderung dauerte Wochen, und eine beliebte Raststation war das Krimmler Tauernhaus.<BR /><BR />2016 wurde dieses Haus, das im Besitz der Familie Geisler ist, renoviert und stark erweitert. Aber die Besitzer haben eine alte Holzstube erhalten, in der man noch die Inschriften und Zeichnungen sehen kann, die die „pitores“ im 19. Jahrhundert an den Wänden hinterließen: Inschriften mit Namen, Daten, kurzen Grußformeln und Hinweisen auf das Fassatal, welche die Ladiner, die hierher kommen, begeistern.<BR /><BR />Es handelt sich um ein für die ladinische Geschichte und Identität wichtiges Erbe, das vom Istitut Cultural Ladin erforscht wurde; die Ergebnisse wurden in den Büchern „Pitores e Colores“ (ICL, 2000) und „Pitores a la foresta“ (ICL 2004) veröffentlicht.<BR /><BR />Vor 3 Jahren unternahm die Union di Ladins de Fascia mit ihrem Präsidenten Fernando Brunel, der selbst Maler ist, eine Exkursion zum Krimmler Tauernhaus, um das Wissen über dieses Erbe zu verbreiten. Bei dieser Gelegenheit wurde die Idee geboren, ein Zeichen zu hinterlassen, das diese Seite der Geschichte des Fassatals in Erinnerung hält. Hüttenwirt Friedl Geisler und seine Familie nahmen den Vorschlag mit Begeisterung auf. <BR /><BR />Die Pandemie verzögerte das Vorhaben, aber Ende Juni besuchte Brunel in Begleitung des Vizepräsidenten des Ladinischen Kulturinstituts, Francesco Dellantonio, das Krimmler Tauernhaus und malte auf einen der Spiegel in der alten Stube das „Pèster“, den historischen Hirten, das Verwaltungssymbol des Tals, das Heiligste Herz Jesu mit der Aufschrift IHS und die ladinische und die historische Tiroler Fahne, Symbole der Identität, begleitet von Blumen und anderen traditionellen Elementen der fassanischen Koloristen und der Aufschrift „Oh bon Die benedesc e vèrda via chi che se pascenta chiò do aer fat fadia“ (Oh guter Gott, segne und beschütze die Müden, die hier rasten).<h3> Feierliche Enthüllung</h3>Am 8. Juli wurde das Gemälde enthüllt. Brunel erinnerte an den historischen und emotionalen Wert, den die Stube für die Fassaner habe. Er dankte den Eigentümern für die Erhaltung der Stube und schenkte ihnen ein Gemälde, das in dem kleinen Museum des Hauses aufbewahrt werden soll. <BR /><BR />Die Vizepräsidentin der Union Generela di Ladins dla Dolomites, Milva Mussner, brachte die blau-weiß-grüne ladinische Fahne als Geschenk mit und erläuterte ihre Bedeutung. Francesco Dellantonio überbrachte die Publikationen des Ladinischen Kulturinstituts, die an die Routen der Fassaner Saisonarbeiter, mit der Übersetzung der Passagen über das Krimmler Tauernhaus ins Deutsche.<BR /><BR />Friedl Geisler bedankte sich herzlich bei seinen ladinischen Freunden und äußerte die Hoffnung, dass die Verbindung auch in Zukunft bestehen bleiben möge.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55271413_gallery" />