1500 Südtiroler erleiden jedes Jahr einen Herzinfarkt. Je schneller ein Infarkt erkannt wird, desto größer sind die Chancen, schwerwiegende Folgen vermeiden zu können. Dr. Alex Zanvettor, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin beim landesweiten Dienst für Notfallmedizin, hat fast täglich mit solchen Fällen zu tun. In Südtirol gehören Thoraxschmerzen zu den häufigsten Notarzteinsätzen. <BR /><BR /><b>STOL: Herr Dr. Zanvettor, wie erkennt man einen Herzinfarkt?</b><BR /><BR />Dr. Alex Zanvettor: Zu den klassischen Symptomen beim Herzinfarkt zählen Schmerzen im Brustbereich, die bis in die Arme ausstrahlen können. Klassisch spricht man von Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm. Dazu können weitere Symptome kommen, wie Schweißausbrüche, Übelkeit, Blässe und Atemnot. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56309704_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Treten bei Männern und Frauen unterschiedliche Symptome auf?</b><BR /><BR />Dr. Alex Zanvettor: Ja. Die klassischen Symptome wie Brustschmerzen und Schweißausbrüche zeigen sich vor allem bei Männern. Bei Frauen können hingegen auch untypische Symptome wie Magenschmerzen, Kieferschmerzen und Bauchschmerzen auftreten. Außerdem sind die Symptome bei Frauen oft weniger stark ausgeprägt als bei Männern. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56309707_listbox" /><BR /><BR /><b>STOL: Wer ist besonders betroffen?</b><BR /><BR />Dr. Zanvettor: In der Regel sind mehr Männer von einem Herzinfarkt betroffen als Frauen. Die Betroffenheit nimmt mit steigendem Alter zu. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56311710_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Was passiert bei einem Herzinfarkt in unserem Körper?</b><BR /><BR />Dr. Zanvettor: Bei einem klassischen Herzinfarkt kommt es zum Absterben von Herzmuskelzellen. Durch die Verengungen eines oder mehrerer Herzkranzgefäße kommt es zu einer anhaltenden Minderversorgung des Herzmuskels mit Blut. Das Herz leidet also unter einem Sauerstoffmangel. Ist der Herzinfarkt sehr stark ausgeprägt, so kann es zu einem Herzkreislaufstillstand kommen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="817940_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: Das Gefährliche am Herzinfarkt ist also, wenn er nicht früh genug erkannt wird und zu lange gewartet wird?</b><BR /><BR />Dr. Zanvettor: Ja, genau. Im Zweifelsfall sollte wirklich immer der Notruf gewählt werden: Besser einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen. Sobald die klassischen Symptome auftreten und besonders wenn diese sehr stark sind, muss umgehend die 112 gewählt werden, sodass schnell Hilfe kommt. <BR /><BR />Der Thoraxschmerz kann neben dem Herzinfarkt auch andere Ursachen haben: Oft können auch harmlose Ursachen – wie etwa ein überempfindlicher Magen – zu Thoraxschmerzen führen. Lebensbedrohlich wird ein Herzinfarkt, wenn er nicht erkannt wird, zu lange gewartet wird und es zu einem Herzkreislaufstillstand kommt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56309708_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Wie handle ich im Ernstfall richtig?</b><BR /><BR />Dr. Zanvettor: Besteht der Verdacht, dass es sich um einen Herzinfarkt handeln könnte, so soll zunächst darauf geachtet werden, dass sich der Patient in Ruhe hinsetzen kann. Anschließend gilt es umgehend den Notruf 112 zu wählen. Schließlich ist es wichtig, beim Patienten zu bleiben, bis der Rettungsdienst eintrifft. <BR /><BR />Sollte ein Herzkreislaufstillstand eintreten, muss umgehend mit einer Herzdruckmassage begonnen werden, die am Telefon von einem Mitarbeiter der Landesnotrufzentrale professionell angeleitet wird. Deshalb ist es wichtig, dass wirklich jeder zumindest einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat. Die Durchführung der Herzdruckmassage bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ist enorm wichtig, denn die ersten Minuten machen den Unterschied: Wenn man in den ersten Minuten nicht reanimiert, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit drastisch. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56309709_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Wie wird ein Herzinfarkt schließlich medizinisch behandelt?</b><BR /><BR />Dr. Zanvettor: Wird ein Herzinfarkt frühzeitig erkannt, ist er in der modernen Medizin relativ gut behandelbar. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Behandlung. Normalerweise werden mit einem Herzkatheter sogenannte Stents gesetzt, damit sich die Herzkranzgefäße wieder öffnen. Dabei fährt der Arzt mit einem Metalldraht über eine Leistenarterie ins Herz und setzt dort die Stents, damit wieder ausreichend Blut zum Herz fließen kann.<BR /><BR />Wenn eine schwere Verengung vorherrscht oder mehrere Orte verengt sind, kann eine Bypass-Operation nötig sein, wobei ein Bypass (Umleitung) das Blut an einer Engstelle der Herzkranzgefäße vorbeiführt.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/gesundheit/sexualleben-mit-krankem-herzen-was-der-mediziner-dazu-sagt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wie man einen Herzinfarkt vermeidet, aber auch wie man danach weiterlebt und vor allem, wie es um das Liebesleben danach steht, das war kürzlich zentrales Thema des diesjährigen Weltherztages.</a><BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/panorama/suedtiroler-erforscht-warum-frau-und-mann-unterschiedlich-erkranken" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Auch interessant: Der Kalterer Molekularbiologe Dr. Daniel Andergassen erforscht, warum Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern und Frauen anders verlaufen.</a>