Dienstag, 17. Oktober 2023

„Ich werfe mein Vieh nicht dem Bären zum Fraß vor“

Schon seit einigen Wochen wütet ein Großraubtier im Flaggertal (Gemeinde Franzensfeste) und auf den umliegenden Almen, nun steht offiziell fest, was sich schon abgezeichnet hatte: Es war ein Bär. Zahlreiche Schafe wurden gerissen, Dutzende in alle Windrichtungen versprengt – sie sind noch immer verschwunden. Hirten und Züchter sind resigniert. Mit Unverständnis reagieren sie auf die fehlende Information über die Bärenpräsenz von offizieller Seite.

Eines der 15 gerissenen Schafe: Das Rissbild weist laut Fachleuten recht klar auf einen Bären hin. - Foto: © privat

15 gerissene Schafe haben die Hirten und Schafzüchter in den letzten Wochen gefunden. Die Tiere hatten den Sommer auf der Alm Flagge und auf der Puntleider Alm in der Gemeinde Franzensfeste verbracht. Als sie die gerissenen Schafe fanden, boten sich ihnen schreckliche Bilder, Einem trächtigen Schaf war sogar das ungeborene Lamm aus dem Leib gerissen worden.

47 Schafe versprengt – Tiere sind total verschreckt

47 Schafe sind noch verschwunden, sie wurden von einem Raubtier in alle Windrichtungen versprengt: Einige Tiere sind nahe der Karspitze in Schalders, andere oberhalb von Durnholz im Sarntal aufgetaucht. Sie sind so verschreckt, dass sie nicht eingefangen werden können.

Rissbilder und Losungen ließen sofort einen Bären hinter den Angriffen vermuten, vor kurzem kam die offizielle Bestätigung: Es war tatsächlich ein Bär.

„Wir wurden in keinster Weise informiert“

Der Landwirt Ägidius Wieser aus Stilfes bringt alle seine Mutterkühe, Schafe, und Ziegen schon seit vielen Jahren zur Sommerweide auf der Puntleider Alm. Helmuth Grunser hat seine Schafherde schon seit vielen Jahren auf der hinteren Flaggeralm.

Foto: © privat



Verbittert sind die beiden vor allem darüber, dass sie von den zuständigen Behörden nicht darüber benachrichtigt wurden, dass sich in jenem Gebiet ein Bär herumtreibe. „Wir wurden in keinster Weise informiert. Hätte man uns sofort Bescheid gegeben, hätten wird reagieren und die Schafe ins Tal treiben bzw. erst gar nicht auf die Alm auftreiben können“, betont Wieser.

„So müssen wir es aufgeben“

Grunser und er sind nämlich überzeugt, dass dadurch nicht nur die Tiere auf der Alm, sondern auch ihr eigenes Leben, das von Mithelfern auf den Almen sowie das von Wanderern in Gefahr gebracht worden sei. „Wir haben die verschwundenen Schafe gesucht, nicht wissend, dass ein Bär in der Gegend herumstreift“, meint Wieser.

Einig sind sich die beiden darin, „dass es so nicht mehr weitergehen kann“. „So müssen wir es aufgeben, denn ich werfe mein Vieh nicht dem Bär oder Wolf zum Fressen vor“, betont Wieser. Er sieht das Projekt zur Wiederansiedlung von Bären „zu 100 Prozent gescheitert, weil man Angst haben muss, seine Nutztiere auf den Almen zu betreuen“.

Das sagt der Landes-Forstdirektor Günther Unterthiner dazu

„Eine erste Rissmeldung ging am Samstag 19. August ein. Am Sonntag machten 2 Förster den Lokalaugenschein auf der Flaggeralm. Der Almbetreiber Ellecosta Hubert war telefonisch nicht zu erreichen, wurde dann auf der Alm angetroffen und darauf aufmerksam gemacht, dass es sich laut Rissbild um eine Bärenattacke handelt.“

„Beim Rückweg konnte auch der zitierte Grunser Helmuth bei der Almhütte angetroffen werden. Die Förster zeigten ihm die Fotos der gerissenen Schafe mit dem Hinweis, dass es sehr wahrscheinlich ein Bär gewesen war. Die Schafalpung erfolgt auf der Flaggeralm mit gelegentlicher Kontrolle, ohne jeglichen Herdenschutz. Es ist also gelogen, dass die Behörden niemand über die Anwesenheit eines Bären informiert hätten. Leider zieht sich diese Art der Meldungen schon sehr lange wie ein roter Faden durch“, so Unterthiner.

mf

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