„Es war Sonntag um 21:29 Uhr, als ich meine Zähne putzte. Plötzlich fegte eine dermaßen starke Windböe übers Haus, dass man hätte meinen können, dass das Dach jeden Moment wegfliegt. Der Spuk dauerte nur wenige Sekunden und dann war alles wieder ruhig“, berichtet Florian Schmalzl.<BR /><BR />Der plötzliche Windstoß hatte ihn neugierig gemacht und sofort kontrollierte der Hobbymeteorologe die Live-Werte seiner Wetterstation am Handy. „74 Stundenkilometer (km/h) wurden gemessen. Das ist zwar noch ein Stück vom Geschwindigkeitsrekord entfernt, aber immerhin entsprach die Böe Windstärke 8 'stürmischer Wind“, erklärt Schmalzl.<BR /><BR />An sich war die Windböe also nicht außergewöhnlich stark. Allerdings gaben einige andere Faktoren dem Hobbymeteorologen Rätsel auf.<BR /><BR />„Weder davor noch danach wurde keine vergleichbar starke Windböe gemessen – es gab zu beiden Zeiten lediglich schwachen Wind. Die Windböe um 21:29 Uhr tauchte also wie aus dem Nichts auf und war ein extremer Ausreißer“, so Schmalzl.<BR /><BR />Außerdem habe eine andere Wetterstation, die sich nur in einem Kilometer Entfernung zu Schmalzl Wetterstation im Dorfzentrum von Marling befindet, die Windböe nicht aufgezeichnet. Auch von Schmalzls zweiten Wetterstation am Marlinger Berg wurde die Böe nicht aufgezeichnet: „Zwischen 21 und 22 Uhr betrug dort das Windmaximum gerade einmal 15 Kilometer pro Stunde.“ Auf Nachfrage bestätigte auch Landesmeteorologe Dieter Peterlin, dass keine der Wetterstationen die Böe aufgezeichnet hat.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="882440_image" /></div> <BR /><BR />Dass keine andere Wetterstation, die Windböe aufgezeichnet hat, machte Schmalzl stutzig: „Die Windböe kam aus Richtung Nordwest. Theoretisch hätten beide anderen Wetterstationen in Marling die Böe messen müssen, weil sie sich nordwestlich von meiner Station befinden. Wie beschrieben war das aber nicht der Fall.“<h3> Extrem lokales Ereignis</h3>Eine präzise Erklärung für dieses außergewöhnliche Wetterphänomen haben weder Schmalzl noch Peterlin parat: „Zusammenfassend kann man sagen, dass die Windböe ein extrem lokales Ereignis war. Meteorologisch habe ich dafür nicht wirklich eine Erklärung, denn es war weit und breit kein Regenschauer oder Gewitter in der Nähe. Da kann es nämlich durchaus vorkommen, dass der Wind kurz und lokal begrenzt stark auffrischt, weil kalte Luft aus der Höhe durch den Regen schlagartig zu Boden fällt (Downburst). Ich vermute, dass es sich um eine durch Hindernisse verstärkte und umgelenkte Föhnwind-Böe handelte. Für mich zumindest war das äußerst interessant zu beobachten“, schreibt Schmalzl auf seiner Seite.<BR /><BR />Auch der Landesmeteorologe schließt sich dieser Vermutung an: „Stärkere Windböen können bei Föhn durchaus lokal begrenzt vorkommen. 74 Stundenkilometer ist eine beachtliche Geschwindigkeit aber noch nicht extrem. In diesem Fall ist es tatsächlich denkbar, dass es zu einer Überlagerung des Föhns gekommen ist, weil der Wind von einem Hindernis aufgestaut wurde.“