Waltraud Trakofler besitzt sie alle. Von Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Josef, von Erzherzog Franz Ferdinand, Emma Hellensteiner und noch von vielen weiteren bekannten und weniger bekannten Menschen: die Gedenkkarten oder „Sterbebilder“ aus vergangenen Tagen. <BR /><BR />Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn man das Zimmer von Waltraud Trakofler betritt, in dem sie ihre Sammlungen aufbewahrt. Dutzende Ledermappen, die sich in den Regalen aneinanderreihen, voll gefüllte und aufeinander gestapelte Schachteln, kunstvoll gestaltete Andenk- und Sterbebilder soweit das Auge reicht. Verblasste Erinnerungen in der Luft. Trakoflers außergewöhnliche und umfangreiche Sammlung von Sterbebildern ist wahrlich ein einzigartiger und kostbarer Schatz. Lange schon hat sich ihr Spaß am Sammeln zu einer echten Leidenschaft entwickelt. Ein Hobby, für das sie viel Zeit, Energie und Geld aufbringt. Ein Hobby, das ihr Freude bereitet und durch das sie auch viel gelernt hat, wie sie im Interview erzählt.<BR /><BR /><b>Frau Trakofler, wie viele Sterbebilder haben Sie bisher gesammelt?</b><BR />Waltraud Trakofler: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es werden nun schon viele Tausend sein, ich denke so um die 30.000. Ich müsste sie irgendwann einmal alle zählen. Viele muss ich erst noch in die Mappen einordnen, beschriften und sortieren. Das ist viel Arbeit. Vielleicht findet sich ja jemand, der mir dabei helfen möchte. Besonders beim Arbeiten am Computer könnte ich Hilfe brauchen. Es wäre toll, wenn man alle Bilder auch digital hätte. Ich habe zwar einen Computerkurs gemacht, aber …<BR /><BR /><embed id="dtext86-61972350_gallery" /><BR /><BR /><b>Welches System haben Sie beim Einordnen? Ordnen Sie die Bilder chronologisch?</b><BR />Trakofler: Nein, ich ordne sie nach Motiven. In manchen Mappen sind Sterbebilder mit Kirchen und Kapellen, in anderen mit Kreuzen oder Heiligen, mit Soldaten oder Landschaften und Blumen.<BR /><BR /><b>Welches ist Ihr ältestes Sterbebild?</b><BR />Trakofler: Das stammt von 1772. Es ist ein Schwarz-Weiß-Bild aus hauchdünnem Papier, ein sogenanntes „Hauch-Bildchen“. Es ist eines der ersten Sterbebilder, in den Jahren vorher gab es die Ankündigungsbilder oder Totenzettel. Die ersten Sterbebilder wurden nur in Amsterdam mithilfe von teuren und aufwendig bearbeiteten Kupferplatten gedruckt. Erst um das Jahr 1830 wurden die Steindrucke eingesetzt und Bibelsprüche oder Verse gedruckt. Später kam dann meist noch ein Ablassgebet dazu.<BR /><BR /><b>Seit wann sammeln Sie Sterbebilder und wo finden Sie sie?</b><BR />Trakofler: Ich sammle schon seit mehr als 40 Jahren. Mir gefällt das. Es entspannt mich und macht mir Spaß. Oft vergesse ich die Zeit und sitze bis spät in die Nacht hinein in meinem Sammelzimmer. Es ist sehr spannend, denn die Bilder sagen viel über das Leben der Verstorbenen aus. Immer wieder entdecke ich Neues auf den Bildern. Ich begebe mich sozusagen auf Spurensuche. Sehr viele Bilder habe ich auf Flohmärkten gefunden und gekauft. Zuweilen ist es auch ein recht kostspieliges Hobby, das muss ich schon sagen.<BR /><BR /><b>Welches Bild gefällt Ihnen persönlich am besten?</b><BR />Trakofler: Das ist schwer zu sagen. Viele sind einfach so wunderbar, weil sie sehr kunstvoll verziert sind – in feinster Handarbeit. Andere wieder zeigen wunderbare Motive oder Texte, die wirklich unter die Haut gehen.<BR /><BR /><b>Sie sammeln auch Heiligenbilder und Beichtzettel, die es früher gab?</b><BR />Trakofler: Ja. Die Heiligenbilder sind meistens sehr farbenfroh und wurden früher als Geschenke an Adelige oder Geistliche vor allem in Klöstern angefertigt. Sie sind besonders wertvoll. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren dies zunächst Weißschnitte auf Pergament und Papier. Später hat man sie dann auf Seide und Leinen mit Stahl-, Kupfer- oder Nadelstich gefertigt.<BR /><BR /><b>Es wäre sicher interessant, diese wertvolle Sammlung der Öffentlichkeit zu zeigen.</b><BR />Trakofler: Ich wäre gerne bereit, interessierten Leuten oder Gruppen meine Schätze zu zeigen und darüber zu erzählen. Auch eine Ausstellung wäre schön, dafür bräuchte ich jedoch einige helfende Hände beim Planen und Organisieren.<BR /><BR />So viel gäbe es noch zu sehen und zu entdecken – etwa Trakoflers persönliche Ahnentafel, die bis 1596 zurückreicht – in ihrem spannenden Sammelzimmer, einem Raum mit einem Hauch von Ewigkeit.