Pflegekräftemangel, Coronakrise: Viele soziale Einrichtungen – solche für Menschen mit Behinderung, aber auch Seniorenheime – fahren seit 2 Jahren auf Sparflamme. Im Juni musste auch die betreute Werkstatt in Kardaun ihre Öffnungszeiten reduzieren. Else Stieler, die Mutter eines der Betreuten, ging an die Öffentlichkeit: <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/tagesstaette-in-kardaun-muss-nun-teilweise-schliessen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">STOL berichtete wiederholt.</a> Schließlich gab es ein Treffen mit Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern, Albin, Kofler, den betroffenen Mitarbeitern und Führungskräften und den Eltern der Betreuten. Kollektivvertragliche Verbesserungen, bürokratische Erleichterungen wurden besprochen: <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/loesungen-fuer-betreuungsproblem-mit-gutem-gefuehl-nach-hause-gegangen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Wir sind heute mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen“, sagte Else Stieler damals.</a><BR /><BR />Nun, 3 Monate später, sagt sie: „Es hat sich nichts geändert.“ Noch immer seien die Öffnungszeiten der betreuten Werkstatt reduziert. „Man sagt uns immer: ,Jetzt dann wird es besser‘; es heißt, Geduld haben…aber nichts tut sich!“ Man müsse es einfach hinnehmen, dass die Dienste reduziert seien, sagt Stieler. „Man gewöhnt sich an vieles, nimmt es einfach hin. Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll.“ Inklusion sei ein schönes Wort, „aber momentan sind wir weit davon entfernt“.<h3> „Das geht jetzt seit 2 Jahren so“</h3>Auch Ruth Jamnik, die Leiterin der Struktur, in die Else Stielers Sohn geht, sagt: „Die Situation in der Wohngemeinschaft ist nach wie vor prekär. Es fehlen Betreuer.“ Eine Besserung sei zwar eingetreten: „Eine Frau haben wir als Sozialpflegerin in Ausbildung anstellen können, ebenso eine in der Werkstatt. Und auch Personal aus anderen Einrichtungen wird herangezogen, um den Dienst zu decken: aus dem Blindenzentrum springen etwa 2 Mitarbeiter bei uns ein.“ Aber das ändere wenig an der grundsätzlich brenzligen Personalsituation: „Wir sind auf Personalsuche. Jetzt hat wieder einer gekündigt. So geht es die ganze Zeit“, erklärt Jamnik. „Das geht jetzt seit 2 Jahren so, dass wir den Dienst mit vielen Opfern, Bereitschaft und Flexibilität der Mitarbeiter abgedeckt haben. Es ist nicht einfach, immer einspringen zu müssen und nie zu wissen, wie genau der Dienstplan aussieht.“<h3> Hoffen auf ein Ende der Impfpflicht für Mitarbeiter</h3>Alle hofften, dass mit Ende des Jahres die Impfpflicht für Mitarbeiter fällt, sagt sie: „Aber es ist schwierig. Wir versuchen das Möglichste, es schaut aber noch nicht rosig aus.“<BR /><BR />Auch der Direktor der Sozialdienste und der Seniorenwohnheime in der Bezirksgemeinschaft, Thomas Dusini, sagt: „Wir haben ein paar neue Mitarbeiter, das Hauptproblem ist aber geblieben.“ Auch er hoffe auf ein Ende der Impfpflicht. „Es tut sich schon was“: Einige Mitarbeiter in Ausbildung seien dazugekommen. „Wir hoffen, dass wir bald wieder in den Normalbetrieb gehen können. Prognosen dazu, wann das sein wird, kann ich nicht stellen.“<BR /><BR />Es bleibe eine große Herausforderung, den Standard von 2019 wiedeherzustellen. Dusini betont: „Das betrifft alle Dienste. Die Einrichtung in Kardaun ist vielleicht sogar am wenigsten betroffen.“ Andere Einrichtungen hätten ihre Öffnungszeiten bereits seit Juni 2020 reduziert. „In Kardaun ist das erst seit diesem Juni der Fall.“ Tageseinrichtungen für Senioren etwa seien landesweit größtenteils zu. „Personal fehlt einfach überall.“<BR /><BR />Der neue Bereichsvertrag habe aber bereits einige Wirkung gezeigt: „Bei den 24-Stunden-Diensten im Senioren- und Behindertenbereich sind einige Mitarbeiter dazugekommen. Es gab Verbesserungen auf Gehaltsebene und für Zusatzleistungen, bezahlten Sonderurlaub, Einstieg in höheren Funktionsebenen. Es hat sich schon etwas getan. Auch Ausbildungen für Quereinsteiger sind gestartet: Das erleichtert einiges. Dass von heute auf morgen alle Probleme behoben sind, geht nicht. Arbeitskräfte fehlen überall, nicht nur im Behindertenbereich.“ Gehalt, Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, Karrierechancen: „Es muss an vielen Schrauben gedreht werden, damit die Berufe im Sozialbereich mittelfristig wieder attraktiver werden.“<BR />